Wie nennt man den Drang, Andere von seiner Meinung zu überzeugen?

10 Antworten

Eventuell auch Arterhaltungstrieb (/Fortpflanzungstrieb/Reproduktionstrieb)

Keine Ahnung ob es da noch einen besseren Begriff gibt, auf jeden fall ist das Evolution

Stetige Entwicklung, Veränderung und Verbreitung von Arten.

Diese Verbreitung von Arten werden durch die neuen technologischen Errungenschaften wie TV und Internet jetzt global und mit zunehmender Geschwindigkeit beschleunigt. Jeder Mensch hat seine Art. TV und Radio ausschalten. Mehr dazu in meiner Antwort hier: http://www.gutefrage.net/frage/wie-wirken-sich-kommunikationsmedien-wie-fernseher-handy-oder-computer-auf-die-psyche-aus

Dieser Überzeugungsdrang steht in etwa für das, was Richard Dawkins mit seiner Memetik ausdrücken wollte, und was die Systemische Evolutionstheorie Reproduktionsinteresse nennt.

Sowohl bei Genen als auch Überzeugungen geht es allgemein gesprochen um Kompetenzen. Grundsätzlich überleben nur die Kompetenzen, für die ein Bestreben besteht, dass sie weiterleben.

Stell dir vor, ein Mensch ist in der Steinzeit mit einem größeren Gehirn geboren worden, welches viele Vorteile hat. Wie gelingt es, dass sich das große Gehirn in der frühmenschlichen Population ausbreitet? Antwort: Nur dadurch, dass derjenige auch bestrebt ist, sich zu vermehren (zu reproduzieren). Wenn derjenige stattdessen meint: Sorry, ich bin zwar besonders klug, gleichzeitig aber auch homosexuell, und deshalb werde ich keine Kinder in die Welt setzen, dann war es das mit dem großen Gehirn. Dann bleiben alle auf Affenniveau.

Ja und nun stell dir vor, alle Menschen um dich herum sind der Meinung, man könne Indien nicht auf dem Seeweg nach Westen erreichen, sondern nur nach Osten. Du glaubst aber daran, dass die Erde eine Kugel ist und bist auch bereit, das zu beweisen. Dann wirst du versuchen, andere davon zu überzeugen. Lies dir mal durch, was Columbus alles versucht hat, um andere zu überzeugen, dass die Sache machbar ist.

Oder machen wir es noch extremer: Ein Komet kommt auf die Erde zu und in 50 Jahren wird er sie zerstören. Du und nur du weißt jedoch, wie man ihn vorher noch aus der Bahn lenken könnte. Das behältst du jedoch für dich, da du nicht möchtest, dass man dir Überzeugungsdrang vorwirft. 10 Jahre nach deinem Tod schlägt der Komet ein und es ist aus mit der Erde.

Was war jetzt krank? Der Überzeugungsdrang oder das Verheimlichen von Kompetenzen, die du besitzt?

Mir ist die Darstellung hier deshalb zu negativ. Ohne Überzeugungsdrang würde es keine wissenschaftliche Weiterentwicklung geben. Wir erfahren nur deshalb von neuen Erkenntnissen, weil andere, die sie gemacht haben, uns davon auch überzeugen wollen.

Und wenn sich jemand ziemlich sicher ist, dass er etwas ganz neues und wichtiges herausgefunden hat, und er dann nicht versucht, andere zu überzeugen, dann vergeht der sich meiner Meinung nach an der Menschlichkeit.


Ursulala  16.07.2011, 13:31

Ganz abstrakt kannst du übrigens hier

http://knol.google.com/k/systemische-evolutionstheorie

etwas darüber erfahren. Der Begriff heißt dort "Reproduktionsinteresse".

Sowohl bei der Verbreitung der eigenen Gene als auch der Verbreitung sonstiger "Überzeugungen" geht es um die Reproduktion (den Erhalt, die Verbreitung) von Kompetenzen, einmal um genetische Kompetenzen, das andere mal um kulturelle Kompetenzen. Das Bestreben, für deren Verbreitung zu sorgen, wird dort "Reproduktionsinteresse" genannt. Es handelt sich gemäß dieser Theorie um die Eigenschaft, die das Leben letztlich charakterisiert. Leben versucht zu überzeugen.

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japistole 
Beitragsersteller
 16.07.2011, 14:03
@Ursulala

Hallo Ursula,

danke für deinen ausführlichen Kommentar. Ich bin mit der Memetik vertraut, allerdings ist es nicht das, was ich meinte. Das was ich meine ist gleichzusetzen mit dem Wunsch, der Nachwelt sein Wissen und seine Erfahrungen zu hinterlassen usw. Ich glaube, das muss man nochmal von der Memetik differenzieren. Wenn ich z. B. Kinder zeuge und alt bin, weiß ich, ich werde durch meine Kinder in gewissen weise weiterexistieren. Und beim Wissen ist es ähnlich. Albert Einstein konnte sich z.B. damit trösten, dass man ihn und seine Relativitätstheorie niemals vergessen wird. Wir menschen haben also das Gefühl, nicht nur durch unsere Gene sondern auch durch Wissen, Erfahrungen oder andere Sachen auch nach dem Tod in gewisser weise weiter zu existieren. Und ich wollte gerne wissen, unter welchem Begriff das definiert ist.

