Wie soll ich mit der Vermutung umgehen, dass ich Autismus haben könnte?
Hey,
Ich war vor einigen Tagen auf Reddit unterwegs und habe einen Post gefunden, der das Thema Autismus behandelt. Wie man beispielsweise als Außenstehender mit einer autistischen Person umgehen soll, was die Anzeichen für Autismus sind, und so weiter.
Anfangs hab ich mir beim Durchlesen nichts großartiges gedacht, weil ich in meinem Umfeld sowieso niemanden kenne, der autistisch ist, aber je weiter ich gescrollt habe, desto bekannter erschienen mir die Symptome und Verhaltensweisen.
Das hat mich neugierig gemacht, woraufhin ich ein bisschen recherchierte, um genaueres herauszufinden. Hängengeblieben bin in ich dann an folgendem Test, in dem (soweit ich mich erinnere) 36/50 meiner Antworten auf eine Form von Autismus hindeuteten.
Hier ein Link: https://psychology-tools.com/test/autism-spectrum-quotient
Ist ein solches Quiz stichhaltig?
Vieles traf halbwegs auf mich zu, einiges sogar sehr stark. Das meiste hatte damit zu tun, schüchtern oder nicht besonders redselig zu sein, was ich aber damit erklären könnte, dass ich prinzipiell eine eher introvertierte Person bin. Liegt das also einfach an meinem Charakter?
Bin btw 14. Laut diverser Websites wird der Zustand häufig schon im Alter von 18 Monaten diagnostiziert. Trotzdem mache ich mir ein bisschen Sorgen...
Interpretier ich da zu viel rein? Oder könnte ich mich tatsächlich irgendwo auf dem Autismus-Spektrum befinden? Und wenn, ja, was soll ich tun? :((
6 Antworten
Der richtige Ansprechpartner ist ein Neurologe nicht Dr. Google.
Lass dich von einem Neurologen/Psychater untersuchen und testen. Nur ein Facharzt kan dir weiterhelfen und Erklärungen geben. Alles andere ist nicht zweckmäßig.
Habe schon mehrmals beruflich mit der Kinder- und Jugendpsychatrie zu tun gehabt und um mal die eine Ärztin zu zitieren: "Jeder von uns ist irgendwo auf dem autistischen Spektrum. Manche mehr, manche weniger, deshalb wurde ein Cutoff-Wert eingeführt. Das Wichtigste ist, sich vor Augen zu halten, dass Autismus nichts schlimmes oder außergewöhnliches ist."
Die endgültige Diagnose kann nur ein Psychater stellen. Selbst wenn du Autismus hast - dann ist das eben so und nichts, worüber man sich Sorgen machen sollte :)
Möglich ist alles, aber nur, weil ein paar Symptome auf dich zutreffen, hat das noch lange nichts zu sagen. Also gut, ich gehe die Fragen mal einzeln durch.
Ist ein solcher Test stichhaltig? - Ich würde sagen eher weniger. Letzten Endes ist nur ein Test bei einem auf Autismus spezialisierten Psychiater wirklich stichhaltig. Mir persönlich sind die Fragen zu ... Mir fällt das Wort nicht ein. Zu klischeebehaftet, falls das Sinn ergibt. Es gibt unter Autisten viele verschiedene Leute. Wenn ich also zum Beispiel sage, ich mache Dinge gerne zusammen mit anderen, bin ich dann weniger autistisch? Es gibt auch Autisten, die viele Freunde haben. Sind die dann keine Autisten mehr, weil sie gerne etwas mit ihren Freunden unternehmen? (Oder bin ich zu dumm, um die Frage zu verstehen? - Ja, womöglich.) Aber na ja, ich bin wohl die Einzige, die damit ein Problem hat. Die Fragen sind mir einfach nicht spezifisch genug. Ich hätte nicht genügend Informationen, um sie zu beantworten.
Liegt das also einfach an meinem Charakter? - Kann durchaus möglich sein. Das Problem mit Autismus ist (Vollkommen irrelevant, ob du es nun hast oder nicht. Das kann dir hier niemand beantworten), dass du schlussendlich nicht oder nur sehr schwer feststellen kannst, ob eine bestimmte Charaktereigenschaft auch ohne den Autismus vorhanden wäre, oder sie nur durch diesen existiert. Es ist aber wahrscheinlicher, dass Autismus die Introvertiertheit (oder auch Schüchternheit) potenziell verstärkt. Natürlich hat auch vieles damit zu tun, unter welchen Bedingungen man aufwächst.
Also natürlich kann man Autismus schon relativ früh diagnostizieren, aber meine Mutter beispielsweise hatte ihre Diagnose erst mit 50 Jahren bekommen. Von daher: Solltest du deine Diagnose jetzt, mit 14/15/16 bekommen, ist das nicht wirklich spät.
Und wenn, ja, was soll ich tun? - Wenn der Psychiater nach diversen Tests (und ich glaube einige Fragebögen müssen da auch ausgefüllt werden) sagt, dass du Autismus hast, dann sollst du weder etwas tun, noch musst du etwas tun. Du darfst mit der Diagnose machen was du willst. Verbrenn sie, rahm sie dir ein, schmeiß sie in den Papierschredder, reib sie jedem unter die Nase - Vollkommen schnuppe. Du darfst auch den Nachteilsausgleich beantragen, der dir zustehen würde/sollte/müsste(, keine Ahnung, ist sehr individuell, glaube ich), aber niemand zwingt dich dazu. So eine Diagnose ist in erster Linie gut, um endlich zu wissen, weshalb man sich sein ganzes Leben lang so anders gefühlt hat. Es wird nicht weggehen, dieses Gefühl, doch wenigstens hat man nun einen Namen dafür.
Zu autismus gehört VIEL mehr als nur introvertiert zu sein. Zentral sind eher Probleme in der zwischenmenschlichen Kommunikation (merkst du es zum Beispiel, wenn dein Gegenüber traurig ist?)
Internet-Fragebögen sind nie ein Ersatz für eine Diagnose von Fachpersonal. Wenn du Gewissheit haben möchtest, sprich mit einer Diagnosestelle. Wenn du im Alltag so eigentlich keine Probleme hast, ist es eigentlich auch egal.
Und ganz ehrlich, so ein ganz kleines bisschen autistisch ist im Grunde jeder. Es geht eher um die Stärke der Ausprägung.
Eine Diagnose verändert nicht, wer du bist. Du verstehst dich selbst ein bisschen besser. Das ist alles.
Einen echten Test kann nur ein Psychologe machen ..
mach dir nicht so viele Gedanken... mit 14 ist man oft noch schüchtern und redet nicht viel..