Wieso sind Lehrer oft gemein zu netten und schüchternen Schülern und so nett zu frechen schülern?

8 Antworten

Diese Erfahrung habe ich garnicht gemacht. Höchstens haben Lehrer versucht, die schüchternen Schüler*innen zu mobilisieren. Diese haben es aber manchmal falsch verstanden (jedenfalls bei mir). Die Lehrer meinen es nur gut und manchmal klappt es auch, um die Schüchternen etwas zu öffnen.

Die frechen Schüler kommunizieren insgesamt mehr mit den Lehrern, was ich so in meinen Schuljahren mitbekommen habe. Auch wenn sie manchmal frech sind, beteiligen sie sich ja am Unterricht.

Man sollte das alles nicht so auf die Goldwaage legen, wenn die Lehrer mal etwas komisch sind. Sie sind auch nur Menschen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Als ich in die Schule kam, waren wir 53 Schüler in der 1. Klasse. Die Hälfte davon waren Kinder aus sozial schwachen Kreisen. Es gab damals noch Strafen mit dem Stock.

Die sozial Schwachen waren meist diejenigen die störten und einige von denen bekamen fast jeden Tag eines mit dem Stock. Die traten dann gegen die Lehrer, wenn der Lehrer den Stock nahm.

Hatten die Schläge bekommen, so suchten die nach Rache. Fanden heraus, welchem Lehrer welches Fahrrad gehörte. Lehrer die den Stock einsetzten , bei denen wurden an den Fahrrädern die Ventile aus den Schläuchen geschraubt, die Räder platt gemacht. Oder die Kabel von den Lichtanlagen weggerissen, Klingeldeckel abgeschraubt.

Mitunter wurde den Lehrern auch gedroht, dass ältere Brüder sich mal den Lehrer nach Schulende vornehmen werden. Die Kinder stammten aus Familien in denen mindestens ein Familienmitglied im Gefängnis sass. Die hatten nichts zu verlieren, die wuchsen wild auf.

Doch wir hatten damals auch Lehrer die nie einen Stock als Strafe einsetzten. Die hatten von den asozialen Schülern auch nichts zu befürchten.Es gab eben auch Lehrer die sich in besonderer Art und Weise dieser Schüler "angenommen" haben.

Besonders dann, wenn einer der Lehrer sein Fahrrad wieder mal schieben musste, weil die Reifen an seinem Fahrrad platt waren.

Zum Glück verliess ich diese Schule nach 4 Jahren und wechselte dann auf das Gymnasium. Dort ging es dann geregelt zu.

Angst, pure Angst vor den Frechen. Was die wohl so mit einem Lehrer anstellen könnten. Angst, pure Angst!! 👀👀👀🤔😈🌵

Hm, gute Frage. Ich kenn das auch noch so von früher; so etwa ab Mitte der 90er fing das an mit der meiner Meinung nach heillosen Überbewertung mündlicher Mitarbeit. Die Gleichmacherei bzw. Benachteiligung "ruhigerer" Schüler hat m.E. mit einem Schulsystem zu tun, das Redseligkeit und Oberflächlichkeit mit Sozialkompetenz gleichsetzt (was widerlegt ist).

Es gibt aber durchaus Lehrer, die das derzeitige Bewertungssystem mit der mündlichen Mitarbeit ziemlich kritisch sehen und wirklich unglücklich darüber sind, Schülern ein notfalls gedankenloses Drauflosreden aufzwingen zu müssen, wenn gleichzeitig Werte wie "Toleranz" zu vermitteln sind. Je nach Fach hat ein Lehrer da mal mehr und mal weniger Gestaltungsraum. Ich hatte z.B. mehrere Lehrerinnen, die ihre Freiheiten genutzt haben, indem sie z.B. mehr Referate und andere Projekte anboten für diejenigen Schüler, die bei Fragestellungen in der Klasse länger nachdenken, bevor sie sich melden und dadurch bei den mündlichen Noten oft zu kurz kommen. Diese Lehrerinnen haben uns das von Beginn an so erklärt und das Angebot wurde auch dankbar angenommen.

Meine Meinung: Die erwähnten Lehrerinnen jedenfalls hatten keine Probleme, auch stillere Schüler zu guten Leistungen zu bringen, ohne bequeme Gleichmacherei, ohne Regelverstoß und ohne Leistungsabfall. DAS nenne ich gelebte Toleranz 😊

Ich finde es traurig, dass das aktuelle System bezüglich "mündlicher Mitarbeit" nach nun ca. 30 Jahren nach wie vor nicht überarbeitet wurde. Es schadet meiner Meinung nach nämlich sowohl der schulischen als auch der persönlichen Entwicklung der Schüler. Vielleicht tut sich ja irgendwann mal was. Aber als Trost an alle, die im Unterricht "immer zu lange nachdenken, bevor sie sich melden": Im Berufsleben zählt vielerorts eher bedachtes Reden und Handeln, (wirkliche) Sozialkompetenz und gesunder Menschenverstand. Vom 7. bis zum 20. Lebensjahr muss man das dortige Theater halt mitmachen, aber das geht auch rum 😉

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Weil schüchtern oft auch kühl und distanziert wirkt.

