wie schwer ist es russisch zu lernen im vergleich zu anderen sprachen?

15 Antworten

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Hey,

also ich studiere Russisch, und hatte in der Schule Englisch, Französisch und Latein. Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, daß keine Sprache einfach zu lernen ist, denn jede Sprache hat ihre eigene - oft umfangreiche - Grammatik. Eine indogermanische Sprache ist natürlich für den deutschen Muttersprachler nicht schlecht, weil das Deutsche ja ebenso eine solche ist. Aus diesem Grund fällt es uns leicht, Englisch, Dänisch, Norwegisch und Schwedisch zu lernen, weil dies germanische Sprachen sind. Trotzdem ist und bleibt jede Grammatik sehr unfangreich in unseren indogermanischen Sprachen. Das Französische z. B. ist eine romanische Sprache wie auch Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Rumänisch, Rätoromanisch. Aus persönlicher Erfahrung kann ich wirklich sagen, daß das Französische nicht so einfach ist. Zum einen liegt dies einfach daran, daß man viel mehr Buchstaben schreibt, als das Wort Laute hat. Endungen werden so gut wie niemals ausgesprochen. Es gibt unzählige Zeitformen, Modi usw. Letztendlich kommt es auch auf die prsönliche Eignung an, also ob Dein Artikulationsapparat überhaupt diese Laute aussprechen kann. Im Englischen ist das verhältnismäßig einfach, aber im Französischen kommen dann die typischen Nasale dazu, im Russischen die Zischlaute. Schwerer sind noch Chinesisch oder andere Lautsprachen, wo es sogar auf Tonhöhe ankommt. Ich meine, daß es durchaus nicht immer vorteilhaft ist, daß Fremdsprachen unsere Buchstaben benutzen, denn wenn die Aussprache jener anders ist, ist es für den dt. Lernen nicht unbedingt einfach. Lernst Du Russisch, mußt Du zwar ein neues - das kyrillsiche - Alphabet lernen, aber dadurch ist jeder untypische Laut auch durch ein anderes Graphem (also Buchstaben) dargestellt. Hinzu kommt, daß die deutsche Sprache eine recht analytische, aber teils auch synthetische ist. (analytisch: das Buch VON Martin; synthetisch: MartinS Buch) Somit fällt es uns leicht, eine ebenso analytische zu lernen, aber durch unsere Satzgliedreihenvielfalt stellt sich dies auch teils als Schwierigkeit dar. Russisch ist eine fast ausschließlich synthetische Sprache. Es kommt viel auf Fälle an, sprich man muß einige Endungen lernen (Deklinationsmuster), diese sind aber bei Weitem nicht so umfangreich wie die des Lateinischen. Russisch ist eine Sprache der Vereinten Nationen und wird von wohl so 300 Millionen Menschen gesprochen als Muttersprache- oder Zweitsprache. Mit Russisch hat man einen Grundpfeiler für andere slawische Sprachen, die weitaus umfangreicher sind als andere Sprachfamilien (germanisch, romanisch, slawisch usw.). Russisch ist die am meisten gesprochene Sprache von allen Slavinen. Und kann man Russisch, hat man die kyrillische Schrift gelernt, und kann gleichzeitig in vielen anderen slawischen Sprachen den Grundinhalt erfassen. Mir bringt Russisch sehr viel beim Erlernen der tschechischen Sprache.

Hör Dir vielleicht mal was in diesen drei Sprachen an, und entscheide dann. Und überleg vielleicht, ob Du noch eine Sprache lernen willst, und ob dir Deine erste Fremdsprache (von denen) Dir dabei helfen soll, oder nicht. Es kann natürlich auch verwirrend sein, weil man nachher noch was verwechselt, aber besser als zwei völlig verschiedene Sprachen. Und so fremd ist Russisch garnicht; beim Erlernen merkt man schnell, daß es auch einige Internationalismen enthält.

