Wie klingt ein Bariton, wenn er versucht hoch zu singen?
Hallo erstmal,
ich bin neu hier also verzeiht mir sämliche Formalitätsfehler^^
Ich (25) singe seid ca 10 Jahren klassisch und hatte auch schon die Ehre mit 4 fantastischen Gesagslehrern. Ich habe auch Abitur mit Hauptfach Gesang gemacht, also ich weiß von was ich rede.
Was ich damit sagen will - bitte kein Halbwissen oder Wikipediazitate, die kenn ich selbst auswendig^^
Zum Thema, alle meine Lehrerinnen waren sich einig, dass mein Stimmfach Lyrischer Tenor ist. Ich fühle mich nach wie vor aber im Tonbereich von g´ bis d´´ relativ unwohl und schade dabei auch definitiv meinen Stimmbändern. (außer ich wechsel in Kopfstimme (dh Randschwingung, also reines Falsett)). Das Totschlagargument meiner Lehrerinnen war immer, dass ein normaler Mann ohne Kopfstimme garnicht so hoch singen kann. (und nach unten is bei mir blöderweise beim a Schluss).
Deswegen die Frage: Gibt es hier irgendwelche Tenöre mit etwas Lebenserfahrung, die mir vllt 1, 2 Tipps geben können, wie ich mich evtl. verbessern kann?
Die zweite Frage wäre: Wie klingt ein Bariton, wenn er versucht zb ein c´´ zu singen? Kann mir das irgendwie schwer vorstellen.
4 Antworten
Hallo
Ich bin kein Gesangsexperte, gleich vorweg. Und ich kann dir keine praktischen Tipps für die hohe Lage geben, die liegt mir auch nicht. Ich bin trotzdem verführt zu antworten, weil ich genau deinen Stimmumfang habe. Und vielleicht sinds ja ein paar Anregungen.
Wie klingt ein Bariton, wenn er versucht zb ein c´´ zu singen?
Wahrscheinlich wie du. Da geht dann reine Kopfstimme. Aber manche Baritone kriegen das auch mit einer guten Registermischung noch hin- nur weil jemand nicht ausgebildeter Tenor ist heißt das nicht dass er nicht Tenorlage singen kann.
Es gibt ja auch Leute, die von den Registerumbrüchen her als Bariton starten und durch technische Übung dann Countertenor singen- wo ein c" völlig normal ist, nur eben sehr mild klingt mit viel Kopfstimmenanteil, aber dynamisch noch schwerer zu kontrollieren ist als bei einem Tenor.
Ich fühle mich nach wie vor aber im Tonbereich von g´ bis d´´ relativ unwohl und schade dabei auch definitiv meinen Stimmbändern.
Das ist bei sehr vielen "Hobbytenören" ganz genau so der Fall. Auch im Chor fängt es selbst bei Leuten, die ganz klar im richtigen Register sitzen mit dem gis' an richtig grenzwertig zu werden- das ist völlig normal und es gibt wohl keine Garantie, dass man mit jeder Stimme eine Lösung dafür findet.
Das Totschlagargument meiner Lehrerinnen war immer, dass ein normaler Mann ohne Kopfstimme garnicht so hoch singen kann.
Das stimmt. Nur manche lernen dann, das Register in einem "Mischklang" wiederzugeben, der ausreichend strahlend und hell und substanzreich und nicht kratzig ist um als klassischer, Solofähiger Tenor durchzugehen. Andere nicht.
(und nach unten is bei mir blöderweise beim a Schluss).
Du meinst beim A, oder. Ist es ein schönes A? :-)
Die klassischen Stimmfächer findet man bei unausgebildeten Stimmen nicht, man kann sie nur prognostizieren anhand der Registerumbrüche. Selbst gestandenen Lehrern passieren dabei Fehleinschätzungen!. Das sind im Grunde nur Konstrukte, denen nicht jede Stimme gerecht werden kann.
In anderen musikalischen Bereichen als der "schweren" "opernhaften" Klassik gibt es andere Stimmlagen und Ideen zum Klang und Tonumfang.
Ich singe gerne Renaissancemusik oder auch ältere Barockmusik (chorisches, nicht eben Bach oder so). In dem Bereich stellt sich dieses Problem zum Beispiel gar nicht. Die Stimmumfänge der dort vorgesehenen Stimmen sind ziemlich klein. Mit dem Tonumfang von A bis g' kann man da sehr gut Tenor/Quintus singen, besonders wenn man einen tiefen Bass unter sich hat oder mehr als 4 Stimmen. Das "hohe Gebrüll" braucht da kein Mensch. Und eine schlanke klassische ("lyrische" Stimme) ist sogar meistens noch zu heftig.
Warum schreib ich das? Relativierung des Problems.
Singst du mal hin und wieder ein Schubert-Lied? Wie kommst du mit der Originallage dabei zurecht? Der Standardumfang ist so ca. B-g', auch mal A bis a' hie und da mal ein b' oder As. Das ist eine gemäßigte Tenorlage. Ist dir das zu hoch?
Hallo! Das was ich bin, würdest du wahrscheinlich einen Halbwissenden nennen, aber ich muss auch meinen Senf dazugeben.
Ich bin 15 Jahre alt und singe seit 6 Jahren aktiv im Chor. Mittlerweile habe ich eine Männerstimme und singe Tenor. Aber mir gehts wie dir: Ich muss jedesmal in meine Kopfstimme wechseln, wenn ich hoch kommen muss. Ich habe schon mit der Chorleitung darüber geredet, aber sie meinte nur, ich würde das schaffen und sie braucht mich im Tenor, weil es im ganzen Chor(60 Pers.) nur 8 Tenöre gibt.
Also habe ich ein ähnliches Problem wie du. Ich nehme jetzt auch Stimmbildungsunterricht und seit einiger Zeit trainiere ich es, höher zu kommen. Und es funktioniert! Man kann das trainieren.
Danke fürs Lesen!
Davon verstehe ich zwar nicht viel, aber ich glaube dagegen kann man schlecht was machen :)
Super, dass du singst, wird leider immer weniger gemacht. Weiter so! Mein Problem ist eher, dass ich nicht wirklich gesund singe, wenn ich hoch sing. Stütze is super trainiert, liegt vermutlich eher an kognitiven Verspannngen oder sowas.
Hallo von einer Musiklehrerin. Eine Baritonstimme klingt nicht unbedingt anders als ein Tenor, der versucht, ebenfalls hoch zu singen. Nur ist bei einem Bariton die Umstellung von Brust- auf Kopfstimme eben früher nötig, meistens etwa bei zwei Tönen unter dem/ früher als Tenor. Solange beide Stimmen in ihrem "Wohlfühlbereich" bleiben, merkt man also wenig. Singt ein Tenor aber z.B. einen hohen Ton noch mit Bruststimme, klingt dieser natürlich mit Kopfstimme gesungen nicht so voluminös. Deshalb wird bei vielen hohen Tönen kein Bariton eingesetzt. Er ist einfach nicht gut für diese Lage trainiert.
Falls die frage noch einmal auftaucht und jemand die Antwort sucht: Hoert euch doch einfach mal Carmina Burana an - die Bariton Arie "dies nox et omnia" beginnt mit dem Bariton im Falsett. Und dann muss er gleich ins Brustregister ziemlich weit unten und so hoert man den Kontrast sehr schoen.