Wieso gehen Kinder im Kindergarten nachts mit der Laterne?

3 Antworten

Es hängt mit dem St-Martins-Umzug zusammen.

Einmal pro Jahr veranstalten sowohl Kindergärten als auch Grundschulen St-Martins-Umzüge im näheren Umkreis um die jeweilige Einrichtung herum.

Dies wird zusammen mit den Kindern und Eltern lange vorbereitet. Den Kindern wird die Geschichte von St. Martin erzählt, man spricht über Mitleid und Fürsorge, über Almosen und so weiter. Man bastelt zusammen mit den Kindern Laternen (so das am Ende jedes Kind eine eigene Laterne hat).

An einem festgelegten Tag versammeln sich die Kinder zusammen mit mindestens einer Begleitperson in/ vor der Einrichtung und dann gehts - evtl in Begleitung einiger Feuerwehrleute - los mit der Runde. Allen voran ein Reiter auf seinem Pferd (der Reiter stellt den römischen Soldaten Martinus dar). Unterwegs tragen die Kinder ihre Laternen, und zur Unterhaltung der Kinder werden mit ihnen zusammen verschiedene Lieder gesungen die zuvor längere Zeit im Kindergarten/ in der Schule eingeübt wurden.

Am Ende der Runde versammelt man sich wieder vor der Einrichtung. Dort wird dann nochmal die Story von St. Martin erzählt oder dargestellt und danach gehen alle wieder nach Hause.

Meist findet in jenem Zeitraum (plus minus einige Tage) in der Gegend auch das Laternesingen statt. Da gehen die Kinder zusammen mit einer älteren Begleitperson oder sogar in kleinen Kindergruppen mit ihren Laternen von Haus zu Haus, klingeln, singen, und bekommen von den Hausbewohnern Süßigkeiten/ Knabbersachen oder sogar Obst geschenkt.

So, das wars zum üblichen Ablauf.

Der Brauch um St. Martin beruht auf Fakten und Legende. In etwa so wie zum St Nikolaus Tag die Geschichten und Traditionen rund um den Nikolaus.

Diese Darstellung/ Vorstellung das es draußen dann schon stockdunkel und sternenklar ist, ... naja in Geschichten, Filmen und auf Bildern wirkt das natürlich hübscher. In der Realität kommts einfach ganz aufs Wetter an und auf die Uhrzeit. Da es sich aber um Veranstaltungen für jüngere Kinder handelt, findet die Veranstaltung nicht zu spät am Abend statt.

Als Kind fand ich das ganz toll. Ich konnte mir zwar als Kind immer nur das Lied "Ich geh mit meiner Laterne, und meine Laterne mit mir...." merken, aber das machte mir nichts aus. In meiner näheren Wohnumgebung ging ich von Haus zu Haus, bevorzugt zu Häusern der Leute die ich eben näher kannte, klingelte, sang, zeigte meine Laterne und bekam dafür etwas Leckeres für meine Tasche die ich mitschleppte. Es gab Jahre, da war gegen Ende der (größeren Runde) zusammen mit Klassenkameraden meine Tasche randvoll und prall voller Schokolade, Kekse, Nüssen, Äpfeln, Mandarinen, Orangen.

Einmal klingelte ich auch genau gegenüber bei der "Katzenlady". Die war nur dooferweise an dem Tag nicht da, stattdessen ihre Mutter. Ich nahm diese Frau als sehr sehr alt wahr. Und dann begann ich mich unwohl zu fühlen als ich ihr erklären sollte was ich da mache, worum es geht und so. Sie guckte in der Küche nach, kramte einen Apfel raus und drückte mir noch ein paar rote Pfennigstücke zusätzlich in die Hand "Kauf dir davon einen Riegel Schokolade oder einen Keks Mädchen".

Wenn ich mich recht erinenre hört dieser Brauch (zumindest von Seiten der Schule) mit Übergang zur weiterführenden Schule auf. Die Runden beim Laternesingen machen aber auch noch so manche jüngeren Jugendlichen.


BeZerkForLove97 
Beitragsersteller
 29.04.2021, 22:37

Wow! Ich hätte jede Antwort erwartet, aber nicht so eine umfassende! :D

Vielen, vielen Dank für diese schöne, lange Antwort und mach's gut! :-)

1
BeZerkForLove97 
Beitragsersteller
 29.04.2021, 22:53
@BeZerkForLove97

Wow, ein wirklich schöner Bericht aber letztere "Version" hat schon was von Halloween. o.O Also erstere ist mir weitläufiger bekannt!

0