Wie würdet ihr Depressionen beschreiben/ erklären?

7 Antworten

>Achtung Triggerwarnung<

Sry, wurd länger als geplant, tat aber grad gut das niederzuschreiben.

Ich bin selbst Betroffener einer schweren Depression und aktuell auch im Loch. In meinem Leben habe ich auch zb durch verschiedene "Therapien" viele Betroffene kennengelernt. "Depressionen" nachvollziehbar jemandem zu beschreiben der selbst nicht daran leidet, ist garnicht mal so einfach. Ist die Person nicht sonderlich empathisch ist es unlängst schwerer. Es fehlt vielen da einfach an Verständnis der Krankheit und wenn das fehlt und man sich auch nicht einfühlen kann, dann wird nicht selten dem Erkrankten auch wenig bis kein Verständnis entgegengebracht.

Wie würdet ihr Depressionen beschreiben/ erklären?

Ich versuche es für NICHT Betroffene mal so:

Depressionen und andere psychische Erkrankungen sind nicht einfach mit physischen zu vergleichen, daher hinkt ein solcher Erklärungsansatz immer etwas. (Jede Erkrankung und jedes Symptom und vor allem jeder Mensch ist individuell und ich will nicht behaupten A ist schlimmer als B, gezogene Bsp und Bildnisse sind lediglich für den >ErklärungsANSATZ<.)

Wie beschreibt man dieses "Gefühl" dieses... "Daseinsempfinden?"? Vllt so... Alltägliches oder Situationen die wohl viele so oder so ähnlich, von sich selbst oder anderen kennen...

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Hattest du schon mal nen Job den du nicht gemacht hast, weil er dir etwa Spaß macht? Sondern einfach ein Mittel zum Zweck für die Rechnungen. Ein Job der dich NICHT erfüllt! Die Arbeit ist eigentlich zu hart oder vielleicht dauerhaft eintönig und unterfordernd. Die Kollegen passen nicht zu dir, sozial, moralisch, gemeinsame Interessen fehlen oder du wirst ausgegrenzt vllt sogar immer gemobbt. Oder du arbeitest immer alleine gar isoliert. Wertschätzung kennt deine Firma nicht, zieht dich vllt auch übern Tisch oder beutet dich und alle aus. Geregelte Arbeitszeiten gibt es generell nicht, kaum Planungsmöglichkeiten für dich. Viele kennen es mal länger zu arbeiten, vllt auch mal über längere Zeit. 10 Std, 12 Std und länger 5T die Wo, 6T, mancher kennt´s auch mal 10, 20, 30T durchzuarbeiten. Deine Lebensumstände lassen es nicht zu einfach wegzuziehen, irgendwohin wo es auch bessere Jobs gibt auf die du überhaupt die Chance hast sie zu kriegen. Das Geld reicht Monat für Monat gerade so. Hier und da ist auch mal ne Mahnung in der Post, weil es doch wieder nicht reichte. Konsequenz, du arbeitest mehr und länger. Zu Hause angekommen, total kaputt fällst nur noch ins Bett, Außer schlafen und arbeiten ist nix mehr. Du laugst völlig aus über die Wochen und Monate die es so läuft. Aus unterschiedlichsten Gründen, ständig wieder Rückschläge die alle Pläne über den Haufen werfen. Du brichst dir den Arm beim Unfall, gesund, wirst angefahren Beinbruch Fahrerflucht, gesund, wirst ausgeraubt und zusammengeschlagen, Einbruch Fernseher und Laptop geklaut, Vandalismus Auto oder Fahrrad demoliert, muss auch alles erstmal ersetzt oder repariert werden. Ob Arbeit oder krank eines von beiden steht immer im Weg, deinen Hobbys und Interessen bist du schon lange nicht nachgekommen. Einfach keine Kraft für. Wegen den vielen Vorfällen ständig Ärger mit Ämtern, Versicherungen und dem Arbeitgeber. Über Jahre kommst du ´nicht vom Fleck`.

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Das ist nicht meine aktuelle Situation, soll nur helfen etwas zu verdeutlichen... Dieses "Gefühl" oder "Daseinsempfinden" das ich erwähnte... Wenn du etwas aus dem * Text kennst, so oder so ähnlich, versuch dir vorzustellen der ganze * Text ist dein Berufsleben und Situation drumrum. Wie schnell wärst du überfordert? Welche Last könntest du zusätzlich zur Arbeit noch stemmen? Es ist keine Besserung in Sicht, wann würdest du durchbrennen um nicht zu sagen zerbrechen?

Dieses "Gefühl" ist mein Leben, im Alltag, im Leben, nur 24/7 seit über 15 Jahren (natürlich nicht immer so schlimm, doch vor so 3 Mo glitt ich zusehends wieder dank Abwärtsspirale ins Loch). Diese Situation als Gefühl projeziert, das ist was mich teils bestimmt. Gepaart Perspektivlosigkeit, Rückzug, Antriebslosigkeit was alles zusammen einen perfekten selbstbefeuernden Teufelskreis ergibt. Mal sehen, ob/ wie lange ich durchhalte...

That´s my life!

Euch alles Gute.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich hatte schwere Depressionen diagnostiziert und war damit auch stationär. Ich würde es sehr viel ausdifferenzierter beschreiben.

Meine Depression war nicht nur psychisch, sie war auch sehr stark körperlich. Und daran merkt man, dass Depressionen nicht nur ein mentaler Zustand sind, sondern eine richtige, körperliche Erkrankung.