Persönlich halte ich Russisch für besser, und zwar je jünger man ist. Westliche euopäische Sprachen ähneln dem Deutschen mehr, als eine Slavine. Je eher man fremde Laute lernt, umso besser. Aber ich finde eben auch die Grammatik recht sinnvoll. Es gibt sicher viele Ausnahmen, aber gibt es diese nicht in jeder Sprache? Und außerdem ähneln sich Ausnahmen im Russischen oft sehr untereinander, und man kann dann die Kenntnis nutzen, die man schon hat. Die russische Kultur ist auf jeden Fall sehr interessant und einmal was völlig anderes, als unsere europäischen Kulturen. Gewöhnungsbedürftig: ja, aber auch einmalig.

So schwierig wie Chinesisch ist Russisch nicht. Wörter im Russisch haben je nach Tonlage keine verschiedene Bedeutungen. Allerdings ist die Aussprache zum Teil schon anders, weil ein Teil der Vokale im Hals gesprochen werden und einige oben, wenn ich das so vereinfacht sagen darf :-). Es ist deshalb zum Teil schwierig, die Russen zu verstehen. Allerdings kann man z.B. die amtlichen Ansprachen recht gut verstehen, weil die sehr klar reden. Auf der Strasse hört man aber zum Teil nur ein undefinierbares Genuschel. Also so kam mir das vor, aber ich kann auch nicht so gut Russisch :-).

Lesen und schreiben empfinde ich nicht so als Problem. Das kann man irgendwann ganz gut. Die Aussprache ist auch nicht so schwierig zu lernen. Das geht recht gut mit Lern-CD's. Allerdings finde ich es wirklich sehr schwierig, bis man sich die Fälle verinnerlicht hat, die man dann nur an den Endungen des Wortes erkennt. Das ist wirklich der Kern der Sprache. Russische Sätze sind sehr kurz, da sie beispielsweise das Verb "sein" nicht in der Gegenwart haben und auch "haben" wird nur mit Fällen zusammengeschustert. Auch die Wörter "der, die, das, eine, ein" haben sie nicht. So können einige Sätze sehr kurz und verwirrend sein. Und wenn man nicht gleich checkt, was die Endung für ein Fall ist, kann man den Zusammenhang kaum erschliessen. Da muss man echt viel üben. Aber es lohnt sich auf alle Fälle.

Hallo,

ich lerne seit der 7. Klasse Russisch (bin jetzt 28) und studiere Slavistik. Ich studiere ausserdem Anglistik und Romanistik (Spanisch) und habe im Studium sowie nebenher eine Reihe verschiedener Sprachen gelernt.Meiner Meinung nach sollte das kyrillische Alphabet niemanden abschrecken und vom Russisch-Lernen abhalten. Es ist, so denke ich, tatsächlich das geringste Problem. Wenn man einmal die Buchstaben beherrscht, beginnt der schwierigere Teil: die Aussprache. Ich kenne leider sehr viele Leute (auch Studenten), die Russisch einfach so aussprechen, wie es da steht. Jemand, der den Ehrgeiz hat, Russisch zu lernen, sollte unbedingt die Regeln der Phonetik (Lautlehre) beherrschen. Dazu gehören, wie hier am Beispiel des /o/, das wie ein deutsches /a/ ausgesprochen wird, bereits verdeutlicht wurde, Reduktion, Proklise, Enklise, Jotierung und Palatalisation. Man muss aber sagen, dass auch hier alles eine Frage der Übung ist. Es wiederholt sich vieles und man erkennt, dass es zumindest bei der Aussprache, trotz der relativ vielen Regeln, angenehm wenige Ausnahmen gibt.

Das weitaus größere Problem, wie ich finde, ist die russische Grammatik. Insofern muss ich einigen Leuten hier im Forum widersprechen, die sagen, die Grammatik sei einfach. Aspekte, Fälle, Partizipien, Verben der Bewegung.. Dies sind nur einige der Schwierigkeiten, die das Russische zu bieten hat. Für Leute, die "nur" germanische oder romanische Sprachen beherrschen, können besonders die Aspekte und die Verben der Bewegung eine Herausforderung darstellen. In unseren Grammatikkursen sorgen diese beiden Themen immer wieder für lebhafte Diskussionen zwischen Studenten (sowohl Deutsche als auch russische Muttersprachler) und Lehrkräften. Am Ende muss man sagen, ist bei diesen beiden wichtigen Themen vieles Auslegungssache. Es kommt darauf an, was genau man sagen möchte und wie man es begründen kann.

