Ist das lateinische Alphabet einfacher als asiatische Schriftzeichen?

3 Antworten

Auch ein Japaner muss erstmal die Zeichen lernen. Kanji kennt insgesamt über 50.000 verschiedene Zeichen. In Japan werden davon meistens nur 3.000 laufend verwendet. Offiziell gibt es knapp über 2.000 unterschiedliche Zeichen im sog. Alltags-Kanji.

Es ist also zahlenmäßig schon mal deutlich mehr.

Auch im Deutschen liest man Texte (nachdem man Lesen gelernt hat) nicht mehr Buchstabe für Buchstabe, wenn man die Wörter an der Form erkennt. Im Japanischen ist das ähnlcih.

Das heutige Japanisch verwendet chinesische Schriftzeichen. Eben Kanji. Das liegt daran, dass Japan sehr lange unter chinesischem Einfluss stand.


adabei  11.08.2020, 14:42

Allerdings gibt es im Japanischen auch noch zwei Silbenschriften, die mit den Kanji kombiniert werden.

Jeder neigt dazu, sein eigenes System für „einfach, logisch und sonnen­klar“ zu halten. Einfach deshalb, weil man es ja selber beherrscht.

Die Alphabete, die in Europa und anderswo verwendet werden, haben Zeichen für sehr kleine Einheiten der Sprache, nämlich Laute (Phon, Phonem, oder gemischt). Der Vor­teil ist, daß die Alphabete relativ wenige verschiedene Zeichen haben und man sich daher nicht viele Formen merken muß; der Nachteil, daß man zum Schreiben eines Textes viele Zeichen braucht.

Und im Detail ist das oft alles weniger einfach als erwartet. Dih maistn Ortogra­vie­hen be­hauptn tsvar gärn, daß sie einfach nur Laute abbilden, aber wie Du am Satz­an­fang siehst, muß man schon mehr als eine Laut/Buchstaben-Tabelle kennen, um korrekt schreiben zu können.

Die ostasiatischen Schriftsysteme sind dagegen logographisch, schreiben also ein Wort (oder eher einen sinntragenden Wortbestandteil, also ein Morphem) mit einem Zeichen. Folglich ist die Zeichenliste lang, aber dafür paßt viel Text auf ein kleines Blatt. Das Erlernen ist unstrittig schwieriger, und ein Halbgelernter steht oft vor un­über­wind­lichen Schwierigkeiten, wenn ihm ein Zeichen nicht einfällt: Mit einem Alpha­bet könnte er eine Phantasieschreibung probieren und auf Klugheit beim Leser hoffen, aber im Chinesischen geht das eher nicht (das Japanische hat aber so ein Hilfs­kon­strukt, mit dem man phonetisch schreiben kann).

Quer über die Welt beobachtet man, daß geübte Schreiber bzw. Leser pro Zeit un­ge­fähr dieselbe Textmenge verarbeiten können, es gibt also keine wirklichen Ef­fi­zi­enz­unter­schiede im Gebrauch.

Ich habe angenommen, daß Deine Frage sich auf die logographischen Schriften Chi­nas und Japans bezieht — diese Länder liegen zwar in Asien, aber es ist unsin­nig, sie einfach als „asiatisch“ zu benennen (die Georgier, Kurden, Uzbeken, Nepali, Inder, Tun­gu­sen und Thais stehen zusammen mit vielen anderen traurig in der Ecke und jam­mern „Denkt eigentlich irgendjemand auch an uns?“). Historisch wurden chinesi­sche Lo­go­gram­me auch in Koreaa und Việtnam verwendet, sind aber mittlerweile dort größ­ten­teils abgeschafft. Die Inder haben ihre eigenen, ganz anders strukturier­ten alpha­syl­la­bi­schen Schriften (die auch nach Südostasien und Tibet exportiert wur­den), und in West­asien hat man oft auch semitische Konsonantenschriften.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik

Natürlich ist eine Buchstabenschrift (Lateinisch, Kyrillisch oder Griechisch) leichter zu erlernen als eine Zeichenschrift (wie das Chinesische). Eine Silbenschrift ist auch relativ einfach zu erlernen. Es kommt auf die Anzahl der Silbenzeichen an. Sie hat aber den Nachteil, dass viele Silben aus fremdsprachlichen Namen nicht geschrieben werden können.