Wie würdet ihr Gastarbeiter bezeichnen?

7 Antworten

Die sogenannten "Gastarbeiter" waren "Gastarbeiter", da gab und gibt es keine andere Bezeichnung. Alles andere ist an den Haaren herbeigezogener Schmonzes. Punkt.


Ich würde sie gar nicht bezeichnen. Wozu auch ? Sie sind da, sie arbeiten für ihr Geld, zahlen Sozialabgaben und kurbeln die Wirtschaft an.

Im historischen Sinne kann das Wort eigentlich verwendet werden. Wenn du dich wohler fühlst,schreibe doch sog. Gastarbeiter.

Ansonsten kannst du ja befristete Arbeitnehmer (mit Migrationshintergrund) o.ä. schreiben, falls du den Begriff für die heutige Zeit anwenden willst  


sasugaga 
Beitragsersteller
 12.11.2017, 19:11

danke

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Gastarbeiter war lange eine richtige Bezeichnung, da die Arbeitnehmer ja wieder in die Heimat zurückkehren sollten/wollten, und in Deutschland ein "Gastland" sahen.

Als sich herausstellte, dass viele gar nicht mehr zurückgehen wollten, sondern mit Kind und Kegel nach Deutschland kamen, wurden sie "Fremdarbeiter" oder einfach "Ausländer" genannt. Das hielt sich recht lange: es gab Deutsche und Ausländer, und keiner störte sich groß daran. Das waren noch friedliche Zeiten als in Betriebe der "Kümmeltürke" gebeten wurde, mal Kaffee zu kochen, und keiner Anstoß daran nahm. Oder als ich, wenn ich zu spät kam, gefragt wurde, "ob ich denn den Käse zu Bahnhof gerollt hätte", (da Niederländerin). Damals waren vielleicht die Bezeichnungen nicht politisch korrekt, aber der Umgang miteinander war entspannt.

Ich bin dann mehrere Jahre fort gewesen, und als ich 1992 nach Deutschland zurückkehrte, war alles anders. Irgendwo erwähnte ich "Ausländer" und -auwaia- plötzlich starrten mich alle an: "ausländische Mitbürger" sollte ich sie nennen. Kaum hatte ich mich daran gewöhnt, ging es los mit "Menschen mit Migrationshintergrund".

Nur: das alles sind keine Gastarbeiter. Als diese noch Gastarbeiter genannt werden durften, arbeiteten sie auch tatsächlich, sonst wären es ja "Gastarbeitslosen" gewesen. 

Als es "Ausländische Mitbürger" wurden, war schon einen Teil von Transferzahlungen abhängig, und heute sind von den 2,5 Millionen Arbeitslosen etwa 50 % ja was denn nun? "Deutscher mit Migrationshintergrund", "Deutsch-Türke", "Deutsch-Perser", "Deutsch-Pole", "Russlanddeutscher", oder Zweite-Generation-Einwanderer", oder "Doppelpassbesitzer", oder "Bürger nicht-deutscher Herkunft", oder einfach "Allochtoner", oder doch "Menschen mit einem multikulturellen Hintergrund", oder "Neu-Bürger"? 

Es gibt keine Bezeichnungen für eingewanderte Menschen oder deren Kinder die hier geboren sind, die nicht diskriminierend sind. Diskriminieren heisst ja nichts anderes als "unterscheiden". Sobald man unterscheidet zwischen einem "Bio-Deutschen" (wer ist bloß auf diesem Wort gekommen, einer der Ökos?) und jemanden der nicht hier geboren ist, oder dessen Eltern woanders herkommen, begibt man sich schon auf Glatteis, denn in Deutschland kommt dann sofort die Nazikeule und übelste Beschimpfungen weil man ja "diskriminiert". 

Ich würde "Gastarbeiter" umschreiben mit dem viel mühseligeren "Menschen die aus dem Ausland gekommen sind um in Deutschland zu arbeiten". 

Und alle andere die aus X Gründen gekommen sind, nenne ich "Immigranten". 

Nur bei Asylanten und Asylbewerber mache ich eine Ausnahme, da in dem Fall ja nicht klar ist, ob sie bleiben oder wieder ausreisen (müssen).

Und wie nenne ich mich nun selber, wenn einer fragt, ob ich Deutsche bin? "Nein, ich bin Ausländerin". Und dann geht es wieder los.....

In keinem mir bekannten Land wird einen solchen Wind gemacht um die Bezeichnung. Dabei gibt es wichtigere Probleme.


sumi79  12.11.2017, 21:40

Die Bezeichnung "Ausländer" ist heute noch politisch korrekt und schließt alle Menschen ausländischer Herrkunft ein. Ausgenommen der eingebürgerten deutschen Staatsbürger.  

Menschen mit Migrationshintergrund, oder kurz "Migranten" sind Menschen, dessen Wurzeln im Ausland liegen. Hier sind auch eingebürgerte deutsche Staatsbürger miteinbezogen. 

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HansH41  13.11.2017, 09:34

Deine Analysen sind immer wieder erfrischend, werte europäische Nachbarin.

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Hei, sasugaga, der Begriff Vertragsarbeiter wurde in der DDR angewandt für ausländische Arbeitskräfte aus den "Bruderländern".

Als Gastarbeiter bei uns noch Gastarbeiter hießen, hatte ich gegen den Ausdruck so wenig einzuwenden wie heute gegen ausländische Mitbürger.  Wobei der Begriff Mitbürger von vielen nicht ganz zu Unrecht als diskriminierend angesehen wird in dem Sinn, ob Mitbürger geringeresind  Bürger als die ohne "Mit"- .

Wir Deutsche tun uns oft schwer mit solchen Begrifflichkeiten; Ausländer sind Ausländer, sind Ausländer ~~ und ihren Status habe ich nicht zu überprüfen in meiner Sprechweise, woll? Grüße!