Wieso fühlt sich völlige Stille in der Natur so seltsam an?

9 Antworten

Ich weiß genau was du meinst. Als Tierfilmer ist man nicht nur auf der Jagd nach schönen Bildern, sondern auch auf der Jagd nach dem richtigen Ton. Oft muss man bei einer Aufnahme den Ton entfernen, weil gerade ein Flugzeug die Aufnahme unbrauchbar gemacht hat oder weil ein Traktor oder eine Motorsäge die Aufnahme zerstört hat. Da bin ich dann tagelang auf der Suche nach dem richtigen Ton und hin und wieder begegnet mir dann der perfekte Ort mit dem perfekten Ton. Die Abwesenheit aller Töne ist auch so ein perfekter Ton. Allerdings habe ich noch nie VOLLKOMMENE Stille erlebt. Ich kann mir vorstellen wie beeindruckend das war. So etwas vergisst man nie wieder. Es gibt einem einen Einblick, wie es für unsere Vorfahren gewesen sein muss, als sie zum ersten Mal auf die Neandertaler trafen.

Ja, ich kenne das aus abgelegenen Bergtälern in den Alpen, wo man manchmal in Oasen der totalen Stille gerät: Kein Wind, kein Wasser, kein Flugzeug, einfach NICHTS - die Stille drückt auf den Ohren, als die Ohren verzweifelt zuvor unbekannte "Muskeln anspannen", um ja was zu hören. Es tut fast weh, dieses Nichts.

Warum das so ist: Mangelnde Gewöhnung ... wie fast alles, was mit unseren Sinnen zu tun hat. Bleibe für eine Woche in dieser Stille, und du kannst anschliessend die Mäuse unter der Erde hören, und das Gerede der Menschen kommt Dir dann wie Schreie vor....

Also hast du das erste Mal den Sound of Silence spüren dürfen. Gibt nichts schöneres.


Es liegt wohl daran das der durchschnittliche Mensch Geräusche gewöhnt ist und damit groß wird. Autos, andere Mensche etc. Alles verursacht Geräusche und teilweise kennt man e gar nicht mehr wenn man draußen ist und absolut nichts hört. Es verwirrt einen, einfach weil man es nicht kennt. Wenn man z.B in der Wüste wäre hätte man wahrscheinlich ein ähnliches Erlebnis.

So eine Stille habe ich noch nie erlebt.

Ich kann mich an einem Moment der Stille erinnern, der zwar nur kurz, wenige Sekunden dauerte, aber umso eindrücklicher wirkte.

Das war ein Konzert, in dem Beethovens 9. Symphonie aufgeführt wurde, die zwischendurch ja auch ziemlich laut ist. Als der Schlussakkord verklungen war, hielt der Dirigent immer noch den Taktstock gehoben, kein Geräusch kam von der Bühne und auch aus dem Publikum kamen keine vorzeitigen Bravo-Rufe oder Klatscher, sondern auch das war mucksmäuschen still (was ich sonst nie wieder bei der 9. erlebt habe). Das war fast der schönste musikalische Augenblick meines doch reichen Konzertlebens. In diesem Moment der absoluten Stille hallte die gehörte unübertroffene Musik Beethovens ganz tief und laut in der Seele nach.

Dann senkte der Dirigent den Taktstock und explosionartig brach der Jubel aus.