Woraus besteht eine Pilotenausrüstung?

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Ich war Schon einmal mit der Klasse an der Nordsee. Und in Wilhelmshaven ist ein großer Militärflughafen. Da wurden wir eingeldaden & durften 50m neben F4 startenden Jets stehen. Da habe ich Persöhnlich mit einem Kampfpilot (der eine F-4 Phantom fliegt) unterhalten. Er meinte das die so ein Spezialanzug tragen, da wo die Venen & Arterien verlaufen, einen Luftpolster im Anzug gibt, der bei hohen G-Kräften verhindern soll das kein Blut ins Gehirn fließt.Wie das funktoniert weiß ich selbst nicht so ganz. LG Semih.

Hallo, habe die Frage erst jetzt entdeckt. Vielleicht liest es ja noch jemand und hat Interesse. Ich gebe mal mein Wissen aus 40 Jahren militärischer und ziviler Luftfahrt weiter.

Was ist mit Pilotenausrüstung (Jetpilot) gemeint? Alle Flugzeuge mit Strahlantrieb werden von Jetpiloten geflogen; das kann ein ziviler oder ein militärischer Pilot sein.

Ein ziviler Pilot fliegt entweder in Zivil oder, falls er bei einer Airline arbeitet, in Uniform. Beim Militär trägt man eine Fliegerkombi mit vielen Taschen, die auch im engen Cockpit eines Jets, eines Hubschraubers oder einer Transportmaschine zugänglich sein sollten.

Ich nehme an, hier geht es um die Kampffliegerei, die ja viele junge Männer beeindruckt. Also: Feuerfeste Unterwäsche, Fliegerkombi, Stiefel, Handschuhe, Anti-G-Hose, die über einen Luftschlauch mit der Druckanlage des Jets verbunden ist, sich beim Kurvenkampf aufbläst, damit die Ober- und Unterschenkel abdrückt und so verhindert, dass zuviel Blut in die Beine sackt. Dadurch bleibt das Blut im Kopf und man verhindert einen sog. "Blackout". Dann fehlt noch die Schwimmweste mit Notsender. Die Schwimmweste bläst sich bei Wasserberührung automatisch auf, der Notsender wird aktiviert bei der Sitz-Mann-Trennung vom Schleudersitz. Dann haben wir noch den Helm mit Atemmaske, Kopfhörer und in der Maske eingebautem Mikrophon. Der Helm hat heutzutage ein Klarsichtvisier gegen Vorgelschlag bzw. zum Schutz beim Sitzausschuss und ein Sonnenvisier. Beim neuen Pilotenhelm für den Eurofighter werden die Flugdaten wie beim HUD (Head-Up-Display) in das Visier eingespiegelt, egal, wie der Pilot den Kopf dreht.

Nun sitzt der Pilot auf dem Schleudersitz. In der Sitzwanne liegt zusammengefaltet ein Schlauchboot mit Survivalkit (Überlebensausrüstung). In der Rückenlehne sind Rettungsfallschirm und "Steuerschirm" eingebaut. Wenn der Pilot den Griff des Schleudersitzes zieht, wird - je nach Flugzeugtyp - das Dach abgeworfen oder über eine Sprengschnur zerstört. Dann wird die Körperrückholung aktiviert und der Sitz schießt aus der Maschine (bei 2-Mann-Jets oder Trainern der hintere Sitz zuerst). Dies geschieht unglaublich schnell mit einer Beschleunigung von bis zu 14 g, also dem 14fachen des eigenen Gewichts! Zwar nur für 1/10 sec., aber immerhin! Dies macht man über - typischerweise drei - Sprengsätze in der Sitzkanone. Nach dem Verlassen des Flugzeugs zündet ein "Raketenpack" unter der Sitzwanne und schießt den Sitz ca. 80 m über das Flugzeug. Dann wird der Steuerschirm über eine Kanone herausgeschossen und stabilisiert den Sitz. Bei einer Flughöhe unter 3000 m wird über einen Barostaten (eine Druckdose, die über den Luftdruck gesteuert wird) der Rettungsschirm freigegeben, ausgezogen und geöffnet. Die Anschnallgurte werden gelöst, Sauerstoffverbindung, Anti-G-Schlauch zur Hose und Funk werden getrennt. Der Sitz fällt im freien Fall zu Boden. Dabei werden Schlauchboot und Survivalkit aus der Sitzwanne gezogen und hängen an der Schwimmweste. Das Schlauchboot wird automatisch aufgeblasen und der Notsender wird aktiviert und sendet ein Peilsignal auf der militärischen und zivilen Notfrequenz. Der ganze Ausschussvorgang dauert nur ca. 3,5 sec.! Die heutigen Sitze sind sogenannte Zero-Zero-Sitze. Sie funktionieren also auch, wenn das Flugzeug am Boden steht. Russische Sitze retten einen Piloten auch bei Überschallgeschwindigkeit, in westlichen Sitzen ist die Speed auf ca. 600 Knoten, also etwa 1100 km/h begrenzt.

Bei Flügen im Gebirge wird der Barostat so eingestellt, dass die Sitz-Mann-Trennung schon bei 5000 m stattfindet (Alpen mit 3000 m in DE bzw. in CH oder AT mit über 4000 m). Und die o. a. 80 m Überhöhung beziehen sich bei einem Ausschuss aus dem Stand. Dann ist der Schirm bei ca. 65 m geöffnet.

Ich glaube, man kann gut nachvollziehen, wie komplex das ganze System ist, um einen Mann zu retten. Dafür müssen viele Leute dran arbeiten.

Und im Winter gibt es noch einen Kälteschutzanzug.


stargate4ever 
Beitragsersteller
 06.09.2012, 19:22

ich bin ein Mädchen, aber okay, danke ;)

Der Anzug muss dafür sorgen das sein Kopf nicht blutleer wird. Sonst fällt er nämlich runter