Wie viel verdient man an einem Buch?

6 Antworten

Also das Geldverdienen mit einem veröffentlichten Buch sieht in etwa so aus:

Ladenpreis minus 7% Mehrwertsteuer Hier 15 - 1 = 14 (Nettoverkaufspreis)

davon bekommt der Autor zwischen 5% und 8% Honorar - macht 0,70 bis 1,10 € pro verkauftem Buch. Wird eine bestimmte Anzahl überschritten, steigt das Honorar um vorher festgelegte Prozentsätze.n

Man rechnet im Schnitt mit einer zu erwartenden verkauften Auflage von 4.000 Büchern. X 0,7 € oder 1.1 € für ein paar Monate Arbeit machen zwischen 2.400 € und 4.400 €.

Davon muss der Autor noch seine Rente ansparen, Krankenkasse zahlen, Recherchekosten tragen. Was übrig bleibt liegt oft unter Hartz-IV-Satz. Reich werden Autoren selten, und nur sehr wenige, in Deutschland vielleicht 100 Autoren, können vom Schreiben leben.

Nun ist Harals Lesch ein auch aus dem Fernsehen bekannter Autor, da wird sein Honorar wohl auch in oberen Bereich liegen.


LeanEveryday 
Fragesteller
 18.05.2019, 10:16

weißt du auch wie viel der Verlag, die Korrekturleser etc. bekommen oder wie hoch die alleinigen Produktionskosten, also Druck, sind?

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Bethmannchen  18.05.2019, 11:35
@LeanEveryday

Wenn jemand ein Buch kauft, wo bleibt das Geld?

Von den 15 € die der Kunde im Laden oder eShop ... zahlt, bekommt das Finanzamt den 1 € Mehrwertsteuer von diesem Händler.

Der Verlag bekommt das, was der Buchhändler für das Buch im Einkauf bezahlt. Weil es in Deutschland eine Buchpreisbindung gibt, können Werke nicht zu einem geringeren Einkaufspreis an den Händler abgegeben werden. Aber der muss ja mit den von ihm gekauften Büchern etwas erwirtschaften.

Deshalb liefern Verlage in so genannten "Partien" an den Handel. D.h. 5 Bücher zum Preis von 4, 10 Stück zum Preis von 7, oder wie immer man das aushandelt, wenn der Verlagsvertreter die Neuerscheinungen dem Händler anbietet. So ein Verlagsvertreter ist entweder beim Verlag angestellt, oder wird als Freelancer mit Umsatzbeteiligung in Form von Provision bezahlt.

Von der Differenz, bzw. dem Verkauf der paar "unberechneten Bücher" muss der Händler dann seine Ladenmiete, Strom, Heizung, Personal, Steuerberater ... tragen, und was dann übrig bleibt ist sein Gewinn. (Die krebsen auch vor sich hin)

Jedes Buch wird in einer bestimmten Stückzahl gedruckt und gebunden. Damit werden eine Druckerei und evtl. auch eine Binderei beauftragt, die dem Verlag diese Arbeiten dann in Rchnung stellen. (übrigens mit 19% Mehrwertsteuer) Das macht etwa 30% des Nettopreises eines Buches aus.

Die Bücher gehen nicht an den Verlag, sondern gleich in das Auslieferungslager bei einem Dienstleister wie Libri, KNV ... Das sind Firmen, die sich rein um die Audlieferung der Bücher an den Buchhandel, Online-Besteller usw. kümmern. Ihre Dienstleistung berechnen sie dem Verlag, zuzügl. 19% MwSt.

Vor dem Druck muss der Text gesetzt werden, nicht mehr mit Bleilettern, sondern digital, das macht heutzutage eher ein Layouter. Er ist beim Verlag angestellt und bekommt Gehalt, wird nicht pro Buch bezahlt. In kleinen Verlagen wird dies aber oft outsourced an einen freelancer abgegeben, der seine Arbeit dann auch + 19% MwSt in Rechnung stellt.

Für das Cover wird ein Designer beauftragt, der entweder beim Verlag angesstellt ist, oder als Freelancer arbeitet, der seine Dienste dann dem Verlag berechnet. Liegt in etwa bei 300 € + 19% MwSt (für diese und alle späteren Auflagen)

Die Rechtschreib- Interpunktins- und Tippfehler werden vom Korrektor beiseitigt. Auch der kann beim Verlag angestellt sein, oder als freier Korrektor beauftragt werden, berechnet dann sein Honorar auf der Basis der Seitenzahl + MwSt.