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Ursulala  16.07.2011, 16:36
@japistole

Ja, das ist von der Memetik zu unterscheiden, da diese auf dem "egoistischen Gen"-Konzept basiert. Sie geht davon aus, dass dieses Bestreben, weiter zu existieren, von den Memen (den Wissenseinheiten) selbst ausgeht. Einsteins Relativitätstheorie würde demnach selbst danach streben, weiterzuleben. Das halte ich für Unsinn.

Das, worum es dir geht, nennt die Systemische Evolutionstheorie "Reproduktionsinteresse". Sie behauptet, dass alle Evolutionsakteure (insbesondere alle Lebewesen), danach streben, ihre Kompetenzen zu bewahren (sie sollen auch nach ihrem Tod weiterleben). Das ist für die Systemische Evolutionstheorie das eigentliche Grundprinzip des Lebens und der Evolution.

Menschen haben dabei eine gewisse Wahlfreiheit, da sie über deutlich mehr Kompetenzen verfügen als nur ihre genetischen. So entscheidet sich vielleicht der eine (z. B. Beethoven) mehr oder weniger freiwillig/unfreiwillig dafür, der Nachwelt hauptsächlich seine musikalischen Kompetenzen zu hinterlassen, nicht aber seine Gene. Andere (z. B. Darwin, 10 Kinder) sorgten für beides. Noch andere konzentrieren sich vor allem auf die genetische Weitergabe. Einfache Lebewesen haben meist nichts anderes als Gene zu bieten, also bezieht sich deren Reproduktionsinteresse nur auf die eigenen Gene, d.h. die Fortpflanzung.

Ich glaube nicht, dass es dafür schon einen allgemein akzeptierten wissenschaftlichen Begriff gibt, da der Gedanke, so naheliegend und plausibel er auch sein mag, nach meiner Kenntnis bislang nur von der Systemischen Evolutionstheorie in aller Konsequenz aufgegriffen wurde.

Du weist auf einen Sachverhalt hin, der meines Erachtens entscheidend dafür gesorgt hat, dass die Darwinsche Evolutionstheorie bislang auf erhebliche Widerstände in den Kulturwissenschaften gestoßen ist: Sie kennt nämlich im Grunde nur genetische Kompetenzen. Man müsste aber auch die anderen Kompetenzen in Betracht ziehen, um Evolution wirklich übergreifend zu verstehen. Und man müsste vor allem auch das individuelle Verhalten der Individuen bei der Kompetenzreproduktion stärker in eine solche Evolutionstheorie einbauen. Menschen verhalten sich z. B. sehr unterschiedlich und auch stark arbeitsteilig. Während die eine Person hauptsächlich an Familie interessiert ist und Gene reproduzieren möchte, ist die andere mehr an der Weitergabe ihrer kulturellen Erzeugnisse interessiert.

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Genetisch bedingt... Damit kann ich nix anfangen.

Es ist schlicht das besserwisserische und rechthaberische Ego.

Je mehr dieses erkannt, verstanden und durchschaut wird, desto mehr verliert sich der Drang andere von etwas überzeugen zu wollen.

Dies hat aber nicht zwingend damit zu tun, seine eigenen Gedanken nicht mitzuteilen.

Aber Mitteilung und das Verlangen damit zu überzeugen, sind zwei paar Stiefel.

Ich würde es schlicht als ein Merkmal des Ego bezeichnen.

Nach längerem Überlegen bin ich zum Schluss gekommen, dass sämtliche Fachwörter sich auf einen jeweils eingeschränkten Bereich beziehen:

Deswegen: Missionierungsdrang -zwang -eifer .......

Das ist schlicht Engstirnigkeit. Man ist nicht fähig, andere Meinungen gelten zu lassen, also praktisch, über den Tellerrand schauen ist für so jemanden nicht drin. Aber ist das genetisch bedingt? Welchen Zweck sollte es denn haben?


maske1  15.07.2011, 23:45

auch wenn man jemanden von seiner meinung überzeugen will, ist man deswegen naoch lange nicht engstirnig....

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Julschen89  15.07.2011, 23:46
@maske1

Nein, Du verstehst nicht, wie ich das meine: Jmd von seiner Meinung überzeugen zu wollen, das ist natürlich nicht engstirnig. Die andere Meinung aber nicht anhören zu wollen, nicht gelten zu lassen und unbedingt auf dem eigenen Standpunkt bestehen, das ist engstirnig.

Aber ich merke gerade, irgendwie hab ich das Thema verfehlt xD

Hm, auf die Frage bezogen: Überzeugungsdrang, wie schon geschrieben ;)

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japistole 
Beitragsersteller
 15.07.2011, 23:48

Ja ist es. Darunter fällt auch das Verlangen, der Menschheit sein Wissen zu hinterlassen. Besonders ältere Menschen verspüren das.

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sypersonic  17.07.2011, 02:29
@Julschen89

Und was ist mit den Leuten die ganz schlicht und einfach sehen, dass die andere meinung falsch ist und die Meinung deshalb nicht anhören? ich meine es GIBT richtig und falsch!

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sypersonic  17.07.2011, 02:32
@sypersonic

man muss nur richtig abwiegen,genau wie beim dealen man will Geld haben also gibt man nicht zu viel,man will seine Kundschaft nicht abzocken also gibt man nicht zu wenig wenn es denn für beide stimmt ist es doch RICHTIG.

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Astroprofiler  17.08.2011, 00:50
@japistole

Intelligentes, dem Forttschritt, der Erkenntnis dienendes Wissen, zu hinterlassen, ist "ein" Sinn des Lebens.

Unsinn zu verbreiten, dient nur dazu Langeweile zu vermeiden. ;-)))

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