Worin liegt der Unterschied von einem aufgeklärtem Zeitalter und einem Zeitalter der Aufklärung?

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In einem aufgeklärten Zeitalter sind die Menschen, im Ganzen genommen (einzelne Ausnahmen sind möglich), fähig, ihren eigenen Verstand ohne Leitung eines anderen gut und sicher zu verwenden.

In einem Zeitalter der Aufklärung hat ein Vorgang des Herausgehens aus Unmündigkeit begonnen, Möglichkeiten zum freien Denken öffnen sich, die Hindernisse werden allmählich weniger, ein öffentlicher Gebrauch der Vernunft und Kritik geschieht zunehmend, aber es gibt im Allgemeinen noch Unmündigkeit.

Unterschied: In einem aufgeklärten Zeitalter ist der Zustand der Mündigkeit im Allgemeinen erreicht, in einem Zeitalter der Aufklärung sind die Menschen zwar auf dem Weg dorthin, aber das Ziel ist noch nicht erreicht. Die Entwicklung mit einem Wegräumen der Hindernisse ist noch nicht abgeschlossen.

Immanuel Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? In: Berlinische Monatsschrift (1784):  

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“

Das Wort „Ausgang“ bedeutet hier ein Herausgehen, also weg von einem Zustand der Unmündigkeit hin zu einem Zustand der Mündigkeit. Aufklärung ist damit ein Vorgang der Befreiung. Mündigkeit ist eine Fähigkeit zur Selbstbestimmung. Bei Unmündigkeit entscheidet ein Vormund, von dem jemand abhängig ist.

Unter Unmündigkeit versteht Kant das Unvermögen (die Unfähigkeit), sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

Die Menschen, die sich in selbstverschuldeter Unmündigkeit befinden, haben ausreichend Verstand, um selbst zu denken, unterlassen es aber und/oder trauen sich nicht. Sie lassen andere ihnen vorschreiben, was sie zu denken und wie sie zu handeln haben. Daher ist die Unmündigkeit selbst verschuldet. Ursachen der Unmündigkeit sind nach Kants Meinung Faulheit (bequeme Trägheit) und Feigheit (Mangel an Mut).

Der unmündige Mensch folgt ohne selbständiges Denken anderen Menschen, Gruppen, Einrichtungen und Einflüssen von außen. Autoritäten stellt er nicht in Frage.

„Wenn denn nun gefragt wird: Leben wir jetzt in einem aufgeklärten Zeitalter? so ist die Antwort: Nein, aber wohl in einem Zeitalter der Aufklärung. Daß die Menschen, wie die Sachen jetzt stehen, im Ganzen genommen, schon im Stande wären, oder darin auch nur gesetzt werden könnten, in Religionsdingen sich ihres eigenen Verstandes ohne Leitung eines Andern sicher und gut zu bedienen, daran fehlt noch sehr viel. Allein, daß jetzt ihnen doch das Feld geöffnet wird, sich dahin frei zu bearbeiten, und die Hindernisse der allgemeinen Aufklärung, oder des Ausganges aus ihrer selbst verschuldeten Unmündigkeit, allmälig weniger werden, davon haben wir doch deutliche Anzeigen.“


DKGBAhmad1412 
Fragesteller
 09.04.2018, 15:13

Vielen vielen Dank !!

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