Wie viele deutschstämmige Menschen leben auf der Welt?

5 Antworten

Das ist eine schwierige Frage, weil du erst festlegen müsstest, wen du noch als "deutschstämmig" zählen würdest. 

Ist jemand deutschstämmig, wenn alle seine Vorfahren Deutsche waren? Dann dürften nur wenige Deutsche in Deutschland überhaupt Deutsche sein. Denn auch hier gab es "Ureinwohner" vor den Deutschen und Einwanderung seit der Römerzeit (auch schon davor, aber da gibt es keine Aufzeichnungen drüber). West- und Süddeutschland waren bis vor 2000 Jahren keltisch. Dann haben die Römer das Land erobert, wobei die Kelten geblieben sind und die römische Sprache und Kultur angenommen haben. Mit den Römern kamen aber auch Leute aus dem ganzen römischen Reich: Griechen, Iberer, Syrer, Juden, Briten, und sicher auch öfters mal Nordafrikaner. An der Mosel und am Südschwarzwald wurde noch im Frühmittelalter romanisch gesprochen. Brandenburg, Meck-Pomm, Sachsen waren im Frühmittelalter noch slawisch. Die Preußen (früher "Pruzzen") waren ursprünglich ein baltisches Volk, verwandt mit den Litauern und Letten. Es sind dann deutsche Siedler nach Osten in die prussischen und slawischen Gebiete gezogen. Pruzzen und Slawen haben mit der Zeit deren Sprache übernommen und sind heute Deutsche. In der Lausitz in Sachsen passiert das mit den slawischen Sorben noch heute.

Du meinst anscheinend auch Leute mit gemischten Vorfahren ("Ja die haben ja deutsches Blut in sich").

Deutsche sind früher in großen Scharen nach Nordamerika, Russland, Osteuropa, Namibia und Südamerika ausgewandert. Viele
Russen, Polen, Ungarn, Rumänen usw. haben deutsche Vorfahren. Oft ist
das schon so lange her, dass sie es heute gar nicht mehr wissen. In den USA gibt es Millionen Menschen, die deutsche Vorfahren haben. Nach offiziellen Statistiken geben 47 Millionen Amerikaner an, dass sie von Deutschen abstammen. Da viele heute nicht mehr genau wissen, was für Nationalitäten so alles unter ihren Ur- und Ururgroßeltern vertreten waren, dürften noch vielviel mehr Amerikaner irgendwo mal deutsche Vorfahren gehabt haben. Ich schätze mal ein Drittel der Gesamtbevölkerung von 322 Mio. Natürlich haben die
gleichzeitig auch andere (z. B. irische, russische, englische, französische,
jüdische, polnische, italienische und afrikanische) Vorfahren gehabt. Es ist daher nicht möglich, eine genaue Zahl der Deutschstämmigen auf der Welt anzugeben. Man kann sie höchstens schätzen. Und je nachdem welche Kriterien man anlegt, kann die Schätzung ein paar 100 Mio. Menschen höher oder niedriger sein. Daher findet man dazu kaum fundierte Schätzungen.

 

Für Deutsche selbst, (also Leute, die deutsche Eltern hatten und deutsch als Muttersprache sprechen) habe ich eine Schätzung von 90 Mio. weltweit für 1990 gefunden. Ich nehme an, dass es eher ein paar mehr sind, aber das gibt so etwa die Richtung an.

Deutsche stammen ja selbst von sehr verschiedenen Völkern ab. Insofern gibt es keine "reinen" Deutschen...

Wenn du fragst, wie viele Menschen auf der Welt Vorfahren haben, die denselben Völkern angehören wie die Vorfahren der Deutschen in Deutschland heute, dann würde ich sagen: fast alle.

Denn du musst wissen, je mehr Generationen du zurück gehst, desto mehr Vorfahren hast du, es multipliziert sich mit jeder Generation mit 2, so hattest du vor 10 Genertionen (ca. 300 Jahren) 1024 Vorfahren, vor 20 Generationen (ca. 600 Jahren) ca. 1 Million Vorfahren und vor 30 Generationen (nicht mal 1000 Jahre) ca. 1 Milliarde. Und damit wären wir erst im Hochmittelalter, noch nicht einmal bei den Germanen. (Zur Zeit der Germanen hättest du ca. 10^24 Vorfahren, das wäre eine Quadrilion).

Auch umgekehrt hätte jemand, der über die Generationen hinweg pro Generation immer 2 Kinder produziert, die sich dann selbst vermehren und auch wieder 2 Kinder kriegen nach 1000 Jahren 1 Milliarde Nachkommen.

Was bedeutet, dass wohl so ziemlich alle Menschen irgendwie miteinander verwandt sind...

