Wieso hat mein Stadtteil so ein schlechten Ruf?

18 Antworten

Die Frage ist nur, was wäre die Alternative zu Chorweiler? Man hätte höchstens versuchen können, diese Leute in das normale Köln zu integrieren, indem man über das gesamte Stadtgebiet verstreut solch billigen Wohnraum, wie auch immer geschaffen hätte.

Die Bausubstanz von Chorweiler ist aber gar nicht so schlecht. Das könnte ebenso gut ein Chicky-Micki Stadtviertel sein, wenn da nur reiche Leute wohnen würden und die übrigen sich das nicht leisten könnten. Dann werden die Häuser eben alle vornehm weiss gekälkt und es gibt ein paar mehr gepflegte Vorgärten und Buchsbaumpflanzen. Das ist doch schon alles. Alles nur Verpackung, im Prinzip.

Ein hochpreisiges Spassbad mit grosser Saunaanlage haben die ja schon. Das wird aber wohl kaum Leuten, die auch da wohnen frequentiert?

Mach dir nichts draus: Mein Stadtteil gilt auch als das absolute Assi Viertel und es wird darüber gelästert. Aber ganz ehrlich. Die Leute hier sind nett, die Meisten tun irgendwas am Tage und ob nun Ausländer meine Nachbarn sind, interessiert mich herzlich wenig, solange alles gut ist. Wenn ich arbeitsbedingt in andere angeblich bessere Stadtteile fahre, dann frage ich mich manchmal schon, wie die Leute darauf kommen, dass ihr Stadtteil so viel besser ist. Als Beispiel: Dort haben zwar mehr Menschen einen Job, aber die Kinder auf den Straßen brüllen vulgäre Wörter, treten Aschtonnen kaputt und die Säufer sitzen konstant auf der Bank. Das haben wir hier nicht. Und dass viele arme Menschen dort wohnen, wo die Miete billig ist, ist wohl keine Überraschung.

Das sind eben alte Vorurteile. Ich finds schön, dass Du Deine Hood magst. :)


NaIchHalt09  06.12.2020, 23:21

Hmmm... magst du freiwillig in so einer Hood leben?

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Du hast aus meiner Sicht, A9191, mit deiner Frage die „Janusköpfigkeit“ von Stadtteilen, die als „soziale Brennpunkte“ bezeichnet werden, sehr treffend dargestellt.

Soziale, materielle, seelische Nöte belasten einerseits das Miteinander, führen auch zu oft heftigen Konflikten.

Doch auf der anderen Seite zeigt sich dem unvoreingenommenen Beobachter ein hohes Maß an Hilfsbereitschaft, beeindruckende Solidarität und Toleranz, ja, ein oft warmherziges Zusammenstehen.

Das waren jedenfalls meine Erfahrungen während 19 Jahren in einem „sozialen Brennpunkt“.

Dir wünsche ich, dass du dir den Blick für die „wärmenden Seiten“ von Chorweiler bewahren kannst, auch wenn die „kalten Seiten“ deines Stadtteils den Blick gelegentlich trüben mögen.

Mit deiner Überzeugung, dass kein Mensch illegal ist, hast du - nach meinem Eindruck - dein passendes Umfeld gefunden.

Wünsche dir, dass du deine Einfühlung mit Ausdauer und Beharrlichkeit verbinden kannst.

Schwierig. Aber in deinem ersten Satz der Frage hast du uns doch eigentlich schon wunderbar erklärt, was Chorweiler liebenswert macht.

Es gibt leider zu viele Leute, die an Dingen wie Einkommen ihre Meinung über Menschen festmachen.