Wie kommt es, dass in der Politik und auch in Büros manche Leute in Anzügen herum laufen?

4 Antworten

Der Anzug ist für viele "normale Alltagsklamotte". Zumindest sind Anzüge neutral und schick. Bei vielen "Alltagsklamotten", die heutzutage getragen werden, prangern Markenzeichen und Motive herum. Leute könnten damit versuchen, Eindruck zu machen, d.h. durch das Demonstrieren besonders teurer Marken eine Überlegenheit ausdrücken oder durch bestimmte Motive politischen Protest. Das ist im Parlament, in dem der Diskurs mit sachlichen Argumenten geführt werden soll, nicht angebracht. Auch in anderen Branchen wird das ähnlich gehandhabt.

Zwar ist nicht auszuschließen, dass man sich auch durch Designeranzüge "profiliert", aber das ist aufgrund der strengen Konventionen bei Anzügen quasi nicht wahrnehmbar

Wie kommt es, dass in der Politik und auch in Büros manche Leute in Anzügen herum laufen?

Das Stichwort heißt 'Kleiderordnung', die förmlich zu sein hat, denn dies gehört - genau wie das Siezen - zu den Anstandsregeln gegenüber Kollegen und Geschäftspartnern. Korrekte Kleidung im beruflichen Umfeld ist Ausdruck von Respekt.

So ist es normal, wenn man sich in entsprechendem Umfeld bewegt - auch heute noch. Nur die Grenze, ab wo diese Kleiderordnung gültig ist, hat sich deutlich nach oben verschoben, wo es auf Professionalität ankommt.

... Bis wann dies so ging, daran erinnere ich mich gar nicht so genau.

Ich glaube, der Übergang zu gelockerten Kleidungsregeln und Umgangsformen geschah fließend und hing u.a. mit Ikea und schwedischer Duz-Kultur, aber auch dem Großwerden des Internets und gesellschaftlichen Communities zusammen.

In unteren Hierarchien merkt man davon nicht viel. Dort hält man eher den eigenen Stil für das Nonplusultra... also 'normal' :-)

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In gewissen Positionen wird das einfach erwartet und gehört dazu - ich habe diese Erfahrung in abgespeckter Form auch gemacht und trage beruflich meist ein klassisches Cityhemd und ein Sakko zu einer guten Hose (keine Jeans) und guten Schuhen.

Die Gesellschaft ist was Kleidung angeht nicht so lässig wie oftmals gedacht. In meiner Heimat gab es mal ernsthaft eine Beschwerde, weil eine Freundin von mir (Volksbank damals) mit kurzärmliger Bluse über weißem Langarmshirt zu einer schönen Hose am Schalter die Kunden beraten hat. Manche sind da arg kleinlich - aber ich muss auch sagen, dass ich den Mercedes-Verkäufer mit hellblauer Jeans und Regenjacke zum Strickpulli und Dreitagebart als Interessent für eine E-Klasse auch nicht wirklich seriös fand - wobei der auch an sich sehr unkoordiniert wirkte.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Anzüge sind auch Alltagsklamotten, bloß ein anderer Stil! Die Anzugmode ist eine elegantere Interpretation einer usprünglich bäuerlichen Mode.

Der heutige Anzug – in seiner Form ein wenig schlichter – entstand erst im 20. Jahrhundert. Grundsätzlich unterscheiden sich bei offiziellen und inoffiziellen Anzügen von heute Knopfstellung, Rückenschlitze, Revers und Taschen.
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – modisch interessierter Mann