Wie parodiert Ovid seine elegischen Mittel/Elemente?

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Das kann man nicht allgemein beantworten. Also man kann nicht sagen, wenn dieses Stilmittel X vorkommt, handelt sich um eine Parodie. Man muss den Text auf sich wirken lassen.

Ich will dir ein Beispiel geben:

Vive' deus 'posito' siquis mihi dicat 'amore!'

    deprecer—usque adeo dulce puella malum est.

Wenn irgendein Gott mir sagen sollte: "Lebe, nachdem die Liebe abgelegt worden ist!"

, würde ich um Gnade flehen - ein so durch und durch süßes Übel ist (meine) puella.

Erläuterung: Wir haben als klassisches elegisches Mittel das Paraklausithyron - also die Trennung von lyrischem Ich und Geliebter - , wobei hier noch die göttliche Einwirkung als zusätzlicher Kunstgriff vorliegt. Und was macht das lyrische Ich? Es fleht um Gnade (deprecer), weil es so verzweifelt ist. Das ist wieder ein elegisches Mittel (Emotionalität im Allgemeinen und Liebeskummer im Besonderen). ABER: Im nächsten Satz - nur 5 Worte weiter - wird die Puella als malum, als Übel, bezeichnet. Das passt mal so überhaupt nicht ins Bild. Das ist Komik, das ist Parodie.

Falls du das Carmen nachlesen willst:

Ovid, amores, Liber II, carmen 9b, Vers 1f.

(Quelle: https://www.thelatinlibrary.com/ovid.html )

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Vale!