Wie konvertiere ich zum buddhismus?

5 Antworten

Von Experte Buddhismus bestätigt

Das ist sehr kompliziert. Die Frage ist, ob du 1. Offiziell auf dem Papier Buddhist sein willst2. Du ein Aufnahmeritual möchtest, 3. Es dir reicht, dass für dich selber zu sein oder 4. Du Mönch oder Nonne werden möchtest.

1.) Also erst einmal kannst du hier in Deutschland nicht so offiziell zum Buddhismus konvertieren, dass du in den religiösen Statistiken auftauchen könntest. Die Religion ist in Deutschland nicht anerkannt & die gezählten 250 000 Buddhisten haben ihre Wurzeln in Ländern, wo der Buddhismus offiziell anerkannt ist. Das heißt auf Staatspapieren Buddhist sein geht nicht. (Die Zahl der Bekenntnisbuddhisten wir hier in Deutschland übrigens auf 30 000 geschätzt).

2.) Wenn du eine Aufnahme Zeremonie möchtest, genau wie sich viele Christen taufen lassen, wirst du sehr lange suchen müssen. Ich selber war damals für mehrere Wochen in einem Kloster hier in Deutschland (Buddhas Weg bei Heidelberg & Mannheim) & ein Mönch hat mit mir ein Aufnahmeritual, die sog. Zufluchtnahme (Pali: Trisarana) gemacht. Ich habe das auch mit einem Zertifikat bestätigt bekommen. Dennoch gibt es keine offiziellen Anlaufstellen. Zu dem sehen es viele Buddhisten kritisch, wenn es darum geht sich "labeln" zu lassen. Der Grund ist im buddhistischen Glauben inhaltlich verankert: Im Buddhismus sind Begriffe nur Abstraktion & die Dinge haben keinen festen Existenskern (Sanskrit: Svabhava). Offizielle Zugehörigkeiten können die Illusion von Realexistenzen aufkommen lassen, was Buddhisten verhindern wollen. Das ist der Grund, warum man nicht gerne einfach mal so ein Aufnahmeritual machen will & es für den Konvertiten wirklich ernst sein sollte. (Ich persönlich kann das zwar nachvollziehen, aber finde es insgesamt leicht übertrieben.) Ich würde mich dennoch mit einer buddhistischen Gemeinschaft in der Nähe in Kontakt setzten & dort nach Möglichkeiten fragen. Du kannst dich auch bei der DBU (Deutschen Buddhistischen Union) melden & dir von dort einen Kontakt geben lassen. Das ist ihre Webseite: https://buddhismus-deutschland.de/kontakt/ & hier ist die Telefonnummer der DBU-Geschäftsstelle : 089 – 45 20 69 3-0

3.) Reicht es dir für dich Buddhist zu sein, dann musst du lediglich praktizieren. Das bedeutet SchriftstudiumSittenregeln & besonders Meditation. Es ist nicht sicher, ob Buddhismus überhaupt als Religion gewertet werden kann. Es gibt über hundert Definitionen des Religionsbegriffs von denen keine Einzige offiziell anerkannt ist. Je nach Definition ist Buddhismus eher eine Philosophie oder oft wird es als "Lebensart" bezeichnet. Man darf das demnach nicht so sehen, wie in den abrahamitischen Religionen (Judentum, Islam, Christentum), wo es einen von Gott gegebenen Aufnahmeritus gibt (Taufe oder Beschneidung). Zwar gab Buddha selber auch Aufnahmeriten (ich erinnere an die von mir bereits erwähnte Zufluchtnahme) vor, aber das ging damals mit der Aufnahme in die Mönchsgemeinschaft (Pali: Sangha) einher. Es geht beim Buddhismus auch eigentlich nicht darum Buddhist zu werden, sondern Erleuchtung (Buddhaschaft) zu erlangen bzw. dem Ziel so gut es geht nahezukommen.

4.) Mönch (Pali: Bhikku) oder Nonne (Pali: Bhikkuni) zu werden ist innerhalb Deutschlands fast unmöglich. Die meisten deutschen Mönche oder Nonnen, haben sich im Ausland ordinieren lassen. Dafür müsste man aber nicht unbedingt nach Asien reisen, sondern die Möglichkeit dazu gibt es auch schon in manchen europäischen Nachbarstaaten (z.B. Frankreich, Niederlande). Das liegt daran, dass der Buddhismus hier in Deutschland noch nicht lange Fuß gefasst hat & verhältnismäßig wenige Mitglieder zählt. Die (seriösen) buddhistischen Verbände haben oft schlichtweg einfach nicht genug Geld & schaffen es gerade so bestehende Projekte aufrecht zu erhalten.

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen

Buddhismus ist in erster Linie ein Weg, den wir gehen müssen, eine Sichtweise der Dinge, eine Art zu Denken, ein Fahrzeug zur Befreiung. Es gibt keine Bonuspunkte im Jenseits, wenn wir uns Buddhist nennen.

Nun ist es wohl so, dass wir uns sehr glücklich schätzen dürfen, vom Dharma gehört zu haben. Wie viele Existenzen in Unwissenheit haben wir schon durchlebt? Wie soll die endlose Spirale aus Leid und Tod nur gestoppt werden?

Jetzt folgst Du dem Pfad. Du erkennst, zweifelst, hinterfragst, bist euphorisch oder niedergeschlagen, lässt ihn ruhen und nimmst ihn wieder auf. Das ist eine lebendige Auseinandersetzung mit dem Dharma, aus der Vertrauen in den Buddha und sein Wort entsteht.

Und jetzt bist Du Buddhist, obwohl Dir das nicht mehr wichtig ist.

Indem Du Buddhas Lehren annimmst und versuchst, Dich nach ihnen zu richten!

....mehr bedarf es nicht!

Aber warum willst Du das tun???

Die Pāḷi-Texte sind diesbezüglich unmissverständlich klar, was dazu notwendig ist. Das Hauptmerkmal der Bekehrung zum Buddhismus ist die Zufluchtnahme, die hauptsächlich eine Angelegneheit des Herzens ist. Die Texte geben hier als Merkmal an, dass man Buddha, seine Lehre sowie sein verwirklichte Gemeinde als Höchstes anerkennt. Um diesen Kern herum finden sich auch gewisse Formeln, die bereits seit der Zeit Buddhas üblich sind (buddhaṃ saraṇaṃ gacchāmi -- Ich nehme Zuflucht zum Buddha etc.).