Nun noch zum Vokabular. Ich vertrete nicht die Meinung, dass das Russische und das Deutsche im Grunde den gleichen Wortschatz haben. Es stimmt, dass es Lehnwörter gibt. Auch Anglizismen haben ihren Weg in's Russische gefunden, aber der Großteil des russischen Wortschatzes kann mit Deutschkenntnissen nicht verstanden werden. Nehmt z.B. Übersetzungen einfacher Wörter wie 'lesen', 'schreiben', 'studieren', 'essen'... Diese Liste ist unendlich. An alle die, die der Meinung sind, die 200 oder so Wörter, die im Russischen und Deutschen bzw. Englischen gleich sind, würden einem wirklich helfen: Nehmt euch einen Roman oder eine Geschichte von Ulitzkaja, Aksjonow oder Tokarewa und versucht, die Geschichte mit euren Deutschkenntnissen und ohne Wörterbuch zu verstehen. Dann werdet ihr sehen, dass das russische Vokabular doch nicht so viel mit dem der deutschen Sprache zu tun hat.

Alles in allem kann ich Russisch nur empfehlen. Es ist eine faszinierende Sprache, die richtig ausgesprochen sehr warm klingt. Es macht viel Spaß, seine "neue" kyrillische Handschrift auszuprobieren und zu trainieren und natürlich, wie schon gesagt wurde, ist die Bedeutung des Russischen z.B. in der Wirtschaft oder als Ausgangspunkt für das Studium anderer Slawinen nicht zu verachten.

Also, sucht euch einen Tandempartner und legt los.:-)

Anja

ELCHe89,компьютер, бизнес, бизнесмен, манаджммент, инкассо, класс, бюро, кафе, кофе, МАМА, ПАПА, ананас, банан, томат, штук, шлагбаум, шахматы, футбол, баскетбол, гитара, информация, щтраф, вундеркинд, супер, коррупция, классификация ... sind Wörter im Russischen, die ebenso erst aus anderen Sprachen in die deutsche Sprache eingegangen sind.

Das heißt nicht, dass diese Wörter schon immer deutsch waren. Sie sind international.


Noch etwas: Der Begriff "Indogermanische Sprachen" wurde schon seit langem durch den Begriff "Indoeuropäische Sprachen" ersetzt, und zwar deshalb, weil "Indogermanisch" impliziert, dass die germanischen Sprachen Ausgangspunkt für die Entwicklung der anderen Sprachen waren, die in Europa gesprochen werden.

Das ist nicht so, wie die Sprachwissenschaft inzwischen herausgefunden hat.

Zu den Indoeuropäischen Sprachen gehören:

Slawische Sprachen - Russisch, Polnisch, Tschechisch, Bulgarisch, alle Sprachen des ehemaligen Jugoslawiens ...

Romanische Sprachen - Rumänisch, Italienisch, Spanisch, Französich, Räteromanisch, Portugiesisch ...

Germanische Sprachen - Deutsch, Englisch, die skandinavischen Sprachen, Irisch, Isländisch ...

(Ausnahmen bilden Finnisch und Ungarisch, die zu den Finno-ugrischen Sprachen gehören und keine Gemeinsamkeiten mit den indoeuropäischen Sprachen haben; ebenso Baskisch.)

Diese drei großen Sprachgruppen mit ihren Untergruppen sind in ihrer Struktur so miteinander verwandt, dass man mit sprachgeschichtlichen Kenntnissen diese Verwandtschaft auch nachweisen kann. Das würde hier zu weit führen.

