Wie kann ich ein möglichst überzeugendes sach-und Werturteil zu Cäsar schreiben?

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Zum Sachurteil gehört das Kriterium Effizienz (das angestrebte Ergebnis wird mit möglichst wenig Aufwand erreicht, mit den vorhandenen Mitteln sehr viel erreicht, die Maßnahmen wirken schnell und zielgenau, unerwünschte Nebenfolgen bleiben aus oder sind sehr gering) .

Zum Werturteil gehören die Kriterien Legitimität (Möglichkeit einer Rechtfertigung; Legitimität ist eine sachlich-inhaltliche Rechtmäßigkeit im Unterschied zur Legalität, der formalen Rechtmäßigkeit - beide Ausdrücke können nach der nach der Herkunft vom lateinischen Wort lex als „Gesetzmäßigkeit“ wiedergegeben werden; bei der Legitimität geht es um die Anerkennungswürdigkeit einer Herrschaft als Grundsätzen und Werten entsprechend und damit zumindest im großen Ganzen gerechtfertigt) und grundlegende Werte.

Dies sind eigene ethische Maßstäbe. Diese sollten beim Werturteil deutlich werden (denkbar sind z. B. Menschenwürde, Menschen- und Bürgerrechte, Gerechtigkeit, Freiheit, Solidarität, politische Teilhabe (Partizipation), Wohlergehen, Achtung von Leben und Recht).

Eine Frage ist, worauf sich das Urteil bezieht, auf Caesars gesamtes Handeln oder auf einzelne Vorhänge.

Bei einem Gesamturteil ist es überzeugend, viel zu berücksichtigen und gut abzuwägen. Eine Gliederung nach Gesichtspunkten kann Übersichtlichkeit beim Entwerfen herstellen. Caesar kann als Politiker, Feldherr und Privatmensch beurteilt werden. Das Verhalten gegenüber Römern (und einzelnen Gruppen und Personen) und gegenüber anderen Völkern kann jeweils beurteilt werden.

Günstig ist, wenn ausgeführt wird, welche Gesetze und Maßnahmen sinnvolle Ansätze waren (z. B. könnte in der Zeit seines Konsulats 59 v. Chr.die Versorgung von Veteranen mit Land oder die Bestätigung der Regelungen des Pompeius im Osten gemeint sein, als Sieger im Bürgerkrieg die Regelung des Problems privater Verschuldung durch ein stabilisierenden Kompromiß, die Einführung eines Kalenders, der mehr Ordnung brachte).

Der Krieg in Gallien (mitsamt Abstechern nach Germanien und Britannien) war aufgrund der römischen Gewohnheiten und Mentalität für die große Mehrheit der damaligen Römer in Ordnung und für den eigenen Staat vorteilhaft.

Caesar hat ihn als bellum iustum (oft als „gerechter Krieg wiedergegeben ursprüngliche eher regelgerechter Krieg) hingestellt. Dazu gehörte, einen Krieg zur eigene Verteidigung oder als Hilfe für Bundesgenossen (z. B. aufgrund eines Hilferufes von Häduern) zu führen. Tatsächlich hat er Vorwände genutzt und geschaffen, um einen Angriffs- und Eroberungskrieg zu führen, der nach heutigen Maßstäben völkerrechtswidrig ist. Caesar ließ Gesandte der germanischen Stämme der Usipeter und Tenkterer festnehmen und griff dann die führerlosen Stämme an. Sein politischer Gegner Marcus Porcius Cato, so wird erzählt, hat im Senat Caesars Auslieferung an die Stämme verlangt. Eine Mehrheit verhielt sich anders. Der Senat hat mehrfach Dankfeste beschlossen.

Caesar wurde durch Beute sehr reich (könnte als Plünderung und Beraubung verurteilt werden). Die Gallier verloren Freiheit/Unabhängigkeit, viele wurden getötet, Menschen als Sklaven verkauft, das Land an vielen Stellen verwüstet, es gab Hungersnot. Als Alte, Frauen, Kinder aufgrund von Nahrungsmittelknappheit aus dem belagerten Alesia hinausgeschickt wurden, ließ Caesar sie nicht durchziehen und sie mußten zwischen den Fronten verhungern.

Caesar hatte große Fähigkeiten auf verschiedenen Gebieten. Er hat harte Machtpolitik betrieben.

