Wieso gibt es im Japanischen 3 Schriftsysteme?

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1. Kanji werden für ganze Wörter (z.b. 日本語 nihongo = Japanisch) oder Verben, die durch hiragana vollständig sind, benutzt. (z.b. 話す hanasu = reden). Das erste Zeichen ist ein Kanji und das zweite Hiragana.

2. Hiragana werden auch für Partikel wie は,を,が,へ,の, usw benutzt. Im Prinzip kann man alles mit Hiragana schreiben, nur, da es so viele Wörter gibt, die sich gleich anhören, benutzt man Kanji um zu differenzieren.

はな Hana (Nase)

はな Hana (Blume)

話[す]

はな [す] Hana [su] (reden)

3. Katakana werden hauptsächlich für Fremdwörter benutzt. Über die Jahre hinweg hat die japanische Sprache viel Einfluss von ausländischen sprachen bekommen.

Z.b. : aurubaito アルバイト (halbtags Job. Wortwörtlich aber ,,Arbeit")

コーヒー koohii (Kaffee)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

MAX00555 
Fragesteller
 05.06.2021, 13:15

こんにちは👋🏻, ありがと 😊

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MAX00555 
Fragesteller
 05.06.2021, 13:18
@TimNolan

Ups, danke für die Verbesserung.🙂

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Ursprünglich gab es kein Schriftsystem in Japan und erst mit Chinesischen Gelehrten wurde eines eingeführt. Man verwendete also erst genau wie im Chinesischen auch ausschließlich Kanji. Erst später wurden einige Kanji extrem versimpelt und Hiragana entstanden, die dann auch für die Grammatik und Phonetik verwendet wurden.

Im Grunde funktioniert es so, dass ein Wort für gewöhnlich aus einem oder mehreren Kanji besteht. Bei Verben und Adjektiven gibt es allerdings immer sogenannte Okurigana, Hiragana, die den sich ändernden Teil des Wortes abbilden.

Ein Beispiel:

行く(iku - gehen) besteht aus einem Kanji 行 (kou - gehen) und einem Hiragana く(ku). Wenn man jetzt zum Beispiel die Negation bilden möchte, dann wird das く durch ein かない (kanai) ersetzt, wudurch das Wort zu 行かない (ikanai - nicht gehen) wird.

Wie du sicher bemerkt hast wird das Kanji 行 eigentlich „kou“ ausgesprochen, wird in diesem Wort allerdings zu einem „i“. Das hat den einfachen Grund, dass es das Wort „iku“ auch schon vor der Einführung der Kanji gab und man einfach das Kanji für „gehen“ dafür verwendet hat.

Japanisch ist eine sehr homophone Sprache, weshalb viele Wörter einfach gleich oder sehr ähnlich klingen. In der Schrift wird der Pitch nicht abgebildet, weshalb es ohne Kontext zu Verwechslungen kommen kann.

Besonders berüchtigt ist こうしょう (koushou), da das rein in Hiragana geschrieben und ohne Kontext einfach keinen Sinn ergibt.

Das letzte Schriftsystem, Katakana wird in der Regel für importierte Wörter verwendet, also oft Englische Lehnwörter, allerdings gibt es da auch andere, wie zum Beispiel ゲシュタルト (geshutaruto - Gestalt) oder アルバイト (arubaito - Arbeit).

Für das geschriebene Japanisch, so wie es heute verwendet wird, muss man sagen, dass es nur eine japanische Schrift gibt; nicht etwa drei. Du sagst ja auch nicht, dass es in europäischen Sprachen zwei verschiedene Schriftsysteme gibt, bloß weil man Groß- und Kleinbuchstaben unterscheidet. Allein das zu verstehen erleichtert das Verständnis über die japanische Schrift.

Die heutige japanische Schrift besteht aus zwei geschlossenen (Hiragana und Katakana) und einem quasi offenen (Kanji) Set von Schriftzeichen, die zusammen verwendet werden.

Dabei stammen Hiragana und Katakana von den Kanjis ab. Hiragana sind stark verkürzte Kanjis, die entstanden sind, als man vor mehr als tausend Jahren verstärkt japanische Texte geschrieben hat (im Gegensatz zu quasi chinesischen Texten). Hier hat man die Kanjis rein lautlich verwendet und es sind viele Varianten von verkürzten Formen aufgetreten, die man dann irgendwann vereinheitlicht hat.

Katakana sind Bestandteile von Kanjis und wurden anfangs verwendet, um chinesischen Texten Lesehilfen beizufügen, damit man sie japanisch lesen kann. Es hat sich irgendwann durchgesetzt, diese verstärkt für Fremdwörter aus nichtchinesischen Sprachen zu verwenden, als das notwendig war.

