Wie viel Nitrit und Nitrat ist für Fische noch ,,erträglich"?

3 Antworten

Hi AquariumFischer

Grenzwerte kann man pauschal nicht sagen. Das ist immer sehr unterschiedlich, dazu was heißt erträglich?

http://www.agriculturejournals.cz/publicFiles/61325.pdf

Dinge die die Giftigkeit von Nitrit beeinflussen sind z.B. Chloridgehalt des Wassers, Dauer der Vergiftung, gleichzeitiges Auftreten von Ammonium, Sauerstoffmangel und so weiter....

Und natürlich Fischart. Die Toleranz ist total unterschiedlich. Auch vertragen kleine Fische und junge Fische meist mehr Nitrit als große und erwachsene- Das steht in vielen Büchern fälschlicherweise andersrum.

Nitrat ist in praktisch vorkommenden Mengen ungiftig in vielen Fällen, aber selbst bei 10-20 mg/l kann es zu Nachteilen für besonders empfindliche Arten kommen 

http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0045653504009993

-----------------------------------------------------------------------

"chronische" Nitritvergiftung gibt es entweder nicht oder die Effekte sind sehr gering, das heißt ein ständig leicht erhöhter Nitritwert ist fast völlig unbedeutend, aber schon das fünffache davon kann sofort tödlich sein. Diese Spanne ist sehr gering für einen Giftstoff. Auch das steht in scharfem Gegensatz zu der Wahrnehmung vieler Aquarianer. Es ist also nicht das Nitrit oder Nitrat selber das Problem, sondern vielleicht bisweilen eher andere Umstände die damit zusammenhängen. 

http://cires1.colorado.edu/limnology/pubs/pdfs/Pub079.pdf

-----------------------------------------------------------------------

Beispiele für zu 50% tödliche Nitritlevel (gilt OHNE die Einwirkung weiterer Gifte, ungünstiger Bedingungen oder Gegengifte) aus der Übersichtsarbeit oben:

Für die empfindliche Regenbogenforellen bei mäßigem Chloridgehalt 10 mg/l binnen 2 Tagen. Also in 2 Tagen bei 10 mg/l ist die Hälfte tot. 

Bei der Dickkopfelritze sind es 46 mg/l

Beim Forellenbarsch, der offenbar kein Nitrit im Körper anreichert, sind es 140 (!) mg/l

Ich muss ehrlich sagen es erstaunt mich obwohl ich hohe Zahlen erwartet habe doch wie hoch die tödlichen Dosen liegen.


Grobbeldopp  22.10.2017, 20:18

PS Es handelt sich bei den von mir genannten Werten natürlich um kurzfristige Vergiftungen binnen 2 Tagen. Handelt es sich um ständig erhöhte Werte wird man diese etwa durch 10 teilen müssen.

....und dann noch einen Sicherheitsabstand einfügen falls das Nitrit einmal nicht das einzige Problem sein sollte.

Dennoch reichen grob gesagt dauerhafte Nitritwerte unter 1 mg/l, bei robusteren Fischarten nicht aus um Schäden hervorzurufen WEGEN dem Nitrit. Höchstens in Kombination mit nennenswerten sonstigen ungünstigen Umständen.

Zudem sollte man jede Nitritanhäufung in Richtung 1 mg/l erst mal als Zeichen sehen dass die Filterung an der Grenze ist- nicht aber als direkt giftig.

0
Grobbeldopp  22.10.2017, 20:26
@Grobbeldopp

Um nochmal zu betonen was das merkwürdigste und ungewöhnlichste an der Toxizität von Nitrit ist: Der gesundheitlich unbedenkliche Wert für ständig erhöhte Werte liegt relativ hoch- bei nur ca. 2 mal mehr STERBEN die ersten Fische. 

Zwischen völlig unbedenklich und tödlich liegt also nur ein schmaler Grat.

0

Hallo,

so ganz grundsätzlich kann man das gar nicht sagen, denn es kommt auch auf die Fischarten an und auch auf ihr Allgemeinbefinden.

Bei Nitritwerten ab 0,2 mg/l kann man bei vielen Fischen schon deutliche Symtome feststellen. Bei Fischen, die aus sauerstoffreichen, weil schnell strömenden Gewässern kommen, können schon 0,1 mg/l zu viel sein.

Nitrat ist wesentlich ungefährlicher - meist schadet das auch bei 50 - 100 mg/l erst einmal nicht - ein Dauerzustand sollte das aber nicht sein, denn das würde ja auch zeigen, dass sich das biologische Gleichgewicht im AQ total im Ungleichgewicht befindet.

Gutes Gelingen

Daniela


AquariumFischer 
Fragesteller
 22.10.2017, 18:51

Es geht um Neonsalmler und Panzerwelse.

0
Grobbeldopp  22.10.2017, 19:20
@AquariumFischer

Bei Nitritwerten ab 0,2 mg/l kann man bei vielen Fischen schon deutliche Symtome feststellen. Bei Fischen, die aus sauerstoffreichen, weil schnell strömenden Gewässern kommen, können schon 0,1 mg/l zu viel sein.

Das ist nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen darüber nicht der Fall- es muss andere Gründe geben, warum sich der Respekt vor leicht erhöhtem Nitrit in der Aquaristik etabliert hat. Vielleicht auch richtige Gründe, also tatsächlich gefährliche Dinge, die mit bereits leicht erhöhtem Nitrit korellieren.

 Also selbst die empfindlichsten Süßwasserfische werden bei 0,2 mg/l sicher keine Symptome zeigen können vom NITRIT, aber vielleicht von etwas anderem.

0
dsupper  22.10.2017, 19:29
@Grobbeldopp

Es ist nachgewiesen, dass Nitrit die Sauerstoffaufnahmefähigkeit des Blutes bei Fischen blockiert - je nach Nitritgehalt steht dem Organismus also weniger Sauerstoff zur Verfügung. Mit reduziertem Sauerstoff wird das Leben beschwerlich und Folgeschäden am gesamten Organismus können eintreten.

Daran können Fische auch noch später versterben.

1
Grobbeldopp  22.10.2017, 19:54
@dsupper

je nach Nitritgehalt steht dem Organismus also weniger Sauerstoff zur Verfügung.

Ja, natürlich. Nur das ist einer der Mechanismen, an der die Fische in den Studien die ich verlinkt habe gestorben sind und ist den Wissenschaftlern bekannt gewesen.

Daran können Fische auch noch später versterben.

Auch das ist bekannt und wurde untersucht. Folgeschäden lassen sich (das ist für mich ebenfalls erstaunlich, glaub mir, ich will nicht bloß Krawall machen oder so) unter ca. 1/5 der LD50 - 96 STunden Dosis schwer feststellen und bei 1/10 gar nicht. Das heißt ein Nitritgehalt von 5 mg/l für sich genommen dürfte bei nicht allzu empfindlichen Fischen keine Langzeitfolgen haben.

0

Kommt auf die Fische an. Guppys haben da eine andere Toleranz als Diskusfische.

Generell: Besser weniger als zu viel.