Wieso ist kulturelle Gewalt nur ideell?
Nach Johan Galtung gibt es die 3 Gewaltbegriffe: personale, strukturelle und kulturelle Gewalt, wobei letztere als ideell eingeordnet wird. Ich frage mich: warum? Ideell bedeutet doch etwas wie (abstrakt, gedacht oder angenommen) Ein Beispiel von Galtung ist zum Beispiel das gesellschaftliche Rollenbild, welches zum Beispiel Frauen "zurückstellt" und hier somit kulturelle Gewalt ausgeübt wird. Warum sollte es also ideell und nicht, wie die anderen beiden Formen, real sein?
Danke im Voraus!
2 Antworten
Ideell ist hier im Sinne von abstrakt gemeint, was das Gegenteil von konkret ist.
Zitat aus dem Internet :
Unter »kultureller Gewalt« wir jede Eigenschaft einer Kultur bezeichnet, mit deren Hilfe direkte oder strukturelle Gewalt legitimiert werden kann.
Diese Form der Gewalt tötet nicht oder macht niemand zum Krüppel, aber sie trägt zur Rechtfertigung bei.
Ich nehmen an, weil "Kultur" kein Naturgesetz ist, sondern nur die Summe der jeweiligen Ansichten einer lokalen Gemeinschaft im jeweiligen Zeitgeist darstellen. Ideell bezieht sich damit auf "Ideal" und stammt von "Idee", als geistig (imaginär) bestimmt.
Ein Beispiel von Galtung ist zum Beispiel das gesellschaftliche Rollenbild, welches zum Beispiel Frauen "zurückstellt" und hier somit kulturelle Gewalt ausgeübt wird.
Ich denke die Gründe für unsere patriarchale Struktur lässt sich anders erklären und geht auf die Zeit der neolithischen Revolution zurück, als die Menschheit sesshaft wurde und Siedlungen gründete, statt als Nomaden mit den Tierherden mitzuwandern.
Während dieser Transition im gesellschaftlichen Alltagsleben wurden Frauen zunächst viel häufiger schwanger, als es vermutlich vorher möglich gewesen wäre, dank konstanter Nahrungsmittelversorgung und zusätzlicher Sicherheit. Dadurch konnten Frauen ganz automatisch weniger am Alltagsleben teilhaben. Gleichzeitig wurde körperliche Arbeit als immer wichtiger geschätzt, denn die neuen Siedlungen brauchten handwerkliche Arbeitskraft um zu wachsen und zu florieren. Dazu kommt auch das erstmals ein Verständnis von Besitztum entwickelt werden konnte (mein Werkzeug, mein Haus, etc.). So wurde der Alltag von Männern dominiert, während Frauen selbst zum Besitztum des Mannes degradiert wurden. Genau aus dieser Zeit stammen dann auch diverse, religiöse Schriften, welche diese Sichtweisen zusätzlich dogmatisierten, bis daraus ein Selbstverständnis wurde.
Aber zu kulturellen Fragen gibt es niemals ein objektives "Richtig" oder "Falsch". Es gibt nur die Mehrheit von Entscheidungen, nach denen alle Leben.