Wie mit Leuten umgehen, die einem keine Autarkie zugestehen?

2 Antworten

Die Videoszene zeigt die Selbstdarstellung eines jungen deutschsprechenden Mannes, der mit dem Fahrrad in Afganistan unterwegs ist. Er macht sich über die hilfsbereiten Menschen, denen er begegnet, lustig. Ich finde das widerlich.

In jedem gesunden Menschen ist der Impuls, andern Menschen zu helfen, ebenso angelegt wie der Impuls, eigene Probleme selbst zu lösen. Das kann man bereits bei Kleinkindern beobachten.

Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft gegenüber Fremden ist in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich stark ausgeprägt und der darauf basierende moralische Zwang führt oft zu einem Verhalten, durch das sich Fremde belästigt, überfordert oder bevormundet fühlen können.

Wenn Hilfsangebote von ihren Adressaten als übertrieben erlebt werden, kann das verschiedene Ursachen haben; z. B.

  • kulturelle Unterschiede zwischen Anbieter und Empfänger
  • unterschiedliche Einschätzungen des Hilfsbedarfs, z. B. Missverständnis
  • das Helfersyndrom
  • besondere Extrovertiertheit oder Empathie des Anbieters
  • besondere Introvertiertheit oder Ängste des Emfängers
  • Anbieter hofft auf Gegenleistung oder Verpflichtung des Empfängers
  • Empfänger will Erwartung seiner Gegenleistung oder Verpflichtung verhindern
  • unlautere Gründe des Anbieters

Ich hab z. B. mal folgendes erlebt: Ich fuhr zum ersten Mal mit dem Auto nach Berlin, stand am Straßenrand und studierte einen Stadtplan, um mir eine Übersicht zu verschaffen. Alle paar Minuten klopfte jemand ans Autofenster und fragte mich, ob ich Hilfe bräuchte.

In den meisten dieser Fälle erwarte ich von einem zivilisierten Menschen, dass er freundlich und geduldig auf solche unnötigen oder unerwünschten Hilfsangebote reagiert und den jeweiligen hilfsbereiten Mitmenschen erklärt, warum er ihr Angebot nicht annehmen möchte. Z. B. indem ich sage: "Vielen Dank für Ihr Hilfsangebot aber ich möchte dieses Problem lieber allein lösen, weil ich etwas dabei lerne und ich ein bisschen stolz auf mich sein möchte, wenn ichs geschafft hab."

Erst wenn ein Anbieter von Hilfe nicht lockerlässt, werde ich mich der Situation respektvoll entziehen, indem ich z. B. sage: "Vielen Dank nochmals für Ihr Hilfsangebot, aber ich hab jetzt leider keine Zeit mehr, noch länger mit Ihnen darüber zu sprechen. Bitte entschuldigen Sie mich, auf Wiedersehen!"

Ich sehe nicht, wieso etwas in dieser Art einen angenehmen und mit ausreichender Sprachkompetenz ausgestatteten Zeitgenossen überfordern sollte.

Übrigens kann man die Hilfe eines Mitmenschen natürlich auch annehmen, obwohl man sie nicht benötigt. Man tut dem Mitmenschen damit oft einen Gefallen, denn es fühlt sich gut an, jemandem zu helfen und dafür Dank und Anerkennung von ihm zu bekommen. Man hat sogar herausgefunden, dass wir Menschen sympathischer finden, wenn wir ihnen geholfen haben!

Eine Autarkie die zu Lasten anderer oder ander Leute Eigentum oder sonstiger gesellschaftlicher Regeln (Jagdrecht, Naturschutz etc etc) geht ist keine!

...und ein Video von Meckerern schau ich mit gar nicht erst an...