Wie lange braucht die Feuerwehr, wenn sie zu einem Brand gerufen wird?

13 Antworten

Es kommt da natürlich auf die konkreten Umstände an.
Man wird mit ca. 15 Minuten rechnen müssen im städtischen Gebiet.
Bei vollem Brandgeschehen ist das keine so tolle Aussicht für Menschen, die dem ungeschützt ausgesetzt sind. Aufgabe der Feuerwehr ist allerdings auch, eine weitere Ausbreitung des Brandes zu verhindern.



Tamtamy  27.09.2017, 21:58

Einige Zeit später:
Schade. Über ein 'Danke' hätte ich mich gefreut. Eigentlich doch übliche Höflichkeit, wenn sich jemand die Zeit genommen hat, auf eine gestellte Frage vernünftig zu antworten.

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Im Grundlehrgang wird gesagt, dass man innerhalb 7 Minuten am Ort des Brandes zu erscheinen hat.

Laut Hilfsfrist Vorschrift sollte die Feuerwehr und andere Rettungsdienste in maximal 17  Min vor Ort sein.

Dies ist jedoch Länder und Regionspezifisch unterschiedlich geregelt.

Die Hilfsfristen reichen von 8 bis 17 Min.

Jedoch kommt es immer auf die ganz speziellen Umstände an, wie lange der tatsächliche Anrückweg dauert.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hilfsfrist


Übrigens: die meisten Toten bei einem Feuer, kommen nicht durch das Feuer ums Leben, sondern durch eine Rauchvergiftung.

Hallo PetraKloss1und1,

Deine Frage lässt sich leider nicht so einfach mit "x Minuten und ja/nein" beantworten. Dafür spielen zu viele Faktoren mit rein...

zunächst einmal geben die (Brandschutz-)Gesetze der Bundesländer sogenannte Hilfsfristen vor. Innerhalb der Hilfsfrist, die mit Beginn des Notrufs beginnt, muss die Feuerwehr am Einsatzort eingetroffen sein. Die Vorgaben der Hilfsfristen schwanken dabei von Bundesland zu Bundesland. In Mecklenburg-Vorpommern sind es z.B. 10 Minuten und in Rheinland-Pfalz 15 Minuten. Andere Bundesländer geben Quoten vor wie "95% in 12 Minuten" (Saarland, Sachsen) oder "8 Min. im städtischen und 12 Min. im ländlichen Raum" (NRW) oder sprechen von "bedarfsgerecht und angemessen in 8-10 Min." (Hamburg). Die ausführliche Liste der Hilfsfristen kannst Du unter https://de.wikipedia.org/wiki/Hilfsfrist nachlesen.

Das sind allerdings nur theoretische Vorgaben.
In z.B. Schleswig-Holstein hat der Mensch also ein "Recht" darauf, dass innerhalb von max. 12 Minuten nach erfolgtem Notruf die Feuerwehr bei ihm eintrifft. Natürlich gibt es Situationen, wo das nicht einzuhalten ist. Beispielsweise bei einer Häufung an Einsätzen (z.B. Unwetter, Silvesternacht), bei extremen Verkehrslagen (Glatteis, Schneeverwehungen etc.) oder aufgrund anderer, nicht vorhersehbarer Situationen (Ausfall oder Unfall des Einsatzfahrzeugs, technische Probleme bei der Alarmierung usw.). Sollte die Hilfsfrist aber regelmäßig nicht eingehalten werden oder nicht eingehalten werden können, so muss die Kommune (Stadt/Gemeinde) hier nachsteuern. 

Wie lange die Feuerwehr dann in der Praxis vom Notruf zum Einsatzort benötigt, das hängt natürlich von einer ganzen Menge an Faktoren ab.
Zunächst einmal müssen die Einsatzkräfte die Fahrzeuge besetzen. Bei einer Berufsfeuerwehr befinden sich die Einsatzkräfte ständig auf der Wache und sind in der Regel innerhalb von weniger als 1 Minute auf den Fahrzeugen. Bei einer freiwilligen Feuerwehr werden die Kameraden per Sirene, Pager oder auf anderen Wegen aus der Freizeit bzw. während ihrer beruflichen Arbeitszeit heraus alarmiert. Sie müssen dann erst von zu Hause, von der Arbeitsstelle oder von wo auch immer zum Feuerwehrhaus fahren und haben so Anfahrtswege von wenigen Metern bis hin zu zweistelligen Kilometern. Aus der Praxis heraus kann ich sagen, dass das erste Fahrzeug bei uns in der Freiwilligen Feuerwehr eines mittelgroßen Dorfes immer nach ca. 3 bis 4 Minuten (abends/nachts und Wochenende) bzw. 5 bis 6 Minuten (tagsüber) ausrückt. Das zweite Fahrzeug folgt dann nachts mit max. 1 Minute Abstand, tagsüber kann es aber durchaus auch mal 3 oder 4 Minuten länger dauern.

Die Dauer für die Einsatzfahrt vom Feuerwehrhaus zur Einsatzstelle hängt dann natürlich in erster Linie von der Entfernung ab, zum anderen (vor allem im städtischen Bereich) von der Verkehrslage. Dazu kommen dann Faktoren wie Falschparker, die unter Umständen enge Straßen blockieren, geschlossene Bahnschranken oder die Witterung (Glatteis).

Du siehst also: Je nach Situation und Entfernung der Einsatzstelle von der nächsten Feuerwache kann das erste Fahrzeug innerhalb von 4 Minuten eintreffen oder auch erst nach 10 bis 12 Minuten... und im ungünstigsten Falle noch später.


Zum zweiten Teil Deiner Frage:
Auch das lässt sich leider nicht so einfach beantworten, sondern ist sehr von der Situation abhängig.
Ich behaupte jetzt einfach mal: Für eine in dem Brandraum befindliche Person wird jede Hilfe zu spät kommen. Wenn der Brand durch Nachbarn entdeckt worden ist, dann dürfte der Raum bereits in Vollbrand stehen, ehe überhaupt jemand den Notruf wählt. Rechnet man dann Notruf und Anfahrt hinzu, dann dürfte die Person ja bereits mindestens 15 Minuten oder länger im Brandraum mit giftigem Brandrauch, großer Hitze und/oder direkt mit dem Feuer in Kontakt gekommen sein. Allein beim Brandrauch reichen schon wenige Atemzüge, um das Bewusstsein zu verlieren und zu ersticken.

Wen sich die Person aber bei geschlossenen Türen in einem anderen Raum, vielleicht sogar in einem anderen Stockwerk aufhält, dann besteht durchaus eine Überlebenschance. Es kommt halt darauf an, wie schnell sich der Brand ausbreitet (verwendete Baumaterialien, Hohlräume, Brandschutzwände und -türen usw.) und ob sich die Person vor dem Rauch schützen kann. Da sich Feuer "normalerweise" von unten nach oben ausbreitet und auch der Rauch nach oben steigt, ist die Überlebenschance bei einem Aufenthalt im Erdgeschoss bei einem Brand im Obergeschoss natürlich größer als umgekehrt.

Ich kenne ein Beispiel, wo ein 300 Jahre altes Haus gebrannt hat. Die Feuerwehr war nach 6 Minuten vor Ort, konnte der Bewohnerin aus dem Obergeschoss aber nicht mehr helfen, da beim Eintreffen das OG bereits im Vollbrand stand und die hölzerne Treppe vor den Augen der Feuerwehrleute zusammen gebrochen ist.
In einem anderen Beispiel hat es in einem modernen Geschäftsgebäude (mit modernen Baumaterialien, viel Stahlbeton etc.) im Obergeschoss gebrannt. Im Erdgeschoss hat man schließlich Stunden (!) nach Brandausbruch einige illegal dort wohnende und beschäftigte Menschen gefunden, die sich dort in den Toilettenräumen versteckt und verbarrikadiert hatten und dies ohne Verletzungen überstanden haben.


Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

Tamtamy  21.09.2017, 10:45

Super Antwort!

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Wenn das Feuer entdeckt wird, wird es schätzungsweise 1-2 Minuten dauern, von Handy aus der Tasche holen, bis der Alarm auch tatsächlich bei der zuständigen Feuerwehr ausgelöst wird.

Dann setzt sich eine Maschinerie in Gang, die zwar auf Geschwindigkeit getrimmt ist, aber natürlich nie schnell genug gehen kann, wenn Menschenleben in Gefahr sind.

Also angenommen du befindest dich im außerhalb einer Großstadt. Dann werden die freiwilligen Feuerwehrleute alarmiert. Normalerweise gibt es ein Einsatzstichwort von der Leitstelle, z.B. "Feuer in Gebäude - Menschenleben in Gefahr". Das bewegt uns dann dazu unseren Hintern so schnell wie möglich zum Gerätehaus zu bringen.

Da wird dann mit dem Privatwagen auch gerne mal etwas schneller gefahren (150 km/h in der Innenstadt sind da leider nicht bei allen Kameraden ausgeschlossen). 

Wann das erste Löschfahrzeug ausrückt, hängt dann sehr stark von individuellen Faktoren ab, hauptsächlich Tageszeit. Also wie viele Kameraden sind überhaupt verfügbar... Viele sind auf Arbeit irgendwo weiter weg. Die fallen raus. Dann gibt es vielleicht ein paar städtische Mitarbeiter, die gleichzeitig in der Feuerwehr sind, die haben Zeit.

Es wird aber Minimum 3 Minuten dauern, bis genügend Kameraden in die Wache gekommen sind, sich umgezogen haben und im Fahrzeug sitzen, bis es dann ausrückt.

Ich bin mal nach ca. 10-12 Minuten in der Wache eingetroffen und war dann der 4. Mann auf dem ersten Fahrzeug, das dann endlich losfahren konnte. Und manchmal bin ich nach 5 Minuten da und schaffe es nicht mal aufs dritte Fahrzeug.

Also sehr individuell. In kleinen Dörfern kann es durchaus länger dauern, bis das erste Fahrzeug rausgeht....

Und dann kommt die eigentliche Anfahrt zum Einsatzort. Natürlich kann man auch hier keine pauschale Aussage treffen. Die meisten Einsatzstellen in unserer Stadt können wir in ca. 5 Minuten erreichen. Hängt aber natürlich auch davon ab, wo es ist. Wenn wir in ein Wohngebiet müssen, das zugeparkt ist, kann es länger dauern. Ein paar Sekunden hier verloren, dort mal zurücksetzen müssen und schon sind wir bei 6 Minuten.

Der Angriffstrupp wird sich bei den meisten moderneren Löschfahrzeugen schon auf der Anfahrt mit Atemschutzgeräten ausrüsten (das dauert auch einen Moment bis das Ding richtig auf ist). Er wäre dann einsatzbereit.

Aber dann muss der Gruppenführer erstmal auf Erkundung gehen. Was ist eigentlich los? Sind überhaupt Menschen in Gefahr? Weiß man, wo die Menschen genau sind? Wo ist der beste Zugang ins Gebäude? Müssen Türen/Fenster aufgebrochen werden? Welche Gefahren drohen für die Einsatzkräfte?

Und dann wird der Angriffstrupp ins Gebäude rein gehen. Unter Atemschutz, mit Schlauch, Axt, Bergetuch und was auch immer er sonst so dabei hat kann das auch etwas länger dauern, als einfach nur mit Sportschuhen bekleidet.

Eventuell muss eine Wohnungstür aufgebrochen werden (nimmt Zeit in Anspruch). Und wenn man sich dann in einem total verrauchten Gebäude befindet, wird man sich nur langsam vorwärts bewegen können und den Raum absuchen. Und wenn dann die Person gefunden wird, muss sie rausbewegt werden.

Also: Wenn du dich in einem verrauchten Raum befindest und innerhalb von 15 Minuten von der Feuerwehr gerettet wurdest, dann hast du richtig Glück! Schneller wird es wohl selten gehen.

Ein kleines Beispiel, die Brandkatastrophe in Ludwigshafen 2008: Hier waren die ersten Feuerwehrkräfte innerhalb von 2 Minuten nach Eingang des Notrufs vor Ort, weil sie sich aufgrund des Faschingsumzugs in der Nähe aufgehalten hatten. Und trotzdem sind 9 Leute gestorben... 

Woher ich das weiß:Hobby – Freiwilliger Feuerwehrmann