Wieviel unseres Verhaltens ist fremdgesteuert?
Es gibt ja Menschen, die sind davon überzeugt, dass der größte Teil ihres Lebens von einer Hand voll Mächtigen gesteuert wird, die sich kaputt lachen über die vielen Doofen, Ohnmächtigen, die ihnen all das zuarbeiten, was sie leider immer noch nicht in der passenden Währung ins Jenseits transferieren können. Doch wie hoch ist dieser Anteil an machtvoller Fremdbestimmung tatsächlich? - Ich schätze meinen auf weniger als die Hälfte, weil ich schon immer ein Macher war, der lieber andere dirigierte als sich bestimmen zu lassen von anderen. Defakto können wir ja nicht das Geringste ohne BeTEILigung anderer tun, weil sogar unsere kleinsten Bestandteile nur durch Interaktionsprozesse funktionieren. Von einem Spaziergang ganz alleine im Wald haben wir nichts, wenn wir die Luft verpestet haben zusammen mit vielen anderen. Dass unsere Entscheidungen vom limbischen System in unserem Hirn kräftig mitgesteuert werden, wir sozusagen fremdbestimmt sind vom eigenen Ich, das sich im ständigen Austausch mit anderen entwickelt, wissen bislang nur wenige. Und dass wir so ziemlich alle VerANTWORTung für das, was in Gesellschaften passiert, Mächtigen über uns in die Schuhe schieben, treibt Politiker doch schon lange immerwieder in die Verzweiflung, weil sie kaum hinterherkommen mit dem Verteilen der Fehlentwicklungen auf möglichst viele Schultern, während Unrecht laufend wie verrückt nachwächst. Vielleicht sollten wir umdenken und mal in unserem Verhalten nach entsprechenden Störungen suchen ...
8 Antworten
Naja, man könnte in der tat soweit gehen und sagen,dass absolut alles fremd ist,der Welt angehört anstatt einem selber. Aber die Macht sich vor etwas zu verschliessen oder zu öffnen,woher kommt die?
Ich denke es stammt alles aus einer natürlichen Ordnung,die den Menschen so lange nährt bis er erkennt woher er selber kommt. Ein Wunder quasi. Ein Same wächst zum baum,treibt Früchte mit weiteren Samen,stirbt, nährt den Boden usw. Wäre der Mensch in diesem Gleichnis der baum oder nur seine Entwicklung,so würde er kein getrenntes ich besitzen,sondern sich nur im Kreise drehen. Unser Ego ist eine Illusion die sich mit dem leben bildet und mit den Tod zerfällt. Erleuchtung ist gleich sterben ist gleich Wiedergeburt ist gleich Unsterblichkeit
Das macht keinen großen Unterschied. Aber wenn es darum geht,dass man quasi nicht differenzieren kann,warum reden wir dann überhaupt noch ;) wir Spalten das Uranfängliche scheinbar gern in seine teile auf. Ist und bleibt zwar das selbe,neue Worte und Erklärungen entspringen aber immer wieder. Man muss es ja irgendwie weitergeben/teilen :D
Die Umgebung ist das Produkt des Menschen,aber der Mensch ist auch das Produkt seiner Umgebung.
Menschen leben meist in Gesellschaften die sich Regeln gaben,die zu beachten sind.
Recht ist die auf dem Willen der Allgemeinheit beruhende,verbindliche Ordnung ihrer sozialen Beziehungen.(Rosentreter-Strafrechtskommentar)
Ob in der Familie,ob im vereint im Verein oder am Arbeitsplatz überall hat JEDER Regeln zu beachten ist somit "fremdgesteuert".
Selbst ungeschriebene regeln wie die Begrüßungsphrase Hallo-Wie geht`s sind zu wahren,denn da will JEDER ein Danke GUT,aber niemand die Lebensgeschichte hören...müssen.
: Schön. Und was hat das nun mit meiner Frage zu tun? Dass wir uns für die Rechtmä§igkeit der Fremdbestimmung ein ausgeklügeltes Regelwerk leisten, ist mir bekannt. Ich kenne sogar das Recht, mit dem sozusagen jede Bürgerin, jeder Bürger unseres Rechtsstaates kontrollieren kann, ob das Ma§ der Fremdbestimmung tatsächlich mit dem Willen aller übereinstimmt. Dummerweise interessiert sich niemand dafür, sodass man annehmen darf, dass auch unsere moderne Gesellschaft aus sehr vielem Individuen besteht, die vermutlich mit masochistischem Vergnügen anderen erlauben, auf ihnen heranzutreten. Merkwürdig zwar, aber der Mensch ist ja wohl Meister in Merkwürdigkeiten.