Ohne Interaktion ist es schwer eine sympathe zu entwickeln.

Und selbst wenn ein Schüler frech ist er hat eine Interaktion mit dem Lehrer. Und meist sind freche Schüler ja nicht nur frech und nervig. Sie sorgen für Dynamik und auch mal ein Lacher. Sind in der Regel auch Sympathie Träger weil sie ja nicht umsonst die beliebtesten in der klasse sind.

Kurzum Lehrer sind auch nur Menschen mit ganz normalen menschlichen Mechanismen wie Schüler ja auch.

Und ich denke auch dass "gemein" ne frage der Sichtweise und Definition ist. Würde eher behaupten dass die wenigsten Lehrer aktiv gemein sind wie du das darstellst wenn Schüler schüchtern sind. Ausser du bist so schüchtern dass du nicht mal auf direkte Absprache vom Lehrer reagierst. Dann ist es kein Wunder

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – man lebt halt xD

Tageule1  09.02.2021, 14:16

Ich hab halt z.B. schon mehrfach erlebt, wie offensichtliche Mobber wirklich härtester Sorte von Lehrern quasi wohlwollend übersehen und als "ulkig" oder "frühreif" bezeichnet wurden, wohingegen deren meist ruhigere, aber durchaus nicht teilnahmslose, Opfer (jo, eins davon ich) als einzige Person von diesen Lehrern angesprochen und verbogen wurden mit Phrasen wie "zeig noch mehr Interesse an denen" und "red noch etwas mehr, wie die anderen, frag die mal was". Klar, weil die ja mit JEDEM immer so dynamisch und sympatisch sind *irony.off*. Gegenüber den Mobbern kam weder Ratschlag noch Tadel, die konnten offenbar so bleiben wie sie sind. Es ist schon was dran, dass auch in der Schule derjenige, der am Lautesten ist, meist mehr Respekt erfährt, heutzutage auch seitens eines Lehrers, und zwar oft zu Unrecht, sorry. Es ist auch nicht umsonst bekannt, dass z.B. etliche superwitzige, intelligente und beliebte Comedystars privat echt miese Gesellen sind. Humor und Lebhaftigkeit zeugt nicht automatisch von einem guten Charakter, genausowenig wie völlig stummes Dasitzen und Humorlosigkeit. Aber ein Lehrer sollte sich einfach soweit im Griff haben, dass er seinen Job gewissenhaft macht; das müssen auch alle anderen Berufstätigen, die täglich mit Menschen zusammenarbeiten, die zufällig nicht auf derselben Wellenlänge sind. 🤷‍♀️

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Nayes2020  09.02.2021, 16:51
@Tageule1

Weißt du dieses rumgeheule und die Verantwortung auf andere schieben bringt einen persönlich nicht nur null.

Außerdem würde ich mir mal Gedanken machen wenn ich der einzige bin der aus einer Reihe fällt, es nicht ein Indiz ist dass ich vielleicht Dinge falsch betrachte und sehe.

Ich will mobbing, Unterricht stören und ähnliches wirklich nicht gut heißen. Wirklich nicht. Aber die Schule soll einen auf die reale Welt mit Menschen und menschlichen Mechanismen vorbereiten. Der Rat der Lehrer welches du hier als lächerlich darstellst ist also durchaus zutreffend denn die Schule ist keine spezielle simulation. Wenn man also in einer Schulklasse nicht zurecht kommt dann wird man auch wo anders nicht zurecht kommen sobald man sich den Kreis nicht aussuchen kann.

Lehrer sind nur Menschen und sicher wollen sie nichts böses. Und ganz bestimmt wollen sie ihr Unterricht in ruhe abhalten. Wenn man also trotz allem vom Lehrer bevorzugt behandelt wird wie man das hier darstellt dann hat man einfach social skills gezeigt und Ende. Das ist genau so eine gute Eigenschaft wie eine ruhige Art. Und es ist genau so wertvoll wie Höflichkeit und Nettigkeiten.

Ruhige Menschen wollen immer alles mit ihren so tollen Eigenschaften reaktivieren. Aber die Welt wäre ziemlich langweilig wenn solche eigenschaften das status quo wären.

Nein man soll sich nicht gezwungenermaßen ändern. Wenn man ruhig und schüchtern ist in Ordnung dann ist deine Art. Aber andere runter ziehen damit man besser dasteht ist genau so falsch wie das mobbing.

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Tageule1  09.02.2021, 20:44
@Nayes2020

Meine Erfahrung nach der Schulzeit, also ab 2003, hat mich anderes gelehrt. Aber vielleicht sind wir einfach in unterschiedlichen Branchen/Dunstkreisen unterwegs.

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