Was ist ein "nicht moralischer Konflikt"?

2 Antworten

Tatsächlich eine etwas seltsame Frage. Ich sage gleich, wenn dem Begriff eine bestimmte philosophische Theorie zugrundeliegt, kenne ich sie nicht.

Aus dem normalen Alltagsverstand heraus ist eigentlich jeder beliebige Konflikt, der eben keine moralische Entscheidung erfordert, ein nicht moralischer Konflikt. Also zum Beispiel ein rechtlicher Konflikt, bei dem es nur um die Frage geht, welche Handlung schreibt das Gesetz vor bzw. verbietet es? ZB wer bekommt bei der Scheidung das Sorgerecht für die Kinder? Oder: welcher Nachbar muss die Hecke auf der Grundstücksgrenze pflegen?

Oder ein Beziehungskonflikt, bei dem zwei streiten, ob sie heute ProSieben schauen oder RTL.... und wenn Opa sich noch einschaltet, den Musikantenstadl.

Ein ethisches Dilemma ist meist eine persönliche, akute Entscheidung in einer Notsituation zwischen zwei Optionen, die beide kein schönes Ende haben und rechtlich oft unklar sind, zB töte ich einen Menschen, um fünf weitere zu retten? Diese Fragen bewegen sich außerhalb von Gesetzesvorgaben, haben nichts mit Vorlieben oder Geschmack zu tun, sondern gehen an die Substanz der Moral des Entscheiders.

So würde ich das sehen, allerdings ohne die Lernunterlagen oder den Lehrstoff dazu zu kennen. Kann also falsch sein :)

Hi,- Ethik ist die logisch-theoretische Formulierung von Rechtsprinzipien auf der Grundlage systematischer Gerechtigkeitstheorien. Moral ist die handlungsleitende (psychologische) Übernahme dieser Prinzipien in die Haltung der Mitglieder einer Gesellschaft als Wertegemeinschaft. Beides ist normalerweise nicht voneinander zu trennen und nennt sich in der alltagspraktischen Konkretisierung >Gewissen<. - Daher gibt es eigentlich auch keinen "Nicht-Moralischen Konflikt" da eben beides zusammen gehört. Allerdings ist es möglich, dem Menschen trotz unethischen Verhaltens moralische Konsistenz bzw. Homogenität zu vermitteln, z. B. durch "erzieherischen Anpassungsdruck" in totalitären Systemen.

Beispiel: wenn wir vor dem Problem stünden, uns entscheiden zu müssen ob wir diesen oder jeden Menschen retten müßten weil wir nicht beide gleichzeitig retten könnten hätten wir ein ethisches Dilemma. Wenn uns ein System totalitärer Wertevermittlung beigebracht hätte, dass Mensch "A" mehr Wert wäre als Mensch "B" könnten wir in Übereinstimmung mit dieser Vorgabe handeln. Es wäre zwar nach wie vor ein ethisches Dilemma aber dieses würde keinen moralischen Konflikt auslösen weil es uns nicht bewußt wäre. Wir könnten ohne Wissen um dieses Dilemma in völliger Übereinstimmung mit unserer Haltung eine Entscheidung treffen.

Gruß 


Grautvornix16  26.01.2017, 22:20

PS. Also - ein "Nicht-Moralischer" Konflikt ist ein Widerspruch in sich und aus meiner Sicht eine unsinnige und damit nicht-beantwortbare Formulierung. Ein Nicht-Konflikt in diesem Sinne wäre nur dann eine Möglichkeit unter der Bedingung, dass man ein menschliches Bewußtsein von den grundsätzlichen ethischen Grundlagen seines Gewissens trennt und in eine subjektiv begrenzte Spähre eines hermetischen Moralempfindens transferriert (ein Prinzip, das alle totalitären Systeme verfolgen. Und damit sind nicht nur politisch-totalitäre Systeme gemeint). 

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