Wie steht ihr zu Israel & Palästina?

10 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich war in Israel, als die palästinensischen Teile noch nicht so hermetisch abgeschlossen waren. Das Westjordanland konnte man mit einem normalen Linienbus durchqueren, man passierte einfach ein paar militärische Checkpoints.

Palästinenser wurden in meiner Wahrnehmung als Menschen zweiter Klasse behandelt. Vielleicht etwa so, wie die Türken oder Syrer in Deutschland (um einen Vergleich zu bemühen). Sie arbeiteten in der Regel in Niedriglohnjobs, und selbst dort wurden Beduinen bevorzugt.

Gleichzeitig habe ich junge Juden getroffen, die im Luftschutzbunker aufgewachsen sind wegen dem oder dem anderen Krieg. Sie hätten lieber einfach nur ein ruhiges Leben geführt.

Ausserdem hat die israelische Regierung ein Einwanderungsprogramm auf die Beine gestellt, um jeden, der wenigstens eine jüdische Grossmutter vorzuweisen hat, ins Land zu holen. Ihm wird der Flug bezahlt, Unterkunft, Hebräischkurs und Arbeitsintegration angeboten.

Viele Tschetschenen sind so ins Land gekommen. Sie sind nicht religiös - sie wollten bloss weg aus Tschetschenien.

Und was vermutlich auch kaum im Bewusstsein ist in diesem Konflikt: In Israel leben nicht nur Juden und Palästinenser. Es gibt grosse Gemeinden von orthodoxen Christen, Katholiken, Armeniern, die Bahai'i-Religion hat einen grossen Tempel dort, und in den Bergen leben Drusen.

Es leiden sehr viele Menschen unter diesen Konflikten - und eine Ende ist nicht in Sicht.

Wenn es nicht gelingt, in diesem Schmelztigel der Nationen und Religionen einen Weg der friedlichen Koexistenz zu finden, dann wird das meiner Meinung nach auf Jahrzehnte, vielleicht sogar auf Jahrhunderte hinaus ein Konflikgebiet bleiben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich stehe zu Israel, und erwarte mir dass es, wie schon seit 1948 permanent bestehend weitergeht: einen nach den anderen Auslöschungsversuch abgewehrt, und jetzt wird nach dem Megaterror die Hamas eliminiert. Ob die Palästinenser dann mal in Frieden haben, gemeinsam mit Juden zusammen leben und arbeiten, hängt davon ab, wie sie selber agieren, wen sie wählen.

Ich bin ganz klar für Israel und auch stolz darauf. Ich unterstütze dieses kleine Land, auch wenn ich dafür schon Beleidigungen und Bedrohungen einstecken musste.


AndromedaMMXX  27.02.2024, 13:10

Das musste ich auch schon, aber das ist normal. Inzwischen. Weiter stolz bleiben.

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Was soll man dazu meinen?

Die Israelis wissen sehr gut, dass sie die Palästinenser in unerträglichen Bedingungen wie Käfighühner halten. Auch wenn sie das lautstark zu verdrängen versuchen. Es war klar, dass früher oder später mal wieder Gegenwehr kommt. Ruhige Partys gibt es nicht.

Und die Palästinenser wissen sehr gut, dass sie schwächer sind und keine Chance haben. Trotzdem haben sie mal wieder um der Ehre willen eine Aktion angefangen, die militärisch so sinnlos ist wie ihre Unterlegenheit es eben von vornherein garantiert. Sie wissen, dass Israel ihnen hundertfach vergilt, was sie tun.

Beide geben sich mal wieder, was sie sich seit über 100 Jahren geben. Irgendeine Form von Überlegung ist ausgeschlossen.

Den Rest der Welt geht das nichts an und er sollte nicht seine trüben Süppchen damit kochen.

Es ist sehr schlimm, dass die Menschen in der Region so sehr leiden müssen.

Leider hat auch die internationale Politik bei der Beendigung des Konfliktes versagt und ihn mindestens in Einzelfällen sogar noch verschlimmert.

Der Konflikt wird verstärkt durch andere Konflikte und Unrechte:

Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, soziale Ungleichheit, Klimakrise, kapitalistische Ausbeutung, Nationalismus, Besitzansprüche, Militarismus, Fundamentalismus und letztlich auch Angst und Hass treiben den Konflikt an.

Faschisten profitieren vom Fortbestehen des Konfliktes:

Nazis in Deutschland sind mit Palästinenserinnen, mit antisemitischen Sprüchen gegen Israel (3. Weg) als auch gegen Palästinenserinnen mit rassistischen Forderungen gegen Muslime (AfD). In der Region stärkt der Konflikt die islamo-faschistische (Hamas), teilweise rechtsextreme Siedlerinnen und über die Region hinaus geopolitischen Interessen von Staaten wie Russland, Iran oder Türkei. Auch Waffenhändler, sind oft politisch mindestens rechts.

Wir können alle etwas zur Konfliktlösung beitragen:

Ohne den Konflikt voll verstanden zu haben, können wir auch direkt bei uns vor Ort gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, kapitalistische Ausbeutung und die Klimakrise vorgehen. Wir können genau hinschauen und Verbündete suchen anstatt auf einfache Einordnungen, Hass und Verschwörungstheorien zu setzen. Konkret könnten in Deutschland, Antifaschist*innen, geflüchtete Palästinenserinnen oder jüdische Institutionen geschützt werden usw. Wir können extrem viel zur Verbesserung der Situation beitragen, ohne in allem eine gemeinsame Meinung zu haben.

Meine Idee zur militärischen Konfliktlösung:

Ohne tiefer Ahnung von Militär zu haben und Arabisch oder Hebräisch zu kennen, vermute ich, dass die beste Lösung des Konfliktes eine Zwei-Staaten-Lösung ist, bei der Israel und ein säkular demokratisches Palästina friedlich zusammenarbeiten, um gemeinsam ihre Region wieder wirtschaftlich aufzubauen. Vermutlich wird es auch nicht ohne eine militärische Niederlage der Hamas gehen.

Zur Vertiefung:Ich denke es sind eine menge guter Bücher zu dem Thema geschrieben worden: Beispielsweise: “Fluchtpunkte der Erinnerung”( Natan Sznaider, eher pro-israel)

oder "Orientalismus" von Edward Said (wichtig für Kritikerinnen von Israel).


stonedog  24.02.2024, 07:59

"ein säkular demokratisches Palästina"
Das ist nicht möglich und genau daran hängt es.

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aberli  26.02.2024, 10:16
@stonedog

sogar deutschland konnte einigermaßen erfolgreich entnazifiziert werden. Es braucht dafür internationale Zusammenarbeit und politischen willen aber natürlich ist das möglich

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stonedog  26.02.2024, 22:37
@aberli

Nein, es ist nicht möglich. Die europäische Mentalität - Nazis hin oder her - ist nicht die muslimische.

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aberli  27.02.2024, 15:05
@stonedog

da bist du meiner meinung nach eher zu idiologisch. ich denke die echte welt ist viel wiedersprüchlicher und komplexer

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