Caesar ist auf legalem Weg in seine Ämter gekommen, nur das Amt des Diktators, wie er es führte, war nicht wirklich im Einklange mit den republikanischen Verfassungsgrundsätzen (nach dieser war die Diktatur ein Ausnaheamt, in einer Notlage und dessen Amtszeit nicht länger als 6 Monate). Das dritte und vierte Konsulat war unter dem Gesichtspunkt der Legitimität anfechtbar, weil dies zu den Prinzipen der Annuität (Begrenzung der Amtszeit der Magistrate auf 1 Jahr) und Vermeidung der Iteration (Wiederholung; es gab dabei allerdings einige Ausnahmen) in Gegensatz stand.

Caesar war ehrgeizig und als Angehöriger der Nobilität und aufgrund seiner Leistungen konnte er nach den damals geltenden Maßstäben einen berechtigten Anspruch auf eine Rolle unter den führenden Politikern beanspruchen.

Durch den Bürgerkrieg kam die Republik zu Fall. Die Bewertung ist auch vom Urteil über die Republik und ihren Zustand abhängig. Zu berüchtigten ist bei dem Urteil, daß in dieser Republik eine Aristokratie /Oligarchie die Vorherrschaft ahnte. Die Alleinherrschaft war aber ein Verlust an Freiheit und Teilhabe.


Albrecht  11.12.2013, 06:39

Caesar hat im Bürgerkrieg mehrfach Milde (clementia) gezeigt, Gegner am Leben gelassen und begnadigt (wobei die dabei eingenommene Höherstellung für die Angehörigen der Nobilität problematisch sein konnte). Anders als Lucius Cornelius Sulla hat er keine Proskriptionen durchgeführt.

Albrecht  11.12.2013, 06:38

Caesar ist durch einen sich zuspitzenden Konflikt mit einer Gruppe von Optimaten unter Druck gekommen. Caesar ist rechtswidrig in den Bürgerkrieg eingetreten. Zuvor haben allerdings seine Gegner in dessen Vorfeld den ersten Rechtsbruch begangen (was Caesar rechtlich allerdings nicht eine Erlaubnis zum illegalem militärischen Vormarsch gab).

Als Konsul im Jahr 59 v. Chr. hatte sich Caesar mehrfach auf harte Weise (weswegen ihm Rechtsbruch vorgeworfen werden konnte) durchgesetzt. Er hatte sachliche Erörterungen seiner Vorschläge angeboten und Bereitschaft zu Kompromissen angedeutet, aber seine Gegner setzen auf hartnäckige Obstruktion. Caesar hatte beachtliche Gegner, die ihn anklagen und wegen Gewaltmaßnahmen verurteilen wollten. Caesar drohte das Exil und das Ende seiner politische Karriere, wenn es ihm nicht gelang, eine hervorragende politische Position einzunehmen (als Privatmann konnte er angeklagt werden, solange er ein politisches Amt ausübte, nicht). Sein bisheriger Verbündeter Gnaeus Pompeius hatte sich den Optimaten (Anhänger einer auf den Senat gestützten Politik mit Vorherrschaft der Nobilität, der Führungsschicht aus vornehmen Familien), unter denen sich Caesars Hauptgegner befanden, angenähert. Caesar plante, wieder Konsul zu werden. Widerstand dagegen war aus den Reihen der Optimaten zu erwarten.

Caesar (damals Prokonsul) war zu Verhandlungen über die Streitfrage des Endes seiner Statthalterschaft und einer Bewerbung um das Konsulat in Abwesenheit bereit. Auf einen Kern seiner Forderungen wollte er aber nicht verzichten. Einerseits war es eine Auseinandersetzung von zwei Konfliktparteien, andererseits stellte Caesar dabei seinen Ehrgeiz sehr hoch (ein zentrales Motiv war seine Ehre/Würde/Rangstellung [dignitas]), auch gegen die Senatsmehrheit. Gaius Iulius Caesar, Commentarii de Bello Civili 1, 9, 2: sibi semper primam fuisse dignitatem vitaque potiorem. „Für ihn sei die Würde/Ehre/Rangstellung immer das Höchste und lieber als das Leben gewesen.” Er fügte sich nicht der Forderung, seine Kommandogewalt innerhalb einer Frist niederzulegen.

