Syrien hatte vor dem Krieg einen höheren Lebensstandard als andere islamische Staaten. Zudem ist Syrien durch den Säkularismus geprägt, weswegen die Gesellschaft liberaler eingestellt ist als in Ländern wie Saudi-Arabien oder Afghanistan. Nachfolgend ist die Gesellschaft näher beschrieben:

Die syrische Gesellschaft zeichnet sich durch eine komplexe religiöse, ethnische und kulturelle Zusammensetzung aus. Geprägt durch eine sehr diverse kulturräumliche Gliederung des Landes zwischen bewaldeten Gebirgszügen am Mittelmeer und ariden Steppen Nordmesopotamiens und eine lange gemeinsame historische Erfahrung lebten verschiedenste muslimische, christliche und jüdische Konfessionen und Gruppen über die Jahrhunderte relativ friedlich nebeneinander. Dabei machte sich die soziale Heterogenität Syriens nicht nur durch religiöse oder ethnische Identitäten bemerkbar, sondern auch durch einen starken Unterschied städtischer, agrarisch-ländlicher oder beduinischer Lebensweisen. [...] Obwohl manche Stadtteile und Dörfer überwiegend von einer bestimmten religiösen oder ethnischen Gruppe bewohnt sind, gibt es keine strikte religiöse oder ethnische Abgrenzung zwischen den Wohnorten. Dennoch bestimmt die religiöse oder ethnische Zugehörigkeit weitgehend die Landkarte Syriens. Die Mehrheit der Bewohner von Dörfern im sogenannten Tal der Christen (Wadi al-Nasara) oder im Qalamun-Gebirge sind zum Beispiel Christen. Manche Stadtteile in Aleppo, Damaskus und Homs sind historisch als Christenviertel bekannt. Drusen stammen traditionell hauptsächlich aus Suwaida oder dem Drusen-Gebirge (Jabal al-Druze oder Jabal al-Arab) in Südsyrien und haben sich im 20. Jahrhundert in dem Damaszener Vorort Jaramana angesiedelt. Alawitische Wohngebiete liegen ursprünglich im Küstengebirge im Nordwesten, vor allem rund um Latakia, Tartus, Jable und Baniyas. Ismailiten konzentrieren sich in der kleinen Stadt Salamiya südöstlich von Hama. Die heutige demografische Verteilung differenziert sich zunehmend entlang sozialer, politischer und wirtschaftlicher Faktoren aus. Besonders in urbanen Neubaugebieten mittlerer und hoher Einkommensschichten haben sich die Grenzen verwischt. [...] Der Alltag der Menschen war meist durch gemeinsame soziokulturelle Werte und Respekt geprägt. Forschungen zu den vielen prachtvollen Wohnhäusern in den Altstädten von Aleppo und Damaskus aus osmanischer Zeit zeigen, dass Syrer aller Konfessionen in den Städten eine fast identische Wohnkultur pflegten, die sich primär nach Region und Einkommensgruppen ausdifferenzierte.

Wie du siehst, ist die syrische Gesellschaft vielfältig und unterscheidet sich in Ethnie und Konfession. Kommen wir zur Politik:

Die Machtübernahme der Baath-Partei führte zu einem tief greifenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandel in Syrien. Ihr Konzept von "Sozialismus" sah eine sozialistische Transformation der Gesellschaft durch Entmachtung der Bourgeoisie und Beseitigung von privatem Eigentum vor. Ihre Politik manifestierte sich in erster Linie in der entschiedenen Fortsetzung der Landreformen und Verstaatlichungen privater Unternehmen, die bereits während der Syrisch-Ägyptischen Einheit (Vereinigte Arabische Republik 1958 bis 1961) begonnen worden waren. [...] Um soziale Gerechtigkeit zu befördern und die Lebensbedingungen aller Bürger zu verbessern, investierte der Staat massiv in die Infrastruktur und das Gesundheits- und Bildungswesen und kontrollierte die Preise. So baute der Staat zahlreiche Schulen, Krankenhäuser und Gesundheitszentren in den ländlichen Gebieten. Elektrizität und sauberes Wasser (Trinkwasser) erreichten die Häuser der kleinen Dörfer landesweit. Um eine gute Vernetzung zwischen Stadt und Land zu ermöglichen, wurden Fernstraßen und Brücken gebaut. Zielvorgaben für die verstaatlichten industriellen Unternehmen und landwirtschaftlichen Kooperativen waren keine hohen Gewinne, sondern die Bereitstellung der Produkte zu günstigen Preisen. Viele Güter, wie Heizöl, Zucker, Brot, Zement, wurden darüber hinaus subventioniert. Schließlich sollten alle Bürger sozial- und krankenversichert werden. Die Bewohner ländlicher Gebiete haben von diesen Entwicklungen enorm profitiert. In den Folgegenerationen zog es immer mehr Bewohner ländlicher Peripherien zum Universitätsstudium in die nächstgelegenen großen Städte. Die Grundschulpflicht wurde eingeführt; Arbeitsplätze für Hochschulabsolventen waren überdurchschnittlich gut bezahlt.

