Wie teuer waren damals Bücher?
Für einen Artikel, den ich für meinen Buchblog schreiben möchte, möchte ich gerne wissen, wie teuer Bücher vor circa hundert Jahren waren. Ich habe ein paar Bücher von ca. 1900 - 1945 in meinem Regal und mein Uropa hat meist auf den Vorsatzpapieren eine Zahl darauf geschrieben. Einige Beispiele: "Lewes Goethe - Goethes Leben und Werke in zwei Bänden" aus dem Jahr 1903. Herausgegeben von C. Krabbe, Stuttgart. Auf dem Vorsatz steht die Zahl 6 - / 4 . Hinten steht dann: 31.10.45 - 600.
Bei dem Buch "Palleske Schiller - Leben und Werke in zwei Bänden" aus dem Jahr 1900 stehen die selben Zahlen wie bei Goethe. Und bei den Büchern: "Das Buch vom Deutschen Wald" von Carl W. Neumann steht: 3.60 und beim Buch "Heimaterleben" vom selben Autor steht: 3.80 Beide Bücher wurden 1941 gekauft. Bei einem Buch von 1963, das ich mir vor einigen Monaten gekauft habe ("Horoskop und Talisman" von Paul Bauer) steht: Gröning 135. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass letzteres Buch so teuer gewesen sein kann. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Bücher damals so billig waren. Oder doch?
Leider habe ich beim Googeln nichts gefunden, was mich weiterbringt. Kennt sich hiermit vielleicht jemand aus?
1 Antwort
Ersteinmal vorweg: Die Zahlen ohne "Komma" haben häufig nichts mit dem Buchpreis zu tun. Manchmal wurde eine "Ordnungszahl" oder auch das Kaufdatum/-jahr hineingeschrieben. Manche Leser habe ihre Bücher auch nach dem Schulnotenprinzip bewertet.
Nun zu Deiner eigentlichen Frage: Bücher waren damals sehr teuer! Wobei die Preise aufgrund einfacherer Produktionsbedingungen zwischen 1900 und 1945 im Verhältnis gefallen sind. Die hohen Buchpreise hatten zur Folge, dass sehr viele Bücher antiquarisch gekauft wurden und die meisten Haushalte um 1900 kaum ein Buch neben der Bibel besaßen. In den 30er und 40er-Jahren gab es in den Haushalten schon wesentlich mehr Bücher.
Um 1900 kostete z.B. ein Wörterbuch 3 - 4,50 Mark. Gullivers Reisen (206 Seiten) in Leinen gebunden 1,25 und in einfacher Ausführung 0,75 Mark. Max und Moritz (mit Abbildungen) 3,- Mark.
Diese Preise muss man jetzt im Verhältnis sehen: Ein Hafenarbeiter in Hamburg verdiente 61,- Mark und ein Lehrer zwischen 90,- und 130,- Mark im Monat. Der Durchschnittslohn eines Arbeiters lag bei 70,- bis 75,- Mark im Monat. Viel konnte man damit nicht anfangen: 1kg Roggenbrot kostete 0,23 Mark, 1kg Schweinefleisch 1,50 Mark und 1l Bier 0,24 Mark - Lebensmittel waren teuer!
Einen noch besseren Vergleich kann man mit "Investitionsgütern" ziehen (Durchschnittspreise): Eine Wandlampe kostete 1,35 Mark, Kaffeemühle 2,- Mark, Stuhl ab 3,75 Mark, Damenschuhe 7,50 Mark und ein Herrenanzug ab 12,- Mark. Wie Du siehst, bekam man für den Preis eines Buches schon eine Wandlampe oder einen Stuhl.
Um noch mal auf Deine Bücher von 1941 zu kommen: Der Tariflohn lag bei 161,- Reichsmark pro Monat. Wenn die Bücher 3,60 bzw. 3,80 gekostet haben, kannst Du das Verhältnis zu heute erkennen. Insgesamt kann man sagen, dass für die meisten Menschen Bücher sehr teuer und teilweise unerschwinglich waren.