Wo fange ich bei einer Geschlechtsumwandlung eigentlich an?

6 Antworten

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Was das Ganze medizinische angeht, führt dich der Weg als erstes zu einem Psychotherapeuten oder Psychiater. Bei diesem macht man eine Begleittherapie, bei der es erst mal darum geht, die Diagnose der Transidentität zu sichern und herauszustellen, dass eine Geschlechtsangleichung die angemessene Behandlung ist. Am besten gehst du damit zu einem „trans erfahrenen“ Therapeuten, Adressen findest du im Netz, am besten in Foren/Facebook Gruppen.

Die erste medizinische Maßnahme ist dann in der Regel die gegengeschlechtliche Hormontherapie. Nach einer gewissen Zeit Begleittherapie (Zeiten sind nicht festgelegt, Dauer liegt erfahrungsgemäß zwischen 3-12 Monaten) wirst du ein Indikationsschreiben erhalten. Mit diesem Indikationsschreiben gehst du zu einem Facharzt (meist Endokrinologe oder Urologe), welcher die Hormontherapie begleiten wird. Ab steht dann die regelmäßige Verabreichung der Hormone an.

Für operative Eingriffe muss man in der Regel 18 Monate in Begleittherapie sein. Hier bekommst du erneut ein Indikationsschreiben von deinem Therapeuten.
Auch musst du dich nun über die verschiedenen Eingriffe und Kliniken informieren. Hier ist es gut, sich zunächst Erfahrungsberichte von anderen einzuholen und anschließend ein Vorgespräch in einer Klinik auszumachen, dort wird dir alles erklärt, Fragen beantwortet und du bekommst einen Kostenvoranschlag. Mit diesen Schreiben und ein paar weiteren Dokumenten stellt man einen Antrag auf Kostenübernahme an seine Krankenkasse.

Nebenbei ist es sinnvoll, sich über die amtliche Vornamens- und Personenstandsänderung Gedanken zu machen. Wichtig: der rechtliche und medizinische Weg sind getrennt und haben nichts miteinander zutun, du musst für die Namensänderung nicht in Therapie sein o.ä.

Für die amtliche Änderung stellst du einen Antrag auf Vornamens- und Personenstandsänderung an dein zuständiges Amtsgericht, die Grundlage ist das Transsexuellengesetz (TSG). Im Rahmen dieser Änderung muss man zwei Gutachten anfertigen lassen, die Gutachter kannst du entweder vorschlagen, oder es werden dir welche vom Gericht zugeteilt. Diese Kosten werden leider nicht grundsätzlich übernommen, bei geringem Einkommen kann man aber direkt einen Antrag auf Prozesskostenhilfe mit beantragen.

Das ist jetzt natürlich nur eine relativ skizzierte Darstellung. Solltest du weitere Fragen haben oder wenn etwas undeutlich ist, gerne nachfragen.

Nachtrag: privat steht natürlich vor irgendwelchen medizinischen Angleichungen das Outing in deinem nahen Umfeld an


Daniel450 
Beitragsersteller
 01.12.2020, 13:15

Danke dir das hat hilft mir jetzt ein bisschen mich zu orientieren. Muss ich zu einem bestimmten Psychiater/Psychotherapeuten? Hast vielleicht auch Tipps wie ich mich outen könnte oder wie ich die Angst davor mich zu outen verliere?

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PmMeYourCactus  01.12.2020, 13:23
@Daniel450

Also am besten ist einer, der eben „trans erfahren“ ist, sprich schon vorher transidente Klienten hatte.

Davon gibt es nicht sooo viele, deswegen muss man sich da mal umhören. Ich empfehle dir in den Facebook Gruppen „TGG Transgender Germany“ oder „Transgender Deutschland“ nach Therapeuten in der Nähe von deinem Wohnort zu fragen. Da gibt es sicher jemanden, der dir eine Adresse empfehlen kann.