Ich würde Deine Frage so beantworten:
Es kommt auf die Situation und die eigenen Erfahrungen und auf die "Manipulation" anderer an.
Manipulation: Wird man durch die Meinung/Aussage eines anderen Beeinfluss, die glaubwürdiger/logischer/sinnvoller erscheint als die eigene Reaktion, dann entscheidet man sich dafür.
Situation: Erkennt man, das die betreffende Situation irrelevant ist und/oder die Betreffende Person (und/oder deren Freundschaft mit der) einem wichtiger ist als das eigentliche Thema, dann passt man sich dem an.
Eigene Erfahrung: Hat man bei dem Thema eigene negative Erfahrungen gemacht, KANN man von vorn herein dem gesamten Thema negativ eingestimmt sein und dabei Stur wie ein Esel bleiben. Hat man positive Erfahrungen gemacht, ist es genau andersrum.
Hat man nichts von alledem und man ist nicht leichtgläubig, sondern ist ein wenig allgemein kritisch, dann fängt man an sich sein eigenes Bild aus verschiedenen Quellen zu bilden und dann entsprechend zu handeln.
Hat man nichts von alledem und ist leichtgläubig, dann vertraut man blind demjenigen, dem man vertraut und steht fest auf dessen Meinung/Seite.
Es gibt mehrere Arten des fremdgesteuert seins. Aber, denke ich mal, der größte Nenner bei dem Thema ist die eigene Erfahrung, die einem auf Autopilot schalten kann, sobald ein bestimmtes Thema, Signalwort, Erfahrung geschieht/fällt.
Das hat sicherlich jeder schon mal erlebt, oder?
Danke, deine Reaktion auf meine Frage wird vermutlich helfen, dass einige noch etwas qualifizierter nachdenken können, um meine Frage nach dem Anteil der Selbst- bzw. Fremdbestimmung beantworten zu können.
Der Grad der Fremdsteuerung hängt paradoxerweise von unserer Erziehung und Sozialisation ab.
Wer zum eigenständigen Denken und nicht zum autoritären Befehlsempfänger erzogen wird ist weniger fremdgesteuert.
Wieviel unseres Verhaltens fremdgesteuert ist, kann man nicht numerisch festlegen. Außerdem - wer würde schon zugeben, ganz oder teilweise eine Marionette zu sein?
Ich denke, dass unsere Lebensumstände alle unsere Entscheidungen beeinflussen. Von Fremden direkt gesteuert jedoch nur wenige. Aber indirekt ist unser Verhalten stark von anderen Menschen gesteuert - wir rauben niemanden aus, weil wir keine Strafe haben wollen. Wir fahren im Bus nicht schwarz, wir können nicht tun und lassen was wir wollen.
Wenn du mich fragst, ist Zentraleuropa in puncto Freiheit dennoch führend, auch wenn viele Menschen danach zu streben scheinen, dies zu ändern.
Danke für deine Antwort! Ich bin allerdings der Meinung, dass man sehr wohl erfassen könnte, wieviel wir direkt und indirekt fremdbestimmt sind. Man könnte das ja erheben und aus vielen gut differenzierten Antworten eine brauchbare Vorstellung liefern. Mir kommt es vor allem auf die Beseitigung der Fehleinschätzung zur Selbst- und Fremdbestimmung an. Die ist nach meinen Forschungen erheblich und sorgt für unwahrscheinlich viele Belastungen für Individuen und Gruppen.
Danke! Ich schrieb ja schon, dass tätsächlich alles fremdbestimmt ist, weil es nicht das Geringste gibt, was völlig autonom funktioniert. Tut mir leid, sollte ich die jetzt die Illusion nehmen, dass all die Entwicklungsergebnisse der Evolution Illusionen sind. Denn die harte Realität der vielen unterschiedlichsten Vorstellungen zeigt sich ja nicht nur in einer Beule nach einem Schlag mit den Nadelholz auf den Schädel des besoffenen Ehegatten. Warum sollten wir die Begriffe Realität und Illusion nutzen, wenn beides das Ein und das Selbe ist?