Schlüssigkeit der Handlung, Spannungsbogen, Schreibstiel, Grmmatik- und Semantikfehler ... all das prüft ein Lektor. Der ist meistens auch beim Verlag agestellt, oftmals wird das aber auch an freelancer abgegeben, die ihre Arbeit dann dem Verlag auf Basis der Seitenzahl, natürlch wieder mit MwSt in Rechnung stellen.

Zwei Bücher müssen an die Nationalbibliotheken geschickt werden. Auf Messen müssen etliche Bücher ausgestellt werden, die danach auch nicht mehr verkaufbar sind weil angegrabbelt.

Um das Buch der Öffentlichkeit bekannt zu machen versendet die Werbeabteilung des Verlages an einschlägige Zeitungen und Journalisten usw. je ein "Rezensionsexemplar" ...

Der Autor bekommt auch ein paar Freiexemplare, meistens so 25 Stück, damit er sie ausgewählten Leuten mit Widmung überreichen kann, z.B. weil jemand ihm bei Recherche etc. geholfen hat usw. Für Lesungen muss er ja auch noch ein paar Bücher haben.

Braucht der Autor später mehr, kann er sie zu einem vorher vereinbarten Vorzugs-Preis beim Verlag kaufen. (der Verlag hat von ihm ja das alleinige Verbreitungs- und Vertriebsrecht an dem Werk übertragen bekommen. Die Bücher sind jetzt Ware des Verlages)

Bis zu diesem Punkt hat der Verlag also eine Menge Mühe und Geld investiert und etliche Bücher ausgeliefert, die ihm nicht bezahlt werden, aber noch nichts eingenommen. Daher rührt die große Sorge der Verlage, dass sie einen Flopp landen könnten. Dann wurde jede Menge Geld in den Sand gesetzt.

Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen, der Autor bekommt ja auch noch ein Honorar. Möglicherweise muss der Autor von diesem Honorar noch 15% - 20% an eine Agentur abführen, die den Verlagsvertrag für ihn vermittelt hat. Dafür braucht er sich dann aber auch nicht um korrekte Abrechnungen ect. selbst zu bemühen.

Ein Autor verdient eigentlich überhaupt nichts. Honorar zählt nicht als verdienst, weil er ja nicht beim Verlag angestellt wird. Er hat genau wie ein Anwalt, Steuerberater ... Einkünfte aus "selbständiger freiberuflicher Tätigkeit", die er versteuern muss.

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Hallo LeanEveryday,

eine Bekannte von mir hat ein beim Springer Verlag erschienenes Fachbuch geschrieben. Sie sagte mir damals, dass sie als Autorin so ungefähr 50 Cent pro verkauftem Buch bekommt. Sie sagte mir auch, dass Fachbücher nicht selten in erstaunlich kleinen Auflagen erscheinen. Von genanntem Buch wurden weniger als 10 000 Exemplare verkauft... und das war für den Springer Verlag und seine Fachbücher ein Bestseller. Sie wurde entsprechend gefragt, ob sie mal wieder eins schreibt und es gibt mittlerweile sogar eine Übersetzung ihres Buches ins Englische. Also wirklich "ein Bestseller" unter den Fachbüchern.

Und trotzdem: Wenn Du es Dir ausrechnest: 10000 * 50 Cent... da wirste nicht reich davon, wenn Du bedenkst, dass man in aller Regel mindestens mehrere Monate an so einem Buch schreibt. Will ja auch recherchiert sein und alles.

Wirklich leben können von so was nur Autoren, die sich wirklich gut verkaufen, meist eben nicht auf dem Sachbuch/Fachbuchsektor.

Grüße

Tatsächlicher Gewinn am Ende des Tages pro Buch? Für so eins wohl 0,50 - 1,50.

Jeder will ein Stück vom Kuchen ab haben. Verlag, Druckerei, Lektoren, dann kommt natürlich auch noch Umsatzsteuer, Gewerbesteuer, Einkommensteuer usw. die alle mindestens zum Teil den Gewinn schmälern.

Die besten Angebote, die ich bis jetzt von Verlagen bekommen habe, waren zwischen 75 Cent und 1,50 pro verkauftem Buch, allerdings mit einem durchaus akzeptablem Fixbetrag als "Minimum Guarantee".
eBook zwischen 1,25 und 2 Euro.

Solange sich das nicht deutlich bessert oder die Minimums über meine eigenen Durchschnittserlöse als Selfpublisher klettern, bleibe ich beim Selbstverlegen.

In einem Billiglohnland könnte ich bereits von meinen Einnahmen ziemlich komfortabel leben, aber nachdem ich ja in Australien bin, brauche ich das vier- oder fünffache ;)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

In erster Linie ist das von der verkauften Auflage abhängig.