Wieso rollt man in den slawischen und romanischen (z.B. Spanisch) Sprachen das r?

13 Antworten

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Ich finde folgende Vorstellung am besten: Es sind einfach VERSCHIEDENE LAUTE, die grob ähnlich sind und zufällig und willkürlich alle mit dem gleichen Buchstaben "r" geschrieben werden.

Das englische "r" ist ja ohnehin VÖLLIG anders und weder mit dem deutschen Reibe-R, noch dem spanischen Zungenschlag-R, noch dem Roll-R vergleichbar. In der phonetischen Schreibweise (Aussprachewörterbuch) werden diese vier R-laute ja auch klar unterschieden. Es ist also eher ein Mangel des Alphabets als eine Merkwürdigkeit der Aussprache!

Überlege Dir auch mal, wie verschieden man all die anderen Buchstaben aussprechen kann, vorausgesetzt man kennt genug Sprachen -- einheitlich ist da kaum was! Wir können froh sein, dass die meisten das gleiche Alphabet benutzen, denn griechische oder kyrillische Schrift erschweren es ja noch mehr.

PS: In etlichen deutschen Dialekten wird das R ja auch gerollt oder als Zungenschlag-R gesprochen.


dhocks  22.08.2010, 10:05

Super erklärt! In Franken - wo ich auch wohne und aufgewachsen bin, wird das "r" auch gerollt! Ich kann kein anderes sprechen ;-)

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xeeqa  22.12.2010, 02:05

Ist zwar schon richtig alt, diese Frage, aber dennoch eine kurze Ergänzung zu dieser Antwort:

In manchen Sprachen, z.B. im Arabischen und im Persischen (Farsi), gibt es beide Laute, also sowohl ein rollendes (stimmhafter alveolarer Vibrant) oder auch einmal geschlagenes (stimmhafter alveolarer Tap) Zungenspitzen-R, als auch ein stimmhaftes Rachen-Reibe-R („stimmhafter velarer Frikativ”). Beide sind bedeutungsunterscheidend, nicht austauschbar, haben verschiedene Schriftzeichen (rollendes Zungenspitzen-R: ر, Rachenreibelaut: غ) und beide Laute haben dort überhaupt nichts miteinander zu tun. Das rollende Zungenspitzen-R wird in der (nichtwissenschaftlichen) Transkription meist mit „r” wiedergegeben, während der Rachenreibelaut oft mit „gh” transkribiert wird. Prominentestes Beispiel dafür ist wahrscheinlich das Wort „Afghanistan”, das eigentlich richtig in etwa wie „Afranistan”, also mit dem Rachenreibelaut (NICHT dem rollenden R!) ausgesprochen werden müsste.

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miron98  08.01.2011, 10:36
@xeeqa

im griechischen gibts auch den rachenlaut gh (=Gamma) und das gerollte zungenspitzen r, aber die meisten deutscehn übersetzen das griechische gamma mit einem g was natürlich theoretisch gesehen falsch is

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Schwertmann  29.07.2014, 22:40
@miron98

Die meisten Deutschen, die Griechisch übersetzen, übersetzen Altgriechisch; hierbei hat das Gamma den Lautwert g.

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Nun zum einen ist es eine Frage des Sounds, der Sprachmelodie. Im Deutschen und Englischen werden viel Laute , auch das R in der Rachengegend gebildet und verbinden sich mit den anderen Lauten damit leichter, welche auch eher im mittleren oder hinteren Mundbereich gebildet werden. Eine Ausnahme bildet das "th" im Englischen. Im Spanischen zum Beispiel werden viele Laute direkt hinter den Zähnen und im forderen Mundbereich gebildet, auch das R. Wenn Du versuchst es "hinten" zu produzieren, wirst Du es nie rollen können. Warum das nun so ist, kann ich auch nicht genau beantworten. Meine Vermutung ist, dass es auch von der Grammatik abhängt. So ist es überaus wichtig im Spanischen die Endungen der Verben genau auszuspechen, weil man über die Wortendungen die Zeitformen erkennt. So enden alle Infinitive im Spannischen entweder auf ir, er oder ar und wenn Du das R dann nicht mit sagst, bzw. nicht entsrechend rollst, dann hören die andern blos das a, i oder e und verstehen dich nicht mehr, da entweder etwas Unmögliches rauskommt oder sie eine andere Zeitform verstehen.

Auch in slawischen Sprachen wird das r nicht immer gerollt, es hängt vom Dialekt ab oder sogar von individueller Ausprache.


marinamorena  04.01.2011, 16:41

na denn nenn mir mal eine slawische sprache in der das r nicht gerollt wird.

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In früheren Jahrhunderten wurde in Deutschland das "r" ebenfalls gerollt (Zungenspitzen-"r"). Erst seit dem 17./18. Jh. hat das französische Rachen - "r" in Deutschland Einzug gehalten. In manchen Gegenden - Bayern, Norddeutschland ist das Zungenspitzen-"r" heute noch gebräuchlich.

In der Lausitz z.B. spricht man das "r" wie im Englischen aus.

Hier wurden viele plausible Gründe angeführt, wie sich der von der Phonetik her "reine" R-Laut verschieben konnte. Neben den geschichtliche Hintergründen (die napoleanische Zeit in Deutschland) gibt es auch andere, kleinere Gründe. Hört man sich z.B. Isländisch oder Altenglisch an, merkt man, dass diese Sprachen anscheinend am besten von Leuten mit wenig oder gar keinen Zähnen sehr komfortabel gesprochen werden konnten. Mir ist das zwischendurch irgendwann mal aufgefallen, als ich mir die Th-Laute der nordischen Sprachen ansah.

Ach ja: Der Grund, wieso in der Lausitz das R wie im Englischen oder manchmal auch Holländischen ausgesprochen wird, liegt ganz einfach daran, dass die dort einen mit dem Schlesischen verwandtes Niederdeutsch reden. Schlesisch zeichnete sich gerade durch dieses komische R aus. Es klingt, als würde ein Amerikaner Plattdeutsch reden.