Ich hatte zum einen eine massive körperliche Schwäche. Alles war total anstrengend, schon kleine Aktivitäten wie Zähneputzen oder Haare kämmen. Ich war tatsächlich außer Atem, ohne körperliche Ursache. Musste mich, nachdem ich einmal zum Einkaufen mitgekommen bin, unten auf die Treppenstufe setzen und mich ausruhen, bevor ich die Treppe hochgehen konnte. Ich bin ein junger, körperlich gesunder Mensch. Ich habe zwischendurch wirklich gedacht, ich habe das chronische Erschöpfungssyndrom, aber das hatte ich nicht. Es waren Depressionen.

Ein weiteres Symptom war eine starke Konzentrationsschwäche. Ich war davor immer sehr gut im Konzentrieren, konnte sehr gut schriftliche Prüfungen schreiben und generell geistige Arbeit verrichten. Aber in der Depression konnte ich mich gar nicht mehr konzentrieren. Man versucht, gedanklich über etwas ganz Bestimmtes nachzudenken, aber die Gedanken entgleiten dir andauernd, du kannst geistig keine anspruchsvollen Aufgaben mehr lösen. Alleine diesen Text zu schreiben, das hätte ich gar nicht so gekonnt, weil ich dafür einem gedanklichen roten Faden folgen muss. Es war wie Nebel im Kopf.

Psychisch hatte ich weniger eine Leere und mehr einen allesumfassenden betäubenden, emotionalen Schmerz. Es kamen total viele Situationen wieder hoch, die ich längst abgeschlossen und mir zuvor nie wieder Gedanken drüber gemacht hatte. Und alles davon war, als würde eine Welt untergehen. Es gab auch nicht 1% Positives mehr. Ich beschreibe es immer, als wäre die Fähigkeit meines Körpers, positive Gefühle zu fühlen, wie ein Schalter ausgeknipst worden. Einfach nicht mehr existent. Egal was mich früher auch nur annähernd glücklich gemacht hat, und es geht nicht um große Dinge, es geht nur um winzige Glücksregungen am Tag, die man immer hat. Sei es der eine Witz vom Kollegen, sei es das leckere Essen, irgendwas. Nichts hat in mir auch nur eine Regung eines positiven Gefühls verursachen können. Das gab es einfach nicht mehr. Freude existierte nicht mehr. Mein Körper war nicht mehr in der Lage dazu.

Leere hatte ich manchmal auch statt des Schmerzes, das war für mich dann aber eine Erleichterung und ich fand das etwas besser zu ertragen. Ansonsten war ich nur am Weinen und Weinen und den ganzen Tag gar nichts machen. Keine Musik, kein Gaming, kein Buch lesen, kein Beschäftigen, gar nichts. Denn alles konnte ich nicht mehr genießen. Und normalerweise löst ein gutes Lied schon gute Gefühle in mir aus.

Ich hatte zu den depressiven Symptomen auch eine schwere Panikstörung. Das heißt andauernd Panikattacken, bei denen man denkt, man stirbt. Meine Krankheit bestand also zusätzlich auch aus starken negativen Erregungszuständen. Starke Angstzustände und Panik-Hochs. Das dazu war auch echt eine Hölle.

Was auch ein nach außen sichtbares Symptom von mir war, war dass meine Mimik völlig eingefroren war. Das muss man sich mal vorstellen. Ich bin eigentlich ein ausdrucksstarker Mensch, aber sowohl meine Stimme war nur noch leise und energielos und meine Mimik, wenn ich irgendwas gesagt habe, war total leer. Da passierte gar nichts in meinem Gesicht. Selbst dafür war einfach keine Energie übrig, Mimik war zu anstrengend. Also bei richtig depressiven Menschen sieht man es ihnen an.

Generell ist es einfach eine völlige Energielosigkeit in jeglichen Bereichen, innere Leere oder Schmerz und nichts Positives mehr, und manche haben dazu eben noch Angstsymptome.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Alles von dem was du aufgezählt hast wenn nicht mehr.

Das was es am besten beschreibt meiner Meinung nach ist eine Leere in dir selbst. Die Leere kann sich so stark anfühlen, dass man sich denn Sinn des Lebens nochmals überdenkt und jenachdem zum Entschluss kommt, dass es keinen Sinn mehr hat. Das wäre der Grund, wieso man suizidal wird.

Durch die Leere juckt einem nix mehr. Männer werden da rücksitzsloser mit allem (z.B. fahrlässig Auto fahren) während Frauen eher die Tendenz haben, sich selbst zu schaden durch physische Gewalt an sich selbst.

Da sich Frauen eher schaden wollen, bleibt es bei ihnen oftmals eher bei Suizidversuchen und nicht wirklichen Suiziden. Bei Männern ist es daher wahrscheinlicher, dass sie sich das leben nehmen. Sie nehmen fatalere Methoden.

So erkläre ich mir depression oder zumindest erfahre/erfahrte ich es so.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Jiron37  17.09.2024, 20:00

Wichtig noch zu wissen. Nicht jeder depressive ist suizidal, nicht jeder depressive will selbst Verletzung. Depression ist die Leere in sich selbst, das "Nichts", was einen auffrist.

Die anderen dinge sind Sachen, die daraus resultieren.

Alles ist dir egal

Du willst einfach nur im Bett liegen

Einfach dunkel

Schlaflose Nächte

Nichts macht Spaß

Einige stimmen ja.

Allein sein ist im Gegenteil auch sehr depremierend. Bei falsche Leute würde ich mich weg Ziehen aber bei Leute die vor dir Respekt und liebe zeigen würde ich an meine Seite haben. Aber jaaa auch ich habe Depressionen

Und das ist auch wiederum Deutschland Schuld und die Gesellschaft wie die mich als nichts behandelt haben wertlos und nichts.

Deswegen bin ich auch so erkrankt die Menschen haben mich auch krank gemacht..ja tatsächlich manschmal wünscht man sich den tot

Jeder Tag fühlt sich gleich an. Man sieht den Zweck nicht mehr überhaupt aufzustehen.