Jetzt zu Russisch:

Russisch ist die meistgesprochene Sprache im slawischen Raum. Ihre grammatischen Strukturen finden sich wieder in der lateinischen Sprache, von der die russische wie alle anderen indoeuropäischen Sprachen auch, in ihrer Entwicklung beeinflusst wurden.

Sonne (Deutsch)- sole (Italienisch) - solnse Russisch)

sehen (Deutsch) - videre (lat.), videtj (russ.)

Was in anderen Antworten anklingt, dass Russisch nur in anderen Buchstaben geschrieben wird, aber sonst die Wörter den deutschen gleich sind, ist natürlich so nicht richtig, weil ins Russische wie in alle anderen Sprachen auch WÖrter und Begriffe aus Wissenschaft, Kunst, Technik und anderen Lebensbereichen übernommen wurden, die fast gleich lautend in all diesen Sprachen vorhanden sind.

Also sind alle indoeuropäischen Sprachen unabhängige Sprachen, die unverwechselbar und einmalig sind und jede für sich intensiv erlernt werden muss, um sie anwenden und verstehen zu können.

Dass westeuropäische Sprachen in ihrer Grammatik dem Deutschen mehr ähneln als die russische, kann so auch nicht stehen bleiben, denn wer Deutsch und Russisch gelernt hat, weiß, dass es in den grammatikalischen Strukturen viele Ähnlichkeiten gibt, die wiederum auf den Strukturen der lateinischen Sprache beruhen. (Russisch - 6 Fälle, Lat.- 6 Fälle oder Wörter, die auf die lateinische Sprache zurückgehen:

Sonne-sole (lat.)-solnse (russ.),

sehen - videre (lat.) - videtj (russ.)

rufen schreien ... - orare (lat.) - oratj (russ.)

Russisch ist nicht schwerer als andere Indoeuropäischen Sprachen auch, es kommt nur die kyrillische Schrift hinzu.

Man sollte sie erlernen, denn Russisch wird für die Zukunft der Welt unerlässlich sein.


aptem  18.11.2010, 09:14

Das mit den indogermanischen Sprachen ist nicht ganz richtig. Das ist nur uebertriebene politische Korrektheit, die ich fehl am Platz finde. Die Bezeichnung der Sprachenfamilie ist PUR geografisch. Die Ostgrenze des Sprachraums der Familie ist in Indien. Das spricht man indische Sprachen. Die Westgrenze - Grossbritanien. Dort spricht man Englisch - eine germanische Sprache. So ist es entstanden und ist voellig legitim. Den Unfug, den man erfunden hat um die Umbenennung zu erklaeren ist laecherlich.

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nonentity  18.11.2010, 14:38
@aptem

Man hat die veraltete Bezeichnung „indogermanisch“, die im Wesentlichen auf das „germanische“ Sprachgebiet beschränkt ist, in „indoeuropäisch“ umgewandelt, da alle dazugehörigen Sprachen fast in ganz Europa, Indien und auch Vorderasien gesprochen werden. Somit hat diese Bezeichnung einen geographischen Ursprung und ihre Berechtigung.

„Indogermanisch“ hingegen hat ebenfalls geographischen Ursprung, wobei hier allerdings in der Bezeichnung „indogermanisch“ nur Bezug genommen wurde auf die germanischen Sprachen, die in Deutschland und im Nordosten (England/Skandinavien) Europas gesprochen werden.

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Ich sag mal so, wenn du ukrainisch oder weißrussisch sprichst und schreibst, sollte russisch nicht so schwer sein.

Aber wenn du keine andere slawische Sprache sprichst oder das kyrillische Alphabet nicht kennst, musst du das erst mal lernen

Beim russischen bei vielen Wörtern werden Buchstaben geschrieben aber nicht ausgesprochen, zum Beispiel du schreibst bei einigen Wörtern "o" aber man spricht nicht "o" sondern "a"

Aber wenn man eine Sprache lernen will, egal welche, dann schafft man das auch


WANGYUN 
Beitragsersteller
 14.11.2010, 19:17

wow ich dachte die sprechen russisch in der ukraine und weißrußland

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