Wie steht ihr zu Diogenes von Sinope?

3 Antworten

Naja er hatte schon einen Wunsch und das war zu entspannen und in der Sonne in seiner Tonne zu liegen. Selbstverständlich gerade in Zeiten von völliger Entfremdung von der Natur durch Urbanisierung und Technologisierung ein wunderbarer Ansatz, nur die Sonne und die Natur um ihn rum zu genießen.

Er ist einfach das finde ich auch klasse. Es ist ihm egal was andere Denken, er ist einfach in seiner Tonne und genießt sein Sein.

Weiterhin ist natürlich Minimalismus ein toller Ansatz in Zeiten absurden Konsums.

Diogenes von Sinope war Schüler des Antistenes, der wie Aristippos von Kyrene Schüler des Sokrates war. Sowohl Antistenes wie auch Diogenes von Sinope waren Gegner der Ideenlehre des Platon. Wenn man sich - so wie ein anderer Schüler, Xenophon, die Lehre des Sokrates überliefert hat, die eher bedürfnislose Lebensart des Sokrates vor Augen führt, dann haben Antistenes und Diogenes von Sinope diese Haltung des Sokrates in einem eigenen bedürfnislosen Leben fortgesetzt. Nietzsche bezieht sich ja mit seiner Geschichte vom "tollen Menschen", der mit einer Lampe auf dem Markt vor der Kathedrale Gott sucht, auf eine ähnliche Legende zu Diogenes. Dieser soll mit der brennenden Lampe über den Markt gegangen sein, und gefragt, was er am hellichten Tag mit einer brennenden Lampe auf dem Markt suche, geantwortet haben soll: Ich suche Menschen.

Das erinnert stark an Sokrates, der auch auf dem Markt den Menschen unbequeme Fragen stellte. Epikur, der den Diogenes mit seiner kritischen Lehre durchaus schätzte, hat in Anlehnung an ihn gesagt: Wenn Du einen Menschen glücklich machen willst, gib ihm nicht mehr Reichtümer, sondern nimm ihm einige seiner Wünsche. Oder ein anderes Zitat von Epikur: Reich ist man nicht durch das, was man besitzt, sondern mehr noch durch das, was man mit Würde zu entbehren weiss.

Diogenes von Sinope gehört wie sein Lehrer Antistenes eher zu den Naturphilosophen wie die Atomisten und speziell Epikur. Deren Werke wurden dem Verfall preisgegeben und ihre Lehre wie ihr Leben meist stark entstellt. Wenn man die Übertreibungen weglässt, kommt man eher zu den wirklichen Lebensgeschichten. Reich waren zu des Diogenes Zeit nur wenige Philosophen als Aristokrat wie Platon und Aristoteles, dessen Vater ein berühmter Arzt war und der als Lehrer des Alexander am Königshof von König Philipp sicher nicht schlecht bezahlt wurde. Die verbreitete Armut der damaligen Zeit können wir uns heute gar nicht mehr vorstellen. Da hat Diogenes - wahrscheinlich als Volksphilosoph - lediglich freiwillig das Los der meisten Mitbürger geteilt.

In seiner Radikalität ist sein Beispiel sicher nicht von vielen Menschen nachzuvollziehen, geschweige denn nachzuahmen, zumal vieles aus seinem Leben nur in Form von legendenartigen Erzählungen überliefert ist.

Er ist ein gutes Beispiel für eine extreme Form des Minimalismus - und in einer Überfluss- und Wegwerfgesellschaft wie der unsrigen, in der Konsum zur Ersatzbefriedigung für andere Wünsche geworden ist, durchaus ein Vorbild.