Caesars Gegner verfolgten einen scharfen Konfrontationskurs. Am 7. Januar 49 v. Chr. erklärte der Senat den Staatsnotstand und stellte ein Ultimatum an Caesar, bei dessen Nichterfüllung er als Staatsfeind behandelt werden sollte. Ein Einspruch (Veto) der Volkstribunen Marcus Antonius und Quintus Cassius Longinus, die Caesar unterstützen, wurde nicht zugelassen und ihnen mit Gewalt gedroht (sie flohen danach aus Rom zu Caesar). Zur Verfassung der römischen Republik gehörte das Recht der Volkstribunen auf ein Dazwischentreten (Interzession [intercessio]) mit einem Einspruch (Veto) und ihre Unverletzlichkeit/Unantastbarkeit (sacrosanctitas). Insofern wurde der erste Rechtsbruch bei dem Streit von Caesars Gegnern begangen. Damit war allerdings nicht Caesars Reaktion rechtlich erlaubt. Das Überschreiten des Grenzflusses Rubikon (Grenze zwischen Italien und der Provinz Gallia Cisalpina) in der Nacht vom 10. auf den 11. Januar 49 v. Chr. mit einem bewaffneten Heer war gesetzwidrig. Caesar ergriff damit die militärische Offensive.

Aus der Sicht der Gegner Caesars war dessen Verhalten ungeheuerlich. Caesar (Commentarii de Bello Civili1, 22, 5; 1, 32, 2) vertrat die Sichtweise, er verteidige berechtigte eigene Ansprüche, die Rechte und Würde der Volkstribunen und unternehme ein Befreiung des römischen Volkes aus der Unterdrückung einer Clique weniger Leute (factio paucorum).

Caesar hat die republikanische Ordnung nicht einfach für abgeschafft erklärt, sondern Ämter in ihr eingenommen. Durch seinen Sieg im Bürgerkrieg hat er eine tatsächliche Alleinherrschaft ausgeübt. Die Diktatur für 10 Jahre (46 v. Chr. erhalten) war eine Abweichung von der republikanischen Verfassung und mit der Diktatur auf Lebenszeit (Februar 44 v. Chr.) wurde . deutlich, daß die Alleinherrschaft nicht nur ein vorübergehender Zustand sein würde.

Caesar wollte den römischen Staat nach seiner Überlegungen ordnen. In welcher Form er seine Alleinherrschaft bringen wollte, geht aus dem Geschehen in der kurzen Zeit nicht klar hervor und ist in der Forschung umstritten. Caesar nahm manche Ehrungen an, andere lehnte er ab. Den Titel eines Königs (rex) und ein Diadem hat er zurückgewiesen, möglicherweise weil er bemerkte, wie dies beim Volk eher auf Ablehnung stoßen würde. Caesar hat vielleicht keinem Weg mit einem guten Entwurf gefunden, wie er die Republik und ihre Tradition (zu der eine Ablehnung des Königtums gehörte) hinter sich lassen konnte.

Die mangelnde Akzeptanz der Alleinherrschaft in der Nobilität könnte insofern als Defizit bei der Effizienz einschätzt werden, als sie Schwierigkeiten mit der Durchsetzbarkeit einer Lösung zeigt.

Hallo,

  • am besten beschäftigst du dich mal mit seiner Autobiografie
  • Das kannst du leicht googlen und hast alle Fakten um dir ein Bild machen zu können.
  • Viele Info zum Thema bietet dir z.B. wikipedia!

Im Sinn der römischen Geschichte, die mit gutem Grund immer zwei Konsuln an der Spitze des Staates sehen wollte und keinen Diktator (außer in Kriegszeiten und dann auch zeitlich beschränkt), hat Cäsar mit seiner Machtpolitik gegen viele Regeln verstoßen, wie übrigens alle späteren Kaiser auch.

Nach dem Verständnis damaliger Staatspolitik hat er mit seinen Kriegen richtig gehandelt, nach heutiger Ansicht hat er völkerrechtswidrige Angriffskriege geführt. Und selbst heute neigen ja manche Politiker dazu, Präventivkriege für gerechtfertigt zu erachten. Dass die Germanen nicht die friedlichsten Kerle waren, haben sie ja später gezeigt, als sie das Römische Reich überfielen. Allerdings haben die Römer auch wenig dazu beigetragen, ihre Kolonien friedlich zu stimmen.

Die Pax Romana war im Wortsinn keine.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb