Wie geht kann man der Freundin am besten zureden bei einem starken untergewicht?

2 Antworten

Hi,

das ist ein wirklich schwieriges Thema. Essstörungen sind eine Form von Sucht, und Suchtverhalten ist ein äußerst hartnäckiges Verhaltensmuster, meist bestehend aus einer psychischen und einer physischen Komponente. Ich habe eigene Erfahrungen, und meine Tochter in der Pubertät war leider auch magersüchtig. Was du tun kannst, ist Druck nehmen, versuchen Wohlfühlmomente zu schaffen, deutlich und unerschütterlich hinter ihr stehen. Dann das Thema essen: leider mit Zwang verbunden, und doch zwanglos gestalten. Gibt es nichts was sie mag, könnt ihr zusammen kochen, Essen als Ritual, irgendetwas? Und, sie braucht psychologische Hilfe. Je nach dem, wie zugänglich sie ist, vielleicht professionell. Sucht ist ein Ersatzverhalten für Lebensinhalte/-bedingungen, wo sich die betreffende Person ohnmächtig fühlt, und hat eine selbstbesessenes/-zerstörende Komponente. Es gilt herauszufinden, was ihr „Knackpunkt“ ist, und der kann bereits in der Kindheit liegen. Suchtmenschen sind sehr sensibel, vertragen keinen Druck, keine Vorwürfe, und sind tief in sich unsicher und ängstlich… man muss den Punkt zur „Abholung“ suchen, um von da an zu begleiten.

Alles Gute für euch beide🙏🏼

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Selberliesel  18.07.2024, 13:25

Toll, war zu langsam zum Überarbeiten: wollte noch was zu den Brüsten sagen: deren Größe wird hauptsächlich durch Fettgewebe bestimmt, natürlich würden diese auch wieder zunehmen. Aber vielleicht fokussiert ihr euch beide auf eine viel wichtigere Thematik: sie muss raus aus der Passivität. Aktiv Einfluss nehmen. Sie kann zunehmen, sie kann alles, was sie will. Der Beginn von allem ist aber „sie“! Und du bist wichtig, eine verlässliche Konstante abzubilden.😊

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Jxnasa 
Beitragsersteller
 18.07.2024, 14:54
@Selberliesel

Hey Danke für die Antwort. Sie ist schon auf der Warteliste für eine Tagesklinik. Da sie auch ein Kind und einen Pflegebedürftigen Vater hat (der lässt nur sie rein). Wenn sie bei mir ist wird immer gekocht oder es wird etwas bestellt, wenn die Zeit knapp ist. Aber sie isst bei mir sehr gut und hat auch teilweise mehr Appetit als ich. Ich habe auch für den Fall, dass sie mal nichts essen kann Shakes bestellt, da trinken eher weniger ein Problem ist, jedoch bezweifel ich, dass die sich die allein machen wird.

Ich stehe aber immer hinter ihr und schaffe es ruhig zu bleiben (nicht so wie ihr Exfreund, der auch großen psychischen Schaden angerichtet hat). Es ist zwar manchmal schwer, da es mir auch nahe geht, aber es wird schon besser ^^

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Selberliesel  18.07.2024, 15:02
@Jxnasa

Oh man, das ist vom Konstrukt her eine echte „Baustelle“, mit dem Vater noch und Kind, beide „Energieverbraucher“, und sie selbst geschwächt.

Aber es gibt gute Nachrichten: bald ein Platz in der Klinik, deine Präsenz und Geduld… haltet durch, jeden Tag ein schönes Erlebnis bewirken 🤗

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Die Form und Größe der Brüste sind das allerkleinste Problemchen an der ganzen Geschichte.

Früher oder später ist sie auf der Intensivstation im Krankenhaus (wenn sie Glück hat). Bei 38 Kilo ist das echt so ne Sache für sich.

Es wird ein langer und harter Weg ihr da rauszuhelfen. Alleine wird das nicht funktionieren. Da müssen Experten hinzugezogen werden.

Oh und zu dem "Sie hat keinen Appetit". Zum einen kann es sein