Einige Leute haben hier zwar richtig typische Anwendungsgebiete genannt, aber niemand erklärt zusätzlich, dass es im Japanischen überhaupt keine wirklichen Rechtschreibregeln gibt, sondern nur Empfehlungen (die man in entsprechenden Büchern oder Wörterbüchern nachschlagen kann).

Die einzig wirkliche Regel ist, dass man so schrieben soll, wie man es kann, möchte und so, dass man von Leser erwarten kann, dass er es lesen kann. Das ist sehr wichtig zu ergänzen, denn sonst müsste man vieles als falsch bezeichnen, beispielsweise, wenn man nicht mit den Zeichen schreibt, die das Wörterbuch vorgibt.

Es ist aber durchaus legitim Texte komplett in Hiragana oder komplett in Katakana oder komplett in Kanji zu schreiben. Das hat 1. mit den eigenen Fähigkeiten zu tun, 2. mit dem, was man vom Leser erwartet und 3. ist es vor allem eine stilistische Sache. So kann man bestimmte Wörter hervorheben, indem man sie in Katakana, anstatt in Hiragana schreibt. Man kann aus persönlichen Gründen immer bestimmte Wörter in Kanji schreiben, obwohl man das heutzutage vielleicht eher nicht macht. In der Fiktion hilft die Wahl der Schriftzeichen, Charaktere zu definieren: So sprechen Charaktere aus der Vergangenheit moderne Fremdwörter in Hiragana (so sieht man, dass sie Probleme mit der Aussprache haben), Roboter oder Aliens sprechen in Katakana, usw. (vgl. Im Deutschen könnte man zum Beispiel alles groß schreiben, wenn jemand schreit, usw. usw.)

Wie Du festgestellt hast, gibt es im Japanischen drei verschiedene Schriften (vier, wenn man unsere mitzählt): Hiragana, Katakana, Kanji (Romaji). Diese Schriftsysteme sind für unterschiedliche Zwecke da und werden gleichzeitig verwendet. Daher muss man langfristig alle drei können um auch nur die einfachsten Texte lesen zu können.

Grob gesagt verwendet man Hiragana um japanische Worte zu schreiben bzw. vor allem grammatikalische Elemente meistens als Anhängung an in Kanji geschriebenen Wörtern. Kinder lernen zuerst diese Schrift und man kann damit (und mit Katakana) theoretisch schon schreiben. Aber man ist dann halt auf dem Niveau eines Grundschülers und kommt langfristig nicht weiter. Manchmal macht man das später noch, wenn man das entsprechende Kanji einfach nicht kennt, aber das Wort aufschreiben muss. Je nach Zusammenhang outet man sich dadurch aber eben auch als Laie auf dem Gebiet.

Katakana dienen vor allem dem Schreiben von ausländischen Wörtern (auch wenn diese als Fremdwörter im Japanischen verwendet werden). z.B. ビール (biru - Bier) :). Das ist ganz praktisch, wenn man Katakana sieht, dann weiß man schon, dass kein rein japanisches Wort dahinter steckt, das macht die Sache bei den Vokabeln oft einfacher oder auch beim Lesen stolpert man da nicht so wenn man gedanklich schon bei Fremdwortvokabular ist.

Der Rest sind Kanji, sicher am mühsamsten zu lernen, aber Du musst die können um zu lesen. Im Prinzip sind das leicht abgewandelte chinesische Schriftzeichen. Durch sie werden die allermeisten Wörter gebildet und man kann die nicht so einfach vorneweg lernen, sondern man lernt die mit den Wörtern die damit geschrieben werden. Du lernst zum Beispiel das Wort für Fluss (かわ kawa) und dazu gleich das entsprechende Kanji 川. Das heißt, je größer mit den Jahren Dein Wortschatz wird, desto mehr Kanji kannst Du lesen und bestenfalls auch schreiben.

Die Buchstaben unseres Alphabets in japanischen Zusammenhängen nennt man Romajis.

Man verwendet im Prinzip alle 3 gleichzeitig...

Hiragana ist das normale Alphabet

Weil Hiraganas alleine zu lang wären und es missverständnisse geben könnte, verwendet man Kanjis, die die hiraganas ersetzen, die Hiraganas braucht man ja nur zur Aussprache, z.B. tsuki つき --> 月 --> Mond

Und Katakana ist ein Alphabet komplett für Fremdwörter aus dem Englischen quasi, funktioniert aber genau wie Hiragana, der Unterschied ist, dass die einzelnen Charakter ein bisschen unterschiedlich aussehen, z.B.

Hiragana: ka か

Katakana: ka カ


MAX00555 
Fragesteller
 05.06.2021, 13:06

Danke für die Erklärung🙂.

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