Die Baath-Partei setzte sich sehr für den Fortschritt ein. Wohlstand sollte die breite Masse erreichen. An dieser Stelle sei gesagt, dass Hafiz al-Assad teilweise mit Härte seine Ziele durchsetzen wollte. Das war gewiss nicht optimal. 2000 kam sein Sohn Bashar al-Assad in die politishce Verantwortung:

Als Nachfolge für den im Jahr 2000 verstorben Vater kam mit einer Verfassungsänderung sein Sohn Baschar al-Assad an die Macht. Der junge Präsident versprach Korruptionsbekämpfung, Wirtschaftsreformen, politischen Pluralismus und den Aufbau der Zivilgesellschaft. Besonders die städtische Mittelschicht konnte sich mit dem modern wirkenden Präsidentenpaar identifizieren.

Die wirtschaftliche Situation verschlechterte sich vor dem Krieg:

Kurz vor Beginn der Revolution im März 2011 galten etwa 30 Prozent der Gesamtbevölkerung als arm, davon 2,5 Millionen unter der Armutsgrenze. [...] Trotz der wirtschaftlichen Probleme blieben Spannungen entlang der unterschiedlichen sozialen Gruppen aus. Um die politische und soziale Stabilität zu sichern, hatte das Regime seit den 1970er Jahren eine gewisse Balance zwischen den Interessen verschiedener sozialer, religiöser und ethnischer Gruppen der Gesellschaft geschaffen.

Dennoch laufen die Konflikte nicht entlang religiöser oder ethnischer Grenzen. Gern wird gesagt, Assad bekämpft bestimmte religiöse Gruppen. Das trifft aber nicht zu.

An der wirtschaftlichen Lage tragen die USA eine Mitschuld:

Mehr als eine Million Flüchtlinge aus dem Irak flohen nach Syrien, um dem Blutbad zu entkommen. Syriens Großzügigkeit gegenüber irakischen Flüchtlingen wurde mit Beschuldigungen der USA beantwortet, dass Syri­en den irakischen Widerstand unterstützen würde, worauf Sanktionen gegen das Land verhängt wurden.

Syrien wurde seiner Zeit unberechtigterweise mit Sanktionen bestraft. Das hat der Wirtschaft geschadet. Neben dem Irak sollte nämlich auch Syrien ins Chaos gestürzt werden. Der ehemalige französische Außenminister Roland Dumas sagte 2013:

”Ich werde Ihnen etwas sagen. Ich war zwei Jahre vor dem Beginn der Gewaltausbrüche in Syrien wegen anderer Unterredungen in England. Während meines Aufenthaltes dort traf ich mich mit britischen Spitzenbeamten, die mir gegenüber äusserten, dass man sich darauf vorbereite, etwas in Syrien zu unternehmen.” “Dies war in Großbritannien und nicht in den USA. Großbritannien bereitete die Organisation einer Invasion von Rebellen in Syrien vor. Sie fragten mich sogar, obwohl ich nicht mehr Außenminister war, ob ich mich an den Vorbereitungen beteiligen wolle. Natürlich weigerte ich mich, ich sagte ihnen, ich bin aus Frankreich, das interessiert mich nicht.” ”Dieser Vorgang geht weit zurück. Alles war vorbereitet, vorausberechnet und geplant … in dieser Region ist es wichtig zu wissen, dass das syrische Regime eine sehr anti-israelische Haltung hat.” “Nach diesem Schema bewegt sich alles, was in der Region geschieht, und ich habe dies vom ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten, der mir sagte: “Wir werden versuchen, wieder mit unseren Nachbarn auszukommen, aber diejenigen, die nicht mit uns einverstanden sind, werden vernichtet.”

Diese Vorhaben bestätigt auch der US-General a. D. Wesley Clark:

Clark gab bei einem Interview am 2. März 2007 mit der Journalistin Amy Goodman für Democracy Now Einblicke in die Planungen des Pentagon von 2001. Im Zusammenhang mit 9/11 sprach er von einem "politischen Staatsstreich" in den USA. Schon zehn Tage nach 9/11 sei er im Pentagon informiert worden, dass Afghanistan überfallen werden solle. Sechs Wochen später erfuhr Clark bei einem weiteren Besuch im Pentagon von einem Offizier des Generalstabs, dass die Kriegspläne inzwischen erheblich ausgeweitet worden waren. Außer Afghanistan – was Clarks Billigung fand – sollten in den folgenden "fünf Jahren noch sieben weitere Staaten von den USA angegriffen und ihre Regierungen zerstört werden": der Irak, Libyen, Syrien, der Iran, der Libanon, Somalia und der Sudan. Der Stabsoffizier berief sich dabei auf ein Memorandum, das er gerade aus dem Büro von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erhalten habe. Daraus schlussfolgerte Clark: Jeder sollte besorgt sein wegen der "Strategie der Vereinigten Staaten im Nahen Osten". In einem Vortrag vor dem Commonwealth Club of California wiederholte er dies am 3. Oktober 2007. Es handelte sich um die Staaten Irak, Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und Iran.

Diese Pläne zeigen, dass Syrien gezielt ins Chaos gestürzt werden sollte. Eine traurige Entwicklung

Quellen:

  • Bundeszentrale für politische Bildung
  • Der schmutzige Krieg in Syrien von Tim Anderson
  • Die Wochenzeitung der Freitag
  • Wikipedia