Wegen dem Outing verlinke ich dir mal einfach eine Antwort, die ich letztes erst dazu geschrieben habe:

https://www.gutefrage.net/frage/transgender-outing-bei-familie#answer-372838309

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Der erste Schritt ist ein Gespräch mit deinem Hausarzt. Dann folgt eine Therapie bei einem Psychologen. Die wird etwa ein Jahr lang dauern.

Wenn der Psychologe eine Geschlechtsangleichung befürwortet, geht es mit der Krankenkasse weiter.

Bitte sprich nicht von Geschlechtsumwandlung. Du wirst nicht umgewandelt, sondern deine äußeren Geschlechtsmerkmale werden angeglichen. Daher "Geschlechtsangleichung".

Bis dahin sollte es erst mal reichen.

Es ist ein harter und unangenehmer Weg, aber mein Sohn und viele Andere haben das geschafft und du schaffst das auch!


Daniel450 
Beitragsersteller
 01.12.2020, 12:55

Danke schön!! Und tut mir Leid das ich den falschen Begriff benutzt ich wollte niemanden beleidigen oder irgendwie weh tun. Ich muss mich dann wahrscheinlich erst mal outen oder? Hast vielleicht wie ich das anstellen könnte weil ich hab echt Angst das meine Eltern mich dann hassen.

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munga02  01.12.2020, 13:51
@Daniel450

Macht ja nichts, die meisten Leute haben da die falsche Begrifflichkeit parat.

Du solltest einen ruhigen und entspannten Moment abwarten. Evtl. sitzt ihr mal abends gechillt zusammen. Dann solltest du das Gespräch langsam zu deinem Anliegen führen.

Deine Eltern werden auf jeden Fall erst mal geschockt sein. Aber das ist ja nicht das Ende!

Gib ihnen Zeit, über die Angelegenheit nachzudenken und sich damit abzufinden. Das braucht seine Zeit, war bei mir auch so.

Im günstigsten Fall werden sie auf dich zukommen und dich unterstützen. Du musst aber auch damit rechnen, dass sie kein Verständnis haben und das ablehnen. Ebenso musst du damit rechnen, dass sich einige Familienmitglieder, Freunde und Bekannte von dir abwenden werden.

Damit musst du rechnen und dich darauf vorbereiten. Bist du dann immer noch bereit, das durchzuziehen, dann tu es. In Kürze bist du volljährig und dann kannst du das ganz alleine entscheiden.

Mach dir aber auch die Folgen klar und denke sehr genau nach. Dieser Weg ist nicht einfach und nicht umkehrbar!

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Daniel450 
Beitragsersteller
 01.12.2020, 14:01
@munga02

Danke dir und ich weiß echt nicht was für eine Reaktion sie haben werden. Ich hoffe echt das sie es zumindest akzeptieren.

Über die Folgen und über die Entscheidung bin ich mir aber komplett bewusst und sicher das ich es tun will. Es wird nicht einfach, ja aber ich hoffe mal das alles gut geht.

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Zum Arzt Deines Vertrauens gehen und das mit dem bereden. Es ist auch jetzt etwas spät...

Du brauchst jedenfalls ein psychologisches Gutachten.


munga02  01.12.2020, 12:50

Warum ist das spät?

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Blindi56  01.12.2020, 12:51
@munga02

Besser wäre, schon vor der Pubertät Bescheid zu wissen und mit einer Hormonbehandlung anzufangen.

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munga02  01.12.2020, 12:52
@Blindi56

Vor der Pubertät wird kein Arzt mit Hormonen behandeln. Das kann erst nach der Volljährigkeit erfolgen. Von daher liegt er perfekt in der Zeit.

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Blindi56  01.12.2020, 12:53
@munga02

Operativ ja, Hormonbehandlung ist ab 14 möglich und sinnvoll.

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Beim Psychogen oder du versuchst es direkt bei einer Transklinik.

Der erste Weg führt zu einem Psychologen.