Wie ist die These Hans-Ulrich Thamers zu deuten?

1 Antwort

Das kann nur jemand beantworten, der den zeitlichen Bezugspunkt dieser Aussage kennt? Von welcher Revolution redet er?

Vermutlich die Französische...

Aber ist der Spruch dann nicht inhaltlich klar...?


atzef  16.01.2019, 10:07
  1. Die FR stößt in Deutschland auf eine breite Sympathie des aufstrebenden Bürgertums, die aus Verbundenheit mit ihr Jahrestage des Sturms auf die Bastille feiern... Das ändert sich mit der sogenannten "Schrecknsherrschaft" Robespierres, die von monarchistischen Kreisen propagandistisch weidlich ausgeschlachtet wird.
  2. Es bleibt anfänglich nicht nur bei Begeisterung und Sympathie, sondern kommt lokal/regional auch zu Nachahmungsversuchen (Mainzer Republik).
  3. Die bleiben aber unerfolgreich. Grund: "Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schoß der alten Gesellschaft selbst ausgebrütet worden sind. Daher stellt sich die Menschheit immer nur Aufgaben, die sie lösen kann, denn genauer betrachtet wird sich stets finden, daß die Aufgabe selbst nur entspringt, wo die materiellen Bedingungen ihrer Lösung schon vorhanden oder wenigstens im Prozeß ihres Werdens begriffen sind." http://www.mlwerke.de/me/me13/me13_007.htm
  4. Es ist also in anderen europäischen Staaten für die Ideen der Überwindung der absolutistischen Monarchie und die Etablierung demokratisch-republikanischer Verhältnisse schlicht zu früh! Sogar ja auch in Frankreich selber! Denn Napoleon errichtet eigentlich eine Diktatur, etabliert aber zahlreiche Errungenschaften der Revolution über das bürgerliche Gesetz ( Code Civil) als herrschende Rechtsnorm.
  5. Diese Rechtsnormen werden nun nach Europa exportiert und sorgen da durchaus für eine progressive Lösung des zeitgenössischen "Reformstaus" (Steinsche Reformen in Preußen).
  6. Sie bleiben aber als fremdherrschaftliche Umwälzungen der nationalen Ordnungen denunzier- und diffamierbar. Hinzu kommt eben auch noch eine Entwicklungsverzögerung.

Insofern bleibt der Export bürgerlicher Rechtsverhältnisse in die besetzten Länder eben ambivalent als einerseits Ausdruck fremder Besatzungsmacht aber auch eines Zuwachses bürgerlicher Freiheit.

In Deutschland versucht man es dann bekanntlich unerfolgreich ein halbes Jahrhundert später mit dem nachholen der Revolution...

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