Es gibt keine allgemeingültige Definition von "deutschstämmig". Die Zahlen variieren entsprechend. 1986 gab es im nicht-deutschsprachigen Ausland weniger als 50 Millionen Deutschstämmige, also Personen, die ihre Abstammung selbst als primär "deutsch" verstanden. Die meisten davon lebten in den USA. Wie viele Deutschstämmige im Deutschsprachigen Raum selbst lebten, ist mir nicht bekannt (Quelle: http://www.flaggenlexikon.de/fdtl-dt3.htm).

Unter "Aktueller Wortgebrauch", im folgenden Artikel, werden im ersten Satz mehrere herausstechende Länder genannt. Klick jeweils darauf. Meist sind dort aktuellere Zahlen angegeben.


Nur "echte, reinrassige Deutsche" also? Wie willst du das differenzieren?

Das Territorium auf dem sich deutsche Stämme entwickelt haben, war großen Schwankungen unterlegen.

Dann gab es später noch das hl. römische Reich deutscher Nationen, dass sich über halb Europa ausgebreitet hat.

Was ist mit den Angeln und den Sachsen die nach dem römischen Reich die britische Inseln bevölkert haben und letztenendes dann auch nach Amerika auswanderten?

Was ist mit den nordischen Russ, die das heutige Russland bevölkern?

Was ist mit den vielen deutschen, die während dem zweiten Weltkrieg Deutschland den Rücken gekehrt haben und die heute noch im Ausland leben?

Also wie willst du deiner Meinung nach abgrenzen, was ein Deutscher ist und was nicht???


zoro66 
Beitragsersteller
 17.03.2016, 15:32

so wie die Araber zb. Libanon,Syrien,Irak.... oder wie bei den Türken zb. Azerbaycan,Türkei,Türkmenistan,Kazakistan... Türken gibt es 200 Millionen insgesamt

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Archaeopterix  21.03.2016, 13:34
@zoro66

so wie die Araber zb. Libanon,Syrien,Irak.... oder wie bei den Türken
zb. Azerbaycan,Türkei,Türkmenistan,Kazakistan... Türken gibt es 200
Millionen insgesamt

Bei den Arabern darf man sich nicht vorstellen, dass Zigmillionen Leute von den kleinen Wüstenstämmen der arabischen Halbinsel ausgewandert sind und die Völker in den Nachbarländern verdrängt haben. Natürlich sind auch arabische Herrscher, Soldaten und Händler mit der Ausbreitung des Islam mitgekommen. Aber das dürften die wenigsten gewesen sein. Die Bewohner der islamisierten Länder, die vorher ägyptisch (koptisch), aramäisch, assyrisch, persisch, berberisch und andere Sprachen gesprochen haben, haben mit dem Islam auch die arabische Sprache gelernt und mit der Zeit ganz übernommen. Ihre Nachfahren sind daher "Araber", weil sie Arabisch sprechen. Aber sie haben wahrscheinlich zum Großteil so gut wie keine arabischen Vorfahren.

Und bei den Türken muss man auch davon ausgehen, dass die vorher griechisch-, armenisch- oder sonstwiesprachigen Bewohner Kleinasiens nicht alle verschwunden sind, als die Türken das Land nach und nach erobert haben. Ein Teil von ihnen hat sich mit der Zeit an die herrschenden Türken assimiliert und gehört heute auch zu den Vorfahren der türkischen Bewohner der Türkei.

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Wer ist denn "deutschstämmig" in Deinen Augen? Sind meine Cousins auch noch deutschstämmig (allesamt in Australien geboren, Vater geborener Deutscher, Mutter geborene Holländerin)?


zoro66 
Beitragsersteller
 17.03.2016, 15:16

Ja die haben ja deutsches Blut in sich

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Deponensvogel  17.03.2016, 16:47
@zoro66

Was zum Teufel soll deutsches Blut sein. Die Deutschen sind wie alle Mitteleuropäer bei weitem kein homogenes Volk. Das Genmaterial seiner Mitglieder ist nicht irgendwie auf den großen Teutonicus oder eine Germania zurückzuführen, von denen sich die deutsche Blutslinie bis in in die Gegenwart ausgebreitet hat.

Da die Deutschen ein Gemisch aus sonstwas sind, ist es nicht relevant, nach dem Blut oder so einem rassenlehrerischen Blödsinn zu fragen, sondern nach dem nationalen Bewusstsein, genug Generationen im Land, sodass bereits Wurzeln geschlagen werden konnten und die Germanisierung abgeschlossen ist. Das sind Faktoren, nach denen man Deutschsein bewerten kann. 

Wenn du einen Wiener um das Jahr 1890 herum gefragt hättest, was er ist, hätte er, vermute ich mal, mit "Deutscher" geantwortet. Spätestens aber seit dem Zerfall der Monarchie in Österreich und der Herausbildung einer eigenen Republik und zwei Weltkriegen würde der Wiener so und so viele Gründe aufzählen, warum er kein Deutscher ist und was ihn nicht alles von den Pifgen unterscheidet.

Das ist relevant. Nicht irgendeine Deutschstämmigkeit, was das auch immer sein soll.

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