Wie hoch war der Lebensstandard in syrien eigentlich vor dem krieg?

4 Antworten

Es gab leichte Ansätze einer Mittelschicht.

Der gesellschaftliche Frieden war stabil; da das Baath-Regime nur am Machterhalt interessiert war und keine ideologische Agenda verfolgte, gab es auch große bürgerliche Freiheiten.

Nichtsdestotrotz war Syrien, seitdem sich der Assad-Clan in den 1970ern an die Macht gehievt hatte, auch damals schon ein brutales und diktatorisches Regime.

LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – im Masterstudium Politikwissenschaften

Der Wohlstand vor dem Krieg war ja naturgemäß höher als es nach einem Krieg der Fall sein kann. Und einen Grund dort herum zu bomben, gab es ohnehin nicht, das dieser Krieg aus dem Ruder lief, die IS dort noch einen Gottesstaat gründen wollten, die Tuerken einrückten um die Kurden zu räsonieren, das alles kann dem syrischen Staat nicht angelastet werden.

Die Interessen des Auslandes waren nicht etwas am Lebensstandard der Syrer zu ändern, es nutzte ganz einfach die Gunst der Stunde des Aufstandes in Syrien, weil die Arbeitslosigkeit überhand nahm und forcierten diesen Krieg bis hin zum Verbrechen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Marinebasis_Tartus#:~:text=Tartus%20ist%20der%20einzige%20Marinest%C3%BCtzpunkt,Weg%20ins%20Schwarze%20Meer%20befinden.

Das lief unter dem Motto Assad muss weg, denn nach der Erreichung dieses Zieles, wäre Russland dazu verdammt, diesen Hafen zu räumen.

Das die USA jetzt trotzdem noch auf den Ölfeldern sitzt in Syrien, macht ganz klar, welche Interessen es dort wirklich gibt, von wegen die Demokratie nach Syrien bringen, das war nur ein Aufhänger.

10 Jahre Krieg und noch kein Ende, nur das jammern hat sich jetzt auf Afghanistan verschoben.

Woher ich das weiß:Recherche

Es gab Unterschiede wie etwa in der westlichen Region um Damaskus und in der Region um Aleppo, auch kleidungsmäßig

Auch die grossen Diskrepanzen in Sachen Wohlstand zwischen den Städten und ländlichen Gegenden fielen auf.

Doch krasse Armut, wie in Afrika oder Mittelamerika etwa, sah man in Syrien nicht.


Glitchersman 
Beitragsersteller
 15.09.2021, 11:38

Und ist es jetzt so arm wie in afrika, da ja krieg ist.

0
DogDiego  15.09.2021, 11:44
@Glitchersman

Ja, die Versorgung ist schlecht. Viele Syrer werden aber von geflüchteten Verwandten , vorzugsweise aus Deutschland, finanziell unterstützt.

0

Syrien hatte vor dem Krieg einen höheren Lebensstandard als andere islamische Staaten. Zudem ist Syrien durch den Säkularismus geprägt, weswegen die Gesellschaft liberaler eingestellt ist als in Ländern wie Saudi-Arabien oder Afghanistan. Nachfolgend ist die Gesellschaft näher beschrieben:

Die syrische Gesellschaft zeichnet sich durch eine komplexe religiöse, ethnische und kulturelle Zusammensetzung aus. Geprägt durch eine sehr diverse kulturräumliche Gliederung des Landes zwischen bewaldeten Gebirgszügen am Mittelmeer und ariden Steppen Nordmesopotamiens und eine lange gemeinsame historische Erfahrung lebten verschiedenste muslimische, christliche und jüdische Konfessionen und Gruppen über die Jahrhunderte relativ friedlich nebeneinander. Dabei machte sich die soziale Heterogenität Syriens nicht nur durch religiöse oder ethnische Identitäten bemerkbar, sondern auch durch einen starken Unterschied städtischer, agrarisch-ländlicher oder beduinischer Lebensweisen. [...] Obwohl manche Stadtteile und Dörfer überwiegend von einer bestimmten religiösen oder ethnischen Gruppe bewohnt sind, gibt es keine strikte religiöse oder ethnische Abgrenzung zwischen den Wohnorten. Dennoch bestimmt die religiöse oder ethnische Zugehörigkeit weitgehend die Landkarte Syriens. Die Mehrheit der Bewohner von Dörfern im sogenannten Tal der Christen (Wadi al-Nasara) oder im Qalamun-Gebirge sind zum Beispiel Christen. Manche Stadtteile in Aleppo, Damaskus und Homs sind historisch als Christenviertel bekannt. Drusen stammen traditionell hauptsächlich aus Suwaida oder dem Drusen-Gebirge (Jabal al-Druze oder Jabal al-Arab) in Südsyrien und haben sich im 20. Jahrhundert in dem Damaszener Vorort Jaramana angesiedelt. Alawitische Wohngebiete liegen ursprünglich im Küstengebirge im Nordwesten, vor allem rund um Latakia, Tartus, Jable und Baniyas. Ismailiten konzentrieren sich in der kleinen Stadt Salamiya südöstlich von Hama. Die heutige demografische Verteilung differenziert sich zunehmend entlang sozialer, politischer und wirtschaftlicher Faktoren aus. Besonders in urbanen Neubaugebieten mittlerer und hoher Einkommensschichten haben sich die Grenzen verwischt. [...] Der Alltag der Menschen war meist durch gemeinsame soziokulturelle Werte und Respekt geprägt. Forschungen zu den vielen prachtvollen Wohnhäusern in den Altstädten von Aleppo und Damaskus aus osmanischer Zeit zeigen, dass Syrer aller Konfessionen in den Städten eine fast identische Wohnkultur pflegten, die sich primär nach Region und Einkommensgruppen ausdifferenzierte.

Wie du siehst, ist die syrische Gesellschaft vielfältig und unterscheidet sich in Ethnie und Konfession. Kommen wir zur Politik:

Die Machtübernahme der Baath-Partei führte zu einem tief greifenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandel in Syrien. Ihr Konzept von "Sozialismus" sah eine sozialistische Transformation der Gesellschaft durch Entmachtung der Bourgeoisie und Beseitigung von privatem Eigentum vor. Ihre Politik manifestierte sich in erster Linie in der entschiedenen Fortsetzung der Landreformen und Verstaatlichungen privater Unternehmen, die bereits während der Syrisch-Ägyptischen Einheit (Vereinigte Arabische Republik 1958 bis 1961) begonnen worden waren. [...] Um soziale Gerechtigkeit zu befördern und die Lebensbedingungen aller Bürger zu verbessern, investierte der Staat massiv in die Infrastruktur und das Gesundheits- und Bildungswesen und kontrollierte die Preise. So baute der Staat zahlreiche Schulen, Krankenhäuser und Gesundheitszentren in den ländlichen Gebieten. Elektrizität und sauberes Wasser (Trinkwasser) erreichten die Häuser der kleinen Dörfer landesweit. Um eine gute Vernetzung zwischen Stadt und Land zu ermöglichen, wurden Fernstraßen und Brücken gebaut. Zielvorgaben für die verstaatlichten industriellen Unternehmen und landwirtschaftlichen Kooperativen waren keine hohen Gewinne, sondern die Bereitstellung der Produkte zu günstigen Preisen. Viele Güter, wie Heizöl, Zucker, Brot, Zement, wurden darüber hinaus subventioniert. Schließlich sollten alle Bürger sozial- und krankenversichert werden. Die Bewohner ländlicher Gebiete haben von diesen Entwicklungen enorm profitiert. In den Folgegenerationen zog es immer mehr Bewohner ländlicher Peripherien zum Universitätsstudium in die nächstgelegenen großen Städte. Die Grundschulpflicht wurde eingeführt; Arbeitsplätze für Hochschulabsolventen waren überdurchschnittlich gut bezahlt.

Die Baath-Partei setzte sich sehr für den Fortschritt ein. Wohlstand sollte die breite Masse erreichen. An dieser Stelle sei gesagt, dass Hafiz al-Assad teilweise mit Härte seine Ziele durchsetzen wollte. Das war gewiss nicht optimal. 2000 kam sein Sohn Bashar al-Assad in die politishce Verantwortung:

Als Nachfolge für den im Jahr 2000 verstorben Vater kam mit einer Verfassungsänderung sein Sohn Baschar al-Assad an die Macht. Der junge Präsident versprach Korruptionsbekämpfung, Wirtschaftsreformen, politischen Pluralismus und den Aufbau der Zivilgesellschaft. Besonders die städtische Mittelschicht konnte sich mit dem modern wirkenden Präsidentenpaar identifizieren.

Die wirtschaftliche Situation verschlechterte sich vor dem Krieg:

Kurz vor Beginn der Revolution im März 2011 galten etwa 30 Prozent der Gesamtbevölkerung als arm, davon 2,5 Millionen unter der Armutsgrenze. [...] Trotz der wirtschaftlichen Probleme blieben Spannungen entlang der unterschiedlichen sozialen Gruppen aus. Um die politische und soziale Stabilität zu sichern, hatte das Regime seit den 1970er Jahren eine gewisse Balance zwischen den Interessen verschiedener sozialer, religiöser und ethnischer Gruppen der Gesellschaft geschaffen.

Dennoch laufen die Konflikte nicht entlang religiöser oder ethnischer Grenzen. Gern wird gesagt, Assad bekämpft bestimmte religiöse Gruppen. Das trifft aber nicht zu.

An der wirtschaftlichen Lage tragen die USA eine Mitschuld:

Mehr als eine Million Flüchtlinge aus dem Irak flohen nach Syrien, um dem Blutbad zu entkommen. Syriens Großzügigkeit gegenüber irakischen Flüchtlingen wurde mit Beschuldigungen der USA beantwortet, dass Syri­en den irakischen Widerstand unterstützen würde, worauf Sanktionen gegen das Land verhängt wurden.

Syrien wurde seiner Zeit unberechtigterweise mit Sanktionen bestraft. Das hat der Wirtschaft geschadet. Neben dem Irak sollte nämlich auch Syrien ins Chaos gestürzt werden. Der ehemalige französische Außenminister Roland Dumas sagte 2013:

”Ich werde Ihnen etwas sagen. Ich war zwei Jahre vor dem Beginn der Gewaltausbrüche in Syrien wegen anderer Unterredungen in England. Während meines Aufenthaltes dort traf ich mich mit britischen Spitzenbeamten, die mir gegenüber äusserten, dass man sich darauf vorbereite, etwas in Syrien zu unternehmen.” “Dies war in Großbritannien und nicht in den USA. Großbritannien bereitete die Organisation einer Invasion von Rebellen in Syrien vor. Sie fragten mich sogar, obwohl ich nicht mehr Außenminister war, ob ich mich an den Vorbereitungen beteiligen wolle. Natürlich weigerte ich mich, ich sagte ihnen, ich bin aus Frankreich, das interessiert mich nicht.” ”Dieser Vorgang geht weit zurück. Alles war vorbereitet, vorausberechnet und geplant … in dieser Region ist es wichtig zu wissen, dass das syrische Regime eine sehr anti-israelische Haltung hat.” “Nach diesem Schema bewegt sich alles, was in der Region geschieht, und ich habe dies vom ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten, der mir sagte: “Wir werden versuchen, wieder mit unseren Nachbarn auszukommen, aber diejenigen, die nicht mit uns einverstanden sind, werden vernichtet.”

Diese Vorhaben bestätigt auch der US-General a. D. Wesley Clark:

Clark gab bei einem Interview am 2. März 2007 mit der Journalistin Amy Goodman für Democracy Now Einblicke in die Planungen des Pentagon von 2001. Im Zusammenhang mit 9/11 sprach er von einem "politischen Staatsstreich" in den USA. Schon zehn Tage nach 9/11 sei er im Pentagon informiert worden, dass Afghanistan überfallen werden solle. Sechs Wochen später erfuhr Clark bei einem weiteren Besuch im Pentagon von einem Offizier des Generalstabs, dass die Kriegspläne inzwischen erheblich ausgeweitet worden waren. Außer Afghanistan – was Clarks Billigung fand – sollten in den folgenden "fünf Jahren noch sieben weitere Staaten von den USA angegriffen und ihre Regierungen zerstört werden": der Irak, Libyen, Syrien, der Iran, der Libanon, Somalia und der Sudan. Der Stabsoffizier berief sich dabei auf ein Memorandum, das er gerade aus dem Büro von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erhalten habe. Daraus schlussfolgerte Clark: Jeder sollte besorgt sein wegen der "Strategie der Vereinigten Staaten im Nahen Osten". In einem Vortrag vor dem Commonwealth Club of California wiederholte er dies am 3. Oktober 2007. Es handelte sich um die Staaten Irak, Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und Iran.

Diese Pläne zeigen, dass Syrien gezielt ins Chaos gestürzt werden sollte. Eine traurige Entwicklung

Quellen:

  • Bundeszentrale für politische Bildung
  • Der schmutzige Krieg in Syrien von Tim Anderson
  • Die Wochenzeitung der Freitag
  • Wikipedia

WalterMatern  15.09.2021, 12:36

Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen.

Hoffnung auf Wandel enttäuscht - PressReader

https://www.pressreader.com/germany/nordwest-zeitung/20200725/281633897559712

Hoffnung auf Wandel enttäuscht Syrien erlebt unter Baschar al-Assad seine wohl dunkelste Phase 2020-07-25 - VON JAN KUHLMANN Als der junge Mann die Macht übernimmt, wirkt er angespannt. Baschar al-Assad lächelt kaum, auch wenn im syrischen Parlament an diesem Tag Applaus aufbrandet. Den kurzen Amtseid spricht er hölzern, seine Rede liest er ...

Hoffnung auf demokratischen Frühling enttäuscht - taz.de

https://taz.de/Hoffnung-auf-demokratischen-Fruehling-enttaeuscht/!1151989/

BERLIN taz Die Verhaftungswelle gegen Kritiker des syrischen Regimes enttäuscht viele Hoffnungen, die in Baschar al-Assad nach dem Tode seines Vater Hafiz al-Assad gesetzt wurden. Er galt als ...

20 Jahre an der Macht: Wie Baschar al-Assad Syrien enttäuscht

https://www.blick.ch/ausland/jubilaeum-in-tristesse-seit-20-jahren-herrscht-baschar-al-assad-in-syrien-id15996780.html

Seit 20 Jahren ist Baschar al-Assad in Syrien an der Macht. Seit dem Tod seines Vaters hat sich am Regierungsstil nicht viel verändert. BLICK berichtet

Syriens Staatschef Assad enttäuscht Hoffnung auf Wandel ...

https://www.morgenpost.de/printarchiv/politik/article104883022/Syriens-Staatschef-Assad-enttaeuscht-Hoffnung-auf-Wandel.html

Syriens Staatschef Baschar al-Assad hat die Hoffnung auf baldige Reformen und eine Aufhebung des Notstands erneut enttäuscht

Krieg in Syrien: Der blutige Konflikt und seine Ursachen ...

https://www.pnp.de/verlag/spendenaktion/spendenaktion-2014/berichte/1515284_Krieg-in-Syrien-Der-blutige-Konflikt-und-seine-Ursachen.html

Die oft im Dunkeln agierenden Polizeikräfte verübten Massaker an der Bevölkerung und trugen zur Radikalisierung der Rebellen bei. Seitdem tobt in Syrien ein …

Bürgerkrieg in Syrien - Geschichte kompakt

https://www.geschichte-abitur.de/zeitgeschichte/das-jahr-2011/buergerkrieg-in-syrien

Ursachen. Im März 2011 ereigneten sich in Syrien - im Rahmen des "Arabischen Frühlings" friedliche Demonstrationen gegen die Regierung Assads. Nachdem Kinder …

Was war der Auslöser für den Krieg in Syrien? | FRIEDEN FRAGEN

https://www.frieden-fragen.de/entdecken/aktuelle-kriege/syrien/was-war-der-ausloeser-fuer-den-krieg-in-syrien.html

Auch viele Jugendliche haben an diesen Protesten teilgenommen. Jugendliche finden in Syrien kaum Arbeit. Deswegen sind sie sehr enttäuscht von der Regierung. 14 …

Bürgerkrieg in Syrien seit 2011 - Wikipedia

https://de.wikipedia.org/wiki/Bürgerkrieg_in_Syrien_seit_2011

Als Ausgangspunkt des Bürgerkrieges gilt die Gewaltanwendung gegen friedliche Demonstranten, die gegen die Verhaftung von Kindern in der südsyrischen Stadt Darʿā im …

0