Wieso muss ich lachen wenn z.B. jemand stirbt?
Es klingt jetzt sicherlich total makaber und das ist es wahrscheinlich auch, denn ich habe das Problem dass ich bei ernsten Dingen loslachen muss, ohne Absicht.
Zum Beispiel ist an unserer Schule der Hausmeister in relativ jungem Alter verstorben und als uns das unsere Lehrerin mitgeteilt hat, hatte ich den sehr intensiven Drang laut loszulachen und es ließ sich wirklich nur sehr schwer unterdrücken... Mir ist das total peinlich und ich finde es an mir wirklich schrecklich aber ich weiß nicht woran es liegt dass wenn alle trauern, ich aufeinmal lachen muss.
Das nächstes Beispiel (nicht ganz so schlimm) ereignete sich bei einem Elterngespräch in dem mir nahegelgt wurde dass ich sitzen bleiben würde, sollte ich mich nicht langsam mal anstrengen. Trotz Angst davor musste ich auch hier loslachen, was meine Eltern und meine Lehrerin natürlich missverstanden...
Woran liegt das oder bin ich einfach nur ein schlechter Mensch mit einer schlimmen Angewohnheit?
10 Antworten
Erstmal vorab: ignoriere bzw. vergiss bitte all die Antworten, in denen dir ein schlechtes Benehmen, ein schlechter Charakter oder eine psychische Störung angedichtet wird - da sprechen die absoluten "Vollprofis", die leider nicht über entsprechendes Hintergrundwissen verfügen und dich damit allenfalls verunsichern könnten!
Bei dem, was du schilderst, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine sogenannte "Übersprungshandlung", das heißt, du kompensierst ein Negativ-Gefühl, wie Trauer, Entsetzen, Hilflosigkeit oder Angst, durch Lachen. Lachen löst ein Positiv-Gefühl aus und setzt entsprechende Botenstoffe /Hormone frei, die dir ein positiveres Gefühl vermitteln und somit das negative Gefühl verschieben / überdecken.
Damit gehörst du nicht in eine pahologische Schublade, in der man dir mitleidig übers Haupt streichelt und bunte Pillen verschreiben muss, keine Sorge.
Anscheinend weiß dein Inneres nur nicht so richtig, wie mit solchen eher belastenden Emotionen umzugehen ist und sucht sich - verständlicherweise - einen Hilfsweg, diese Unsicherheit auszugleichen. das kann daran liegen, dass du anerzogen bekommen hast, solche Gefühle nicht zuzulassen, sondern lieber zu verdrängen - das ist aber nicht die einzige Möglichkeit der möglichen Ursache.
Um dazu mehr sagen zu können, müsste ich mehr über deine(Vor-)Geschichte kennen, alles andere wäre andieser Stelle reine Spekulation.
Tja, ob du es dir selbst "abtrainieren" kannst, kann ich dir an dieser Stelle nicht so genau sagen, weil ich nicht genau weiß, welche Ursache dafür vorliegt. Grundsätzlich ist es allerdings nicht ausgeschlossen, sich selbst "umzupolen". Die Frage ist ja auch, ob du SELBST darunter leidest, oder nur Andere sich irritiert fühlen (oder beleidigt, verletzt), weil du in ihren Augen nicht "normal" reagierst?
Ich bin schon ein Befürworter, auch negative Emotionen, wie Schmerz, Wut, Verzweiflung etc., selbst BEWUSST erleben und auch ausleben zu können - aber das ist immer individuell zu betrachten.
Wenn du weitere Fragen hast, stell sie bitte, kannst mich auch gerne anschreiben!
Nachtrag:
das Wichtigste ist jetzt erstmal, dass du dich NICHT dafür schämst!! Du siehst ja selbst an einigen Kommentaren hier, dass du sofort in eine Ecke mit "schlechten Angewohnheiten" etc. gestellt wirst.
Also Schritt 1 ist, dass du dich selbst dafür nicht negativ verurteilst, okay?
Bini,
die von dir beschriebene Art der Verarbeitung durch Verdrängung mag auf viele Menschen zutreffen.
Bei mir ist es aber eher die Absurdität der Situation - dieses Ereignis, dass einfach nicht passt. Das amüsiert mich so sehr, dass ich einfach lachen muss.
Ich bin mir über meine Gefühle in verschiedenen Situationen meist immer sehr bewusst. In den hier beschriebenen Situationen merke ich, dass ich keine Wut oder Trauer unterdrücke. Auch nach dem Endorphinschub werde ich nicht sonderlich traurig. Ich werde zwar etwas nachdenklich, doch nicht niedergeschlagen.
Es mag aber auch daran liegen, dass ich ein eher kaltes Gemüt habe.
Das heißt nicht, dass ich nicht empathisch bin oder die Gefühle anderer nicht erkenne, mich lässt es nur relativ kalt und ist mir manchmal egal.
Ich weiß, dass hört sich an, als hätte ich einen psychopathischen Zug, doch das glaube ich nicht, da ich mich meiner Meinung nach relativ gut kenne.
Warum ich das alles schreibe:
Du beschreibst diese Art der Verarbeitung als nicht normal oder nicht gesund und dass man sich dafür womöglich noch schämen sollte (ich weiß, du sprichst dich für das Gegenteil aus, doch ziehst du es in Betracht). Dem möchte ich mich entgegenstellen, da es schon für mich nicht zutrifft. Ich erlebe auch Wut und Trauer bewusst, doch in einigen Situationen (die mich emotional auch nicht überfordern, falls du das vermutest) reagiere ich mit dieser absolut konträren Version.
Have a nice day. :)
Anscheinend hast du meine Kommentare nicht richtig gelesen oder verwechselst mich mit einer anderen Person.
Ich habe ausdrücklich betont, dass ich es NICHT in Betracht ziehe, dass ein annormales Verhalten vorliegt, für das man sich gar schämen müsste - im Gegenteil.
Und ich habe es bewusst angesprochen, weil einige Kommentare hier genau in diese unsinnige Richtung gehen und somit die Verwirrung des Fragestellers noch erhöhen, was weder konstruktiv ist, geschweige den von fachkundigem Beurteilungsvermögen ist.
Was dein eigenes Verhalten und deinen eigenen emotionalen Umgang mit solchen Situationen anbetrifft - hierzu äußere ich mich nicht und vermute ich GAR NICHTS.
Ich kenne das. Als ich meiner Mutter damals erzählt habe, dass Robert Enke tot sei, habe ich ihr das mit einem Grinsen im Gesicht und mit Gelächter erzählt. Ich weiß auch nicht genau wieso.
Es ist dieses total nicht alltägliche, fast schon irreale, dass es irgendwie lustig macht.
Es hört sich so unwahr an, dass man es komisch findet.
Das ist auch nicht immer so bei mir, ich finde manche Dinge auch tragisch und da bleibt jedes Lächeln weg, doch manchmal ist es auch genau andersrum.
Du bist nicht allein. :)
Have a nice day.
Es tut irgendwie gut zu hören dass es anderen auch so geht obwohls das nicht besser macht :D
Solange du weißt, dass es eigentlich etwas Trauriges ist und du emphatisch bleibst, finde ich das überhaupt nicht bedenklich. Es ist ein wenig wie schwarzer Humor. Manche Menschen haben einfach eine Ader dafür in sich. :)
Ja meistens ist es so dass ich danach losheule oder auch traurig bin aber zuerst habe ich so ein total absurdes Gefühl, fast unwirklich und dann muss ich lachen, leider.
Siehst du - das meinte ich oben. Du musst die Traurigkeit eben erstmal kompensieren, weil du (aus welchen Gründen auch immer) nicht gelernt hast, damit "gesund" umzugehen.
Ich finde es aber gtoll, dass es dich nachdenklich stimmt und interessiert - ist der erste Schritt, in eine Veränderung zu kommen, mit der du selbst super leben kannst, egal, was Andere darüber denken und sagen....
Ich kenn das. In einigen Situationen wo man ernst bleiben muss, müss ich einfach grinsen.
Ok bei toten jetzt nicht aber ich denke mal das du in dieser Situation innerlich an was lustiges denkst bzw dir etwas vorstellst.
Nein es ist halt an jeden anders viele menschen lachen andere schreien andere heueln andere haben dann hahntrang keine sorge das ist normal.
Das klingt wie ein normaler Überwindung/Abwehr Mechanismus ich kenn das auch ich musste meinem Kollegen erzählen warum meine Tante gestorben ist und ich hatte ein Lachen im Gesicht und konnte es auch wirklich nicht steuern andere finden das gruselig ich aber normal jeder überwindet Schmerz Trauer anderst
Vielen Dank erstmal für die tolle ausführliche Antwort! Aber das würde ja heißen ich könnte es mir sozusagen abtrainieren, indem ich lerne besser damit umzugehen oder?