Wo hat die Meeresnymphe Thetis ihren Sohn Achilles versteckt und warum?
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Nach einer Fassung der griechischen Mythologie hat Thetis ihren Sohn Achilleus auf der Insel Skyros - zur Inselgruppe der Nördlichen Sporaden gehörend, in der Ägäis nordöstlich der Insel Euboia gelegen – im Palast des Königs Lykomedes versteckt, wo er als Mädchen verkleidet lebt.
Thetis hat Hinweise und Kenntnisse über eine Schicksalsbestimmung, nach der Achilleus entweder an einem kommenden Krieg (der Troianische Krieg) teilnehmen und unvergänglichen Rum erwerben wird, aber früh sterben, oder ein langes, aber ruhmloses Leben führen wird. Als besorgte Mutter möchte Thetis einen frühzeitigen Tod ihres Sohnes vermeiden. Daher hat sie für ihn eine unkriegerische Umgebung und einen verborgenen Aufenthalt ausgewählt, wo er möglichst wenig Einflüssen zu einer kriegerischen Lebensweise ausgesetzt ist bzw. von Griechen gefunden werden kann, die ihn dazu bewegen, an einem Krieg teilzunehmen. Achilleus ist seiner Veranlagung nach tapfer und zu großen kriegerischen Leistzungen fähig. Ruhm ist für ihn erstrebenswert und daher eine Unternehmung verlockend, die große Aussichten dazu bietet. Weil Thetis dies klar ist und sie eine Entscheidung für eine Kriegsteilnahme befürchtet, hat sie ihn nach Skyros gebracht.
Es gibt auch eine andere Fassung, bei der ein Bezug von Achilleus zu Skyros in einer Eroberung der Insel besteht.
Homer, Ilias Ι - 9. Gesang, Vers 438 - 442 erinnert Phoinix bei einer Bittgesandschaft Achilleus daran, von seinem Vater Peleus von Phthia (Φθία) bzw. in ionichem Dialekt Phthie (Φθίη) - eine Stadt und ein Gebiet in Thessalien, über das Peleus herrscht - zu Agamemnon geschickt worden zu sein.
Pausanias 1, 22, 6 meint, eine Eroberung von Skyros durch Achilleus scheine ihm eine gute Erzählung zu sein, aber es gebe welche, die sagten, Achilleus habe auf Skyros ein Leben unter Mädchen geführt und der Maler Polygnotos habe dies auf einem Gemälde in einem Raum der Propyläen der Akropolis von Athen dargestellt (Plinius, Historia naturalis 35, 134 berichtet, Athenion Maronites habe im Tempel von Eleusis angefertigt, wie der durch Mädchenkleidung versteckte Achilleus von Odysseus ertappt wird)..
Die Meeresgöttin Thetis (Θέτις) – als eine Tochter der Meeresgottheiten Nereus (Νηρεύς) und Doris (Δωρίς) wird sie als eine Nereïde (Νηρηίς) bezeichnet, die Nereïden (Νηρηΐδες/Νηρεΐδες) sind Meeresnymphen – weiß aus Vorzeichen, die Unheil drohen, bzw. aus Kenntnis von Schicksalsbestimmungen (z. B. von ihrem Vater Nereus, der die Gabe der Weissagung hat, Philostratos der Jüngere, Eikones [Εἰκόνες; Bilder; lateinischer Titel: Imagines] 1; der byzantinische Autor Tzetzes, Chiliades, Prolegomena 446 – 455, bringt anscheinend etwas durcheinander, bei ihm teilt der Kentaur Cheiron, sonst ein Erzieher ihres Sohnes Achilleus, Thetis als ihr Vater die Schicksalsbestimmung mit) von der Gefahr eines frühzeitigen Todes ihres Sohnes Achilleus. Achilleus wird gemäß Schicksalsbestimmung entweder am Krieg teilnehen und großen Ruhm gewinnen, aber frühzeitig sterben, oder ruhmlos sein, aber lange leben (ähnlich erzählt Homer, Ilias Ι - 9. Gesang, Vers 410 – 416 Achilleus, von seiner Mutter Thetis sei ihm das Schicksal verkündet worden, wenn er beim Krieg bleibe, nicht heimzukehren [das bedeutet, zu sterben], aber unvergänglichen Ruhm zu erwerben, sonst ruhmlos zu beliben, aber lange zu leben).
Thetis vertraut ihren Sohn König Lykomedes (Λυκομήδης) auf der Insel Skyros (Σκῦρος) an. Achilleus wird als Mädchen verkleidet und lebt versteckt bei den Töchten des Königs Lykomedes (bei Euripides, Skyrioi - Hypyotheis und Fragmente [TrGF, F 149 – 157 Radt] – ist Deidameia seine einzige Tochter).
Gewöhnlich ist es in den Darstellungen Thetis, die Achilleus versteckt (z. B. Apollodoros, Bibliotheke 3, 13, 8, 1 – 2/3, 174; Ovid, Metamorphosen 13, 162 - 170; Ovid, Ars amatoria 1, 687 – 706; Statius, Achilleis 1, 126 – 920; Hyginus, Fabulae 96; Scholion B und Eustathios zu Homer, Ilias 19, 326; Scholion D zu Homer, Ilias 1, 417; 1, 198 – 909; Tzetzes, Chiliades 4, 38). Abweichend davon wird auch Peleus angegeben (Scholion zu Homer, Ilias 9, 664; Scholion D zu Homer, Ilias 19, 326).
Lykophron, Alexandra 276 – 280 erweckt dem Eindruck, Achilleus habe Angst gehabt. Wie dafür und dagegen argumentiert werden kann, Achilleus zeige sich hier ruhmvoll, zeigt Libanios, Progymnasmata 8, 3, 5 – 6 und 9, 1, 5 – 7.
Achilleus heißt als Mädchen verkleidet Pyrrha (Πυρρά), wohl nach seinem rotblonden Haar (vgl. Hyginus, Fabulae 96) - nach Ptolemaios Hephaistion 1 (Inhaltsangabe bei Photios, Myriobiblion 190) sind andere Namen die weiblichen Namen Kerkysera (Κερκυσέραν), Issa (῎Ισσα) und Pyrrha (Πύρρα) und die männlichen Namen Aspetos (Ἄσπετος) und Prometheus (Προμηθεύς).
Achilleus beginnt ein Liebesverhältnis mit Deïdameia (Δηιδάμεια), Tochter des Könighs Lykomedes (unter anderem bei Bion, Eidyllia [Εἰδύλλια; Idyllen; lateinischer Titel; Idyllia] 2. ein Thema). Aus einer Schwangerschaft geht der Sohn Pyrrhos (Πύρρος) hervor, auch Neoptolemos (Νεοπτόλεμος; » Jungkrieger«) genannt.
Der griechische Seher Kalchas erklärt, nach dem Schicksal könne Troia (die Stadt Ilios) nur eingenommen/erobert werden, wenn Achilleus im Krieg mitkämpft.
Die Griechen vermuten Achilleus schließlich auf Skyros bzw. bekommen einen Hinweis und schicken eine Gesandtschaft. Odysseus bringt als Geschenke Waren, die meisten für weibliche Interessen (Kleidung, Schmuck oder Wollkörbe), aber auch Waffen (wie Schild und Speer). Achilleus verrät sich durch ein Interesse für die Waffen bzw. greift zu ihnen, als gezielt mit Trompetenblasen, Geschrei und Waffenlärm der Einrduck eines kriegerischen Angriffs erzeugt wird.
Apollodor, Bibliotheke : Götter- und Heldensagen. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Paul Dräger. Düsseldorf ; Zürich : Artemis & Winkler, 2005 (Sammlung Tusculum), S. 219 (Apollodoros, Bibliotheke 3, 13, 8, 1 – 2/3, 174):
„Sowie aber Achilleus neun Jahre alt geworden war, sagte Kalchas, daß man ohne ihn Troia nicht einzunehmen vermöge; Thetis aber wußte vorher, daß er auf dem Feldzug zugrunde gehen müsse, verbarg ihn deshalb in einem Frauenkleid und setzte ihn als Jungfer bei Lykomedes ab. Dort wird er aufgezogen und vereinigt sich mit des Lykomedes Tochter Deïdameia, und ihm wird der Sohn Pyrrhos geboren, der hinwieder Neoptolemos genannt wurde. Odysseus aber suchte den Achilleus, (dessen Aufenthalt) bei Lykomedes angezeigt (war), gebrauchte eine Trompete und fand ihn so. Und auf diese Weise kam (Achilleus) nach Troia.“
Hyginus, Fabulae = Sagen der Antike. Ausgewählt und übersetzt von Franz Peter Waiblinger. 1. Auflage. München : Deutscher Taschenbuch-Verlag, 2007 (dtv ; 9467 : dtv zweisprachig : A), S. 81 – 82 (Hyginus, Fabulae 96):
„Weil Thetis wusste, dass ihr Sohn Achill, den sie von Peleus hatte, wenn er gegen Troja gezogen sei, um es zu erobern, umkommen werde, gab sie ihn auf die Insel Skyros zu König Lykomedes, dass er dort verborgen werde. Dieser hielt ihn in Frauenkleidung mit verändertem Namen unter seinen unverheirateten Töchtern versteckt: Die Mädchen nannten ihn nämlich «Pyrrha». da er blonde Haare hatte. Denn «blond» heißt auf griechisch «pyrrhon». Als die Achäer jedoch in Erfahrung brachten, dass er dort verborgen werde, schickten sie Unterhändler zu König Lykomedes mit der Bitte, ihn den Danaern zu Hilfe zu schicken. Obwohl der König sagte, er sei nicht bei ihm, gab er ihnen die Möglichkeit, im Palast nach ihm zu suchen. Als sie nicht erkennen konnten, wer es war, legte Odysseus in die Vorhalle des Palastes Gaben für Mädchen, dazu aber auch einen Schild und eine Lanze. Dann ließ er plötzlich Trompete blasen und Waffenlärm und Geschrei ertönen. In der Meinung, ein Feind sei erschienen, zerfetzte Achill sein Frauenkleid und riss den Schild und die Lanze an sich. Daran wurde er erkannt und er versprach den Argivern seine Dienste und seine Myrmidonen als Soldaten.“
am Königshof des Lykomedes, er sollte nicht am Trojanischen Krieg teilnehmen. Er wuchs, getarnt als Mädchen, mit den Töchtern des Lykomedes auf. Odysseus entdeckte ihn und so nahm das Schicksal seinen Lauf.
es gibt nicht die "eine" Geschichte. Ovid, Hyginus, Apollodor, Statius erzählen alle eine andere Geschichte und in der Illias steht darüber nichts.
Interessant ist natürlich auch, wie Odysseus ihn enttarnte ! Na, weißt du es ?