Wie kommt es dazu, dass Sprachen aussterben?

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Sprachen sterben wie Dialekte unter anderem dadurch aus, dass sie von einer weit verbreiteten Sprache (z.B. der Hauptsprache des Landes) verdrängt bzw. ersetzt werden. Wer in Australien studieren möchte, wird dies wohl mit der englischen Sprache machen, und nicht in einer der zahlreichen Aborigine-Sprachen, die es dort noch gibt. Es gab mehr als 100 Aborigine-Sprachen, alle davon sind auf dem absteigenden Ast.

Sehr oft ist es so, dass "kleinere" Sprachen und Dialekte von älteren Menschen gesprochen werden, die jüngeren Menschen aber lieber eine "größere" Sprache (wie Englisch in Australien) benutzen, da sie damit auch bessere Ausbildungs- und Berufschancen in der modernen Welt haben.

Es gibt natürlich auch kleinere Sprachen, die durch Sprachunterricht an Schulen gefördert werden. Älvdalisch in Schweden wird auf diese Weise gefördert. Allerdings wird dies nur in ein paar kleinen, abgelegenen Orten benutzt (2000 bis 3000 Leute, mehr sind es nicht - ich war mal dort), und wer studieren will in Schweden, macht das auch dort in Schwedisch.

Ich habe jetzt auch ein Buch in älvdalischer Sprache, und somit das Projekt mit ein paar Euro ein wenig unterstützt. :)

Die lateinische Sprache erreichte mit maßgeblichen Autoren wie Cicero, Cäsar und Vergil im sogenannten "Goldenen Zeitalter" (aurea aetas) ihren absoluten Höhepunkt. Dieser Höhepunkt konnte jedoch nicht weiter konserviert werden, sodass im Mittelalter eine fortschreitende Verflachung durch das Mittellatein eintrat, die auch durch die Renaissance nicht rückgängig gemacht werden konnte. Im 18. Jahrhundert verlor Latein als Sprache der Wissenschaften zunehmend an Einfluss und blieb letztlich nur noch als Liturgiesprache der katholischen Kirche und für amtliche Dokumente des Vatikans erhalten. Sprache ist ein lebendiger Organismus und ein komplexes System, das sich fortwährend verändert. Der bekannte Lateinist Professor Dr. Wilfried Stroh vertritt die These, dass Latein eigentlich schon nach Cicero gestorben sei. Man versuchte, das elitäre Latein Ciceros zwanghaft zu bewahren, musste jedoch schmerzlich einsehen, dass dies keinen Erfolg hatte und sich im Laufe der Jahrhunderte immer mehr Menschen von Latein abwandten. Die komplexe Syntax und die langen Satzperioden der lateinischen Sprache Ciceros machten es zunehmend schwieriger, Latein als lebendige Kommunikationssprache zu nutzen. Latein wurde zur Muttersprache aller romanischen Sprachen und gehörte im 19. Jahrhundert zum festen Bildungskanon humanistischer Gymnasien, die Schüler mit dem stupiden Pauken lateinischer Grammatikregeln quälten, ohne dass die meisten wussten, warum sie Latein überhaupt lernen sollten. Seit den 1970er Jahren des 20. Jh. muss sich Latein an den Gymnasien immer stärker rechtfertigen, warum es überhaupt noch sinnvoll sei, sich mit dieser Sprache zu beschäftigen. Ob Latein an den Schulen weiterhin gelehrt werden wird, ist m. E. höchst zweifelhaft. Altgriechisch wird ja auch immer weniger an den humanistischen Gymnasien unterrichtet. Latein wird wohl ein reines Orchideenfach für Menschen werden, die sich intensiv mit der römischen Antike und lateinischer Literatur auseinandersetzen wollen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – LK Latein

Hallo, das wars aber auch schon - keiner macht sich die Mühe mehr Sprachen zu sprechen, lieben Gruß