Wieso oft Trennung nach Kindstod?

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Ich habe mal von einem Fall gelesen bei dem ein 6 Jähriger ums Leben kam, durch einen Unfall in der Schule. Die Eltern waren hinterher noch zusammen. Aber es kommt drauf an wie man trauert, vor allem wie lange man trauert. Der Vater hat irgendwann nicht mehr gekonnt, er wollte darüber nicht mehr reden, er wollte das Kinderzimmer auflösen. Die Mutter wollte dass das Zimmer nicht angerührt wird. Nichts sollte verändert werden, jedes Kleidungsstück das zb. auf dem Boden lag, musste dort liegen bleiben. Keine Veränderung. Der Mann hat sich irgendwann in eine andere Frau verliebt, und sich von seiner Frau getrennt, und die Neue dann geheiratet. Die Ex ist immer noch alleine, sie zog um, und sie nahm das Zimmer mit. Sie hat in Ihrer neuen Wohnung, ein Kinderzimmer exakt so eingerichtet wie das alte Ihres verstorbenen Sohnes.

Trauer entzweit Menschen auch. Sie lebt seit Jahren immer noch im Schmerz, und der Mann hat mit der Vergangenheit in gewisser Weise abgeschlossen, und hat ein neues Leben angefangen.

Vermutlich erstmal, weil der Fokus in so einem Fall auf der Familie liegt. Menschen trennen sich auch ohne dass du es mitbekommst. Wenn das Kind allerdings gestorben ist, dann ist das erstmal gesprächsthema und dementsprechend liegt der Fokus auch eher auf dem jeweiligen Paar.

Ansonsten ist der Tod des Kindes halt eben etwas, was richtig richtig heftig ist und eine Beziehung sehr beeinflussen kann. Beide Partner sind durch diese Erfahrung enorm erschüttert und suchen im anderen ggf. etwas, was sie nicht finden. Es kann auch sein, dass beide mit der Situatuon verschieden umgehen z.B. sie geht den ganzen Tag nur draußen Joggen und weigert sich über das Thema zu reden, er verspürt das dringende Bedürfnis mit ihr darüber zu reden... auch an sowas kann eine Beziehung über kurz oder lang zerbrechen.
Es kann auch zu gegenseitigen Schuldzuweisungen kommen,, die den Tod des Kindes betreffen.

Aber Trauerfälle sind immer Extremsituationen. Die bringen einen in der Regel entweder (wieder/weiter) zusammen oder sie führen zu Distanz und ggf. Trennung. Da kommt es dann eben WIRKLICH auf die Partner und deren Beziehung zueinander an und es ist halt tatsächlich so... nach so einem Ereignis ist nichts mehr so wie es vorher war und es wird auch nie wieder so.

Allerdings: Wenn die sich EINE WOCHE nach Tod des Kindes getrennt haben, dann kann es auch sein, dass sie sich ohnehin schon länger trennen wollten und nur das Kind sie noch zusammengehalten hat (wenn das wirklich was finales ist und keine überstürzte Entscheidung aus den Emotionen raus). Wenn dann das Kind weg ist und man eh gehen wollte und durch die gemeinsame Trauer ggf. auch nicht mehr zusammenfindet, dann geht man halt...

Eltern bleiben manchmal nur wegen eines Kindes zusammen.

Eltern trennen sich, weil jeder die Trauer anders verarbeitet und nicht mit der Trauer des Partners klar kommt.

Sie gegen sich gegenseitig die Schuld am Tod des Kindes.

Viele Paare kommen mit dem Schmerz nicht klar, machen sich selbst oder auch gegenseitig Vorwürfe. Es sind oft irrationale Reaktionen auf ein solches Extremereignis. Ein Kind, das eigene Kind zu verlieren ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Nicht wenige Paare trennen sich nach einiger Zeit, weil Männer anders trauern als Frauen...

Männer bleiben oft alleine mit ihrem Schmerz - Frauen dagegen lassen mehr Nähe zu in der Trauerphase.

Allerdings scheint mir bei den von dir beschriebenen Eltern schon vorher vieles im Argen gelegen zu haben :

Nach nur einer Woche trennt eine solche Tragödie ein (bis Dato) harmonisches Paar nicht !

Manchmal kann ein solcher Verlust die Eltern auch immens zusammenschweißen - ich rate hier häufig zur Therapie und/oder einer Selbsthilfegruppe "verwaister Eltern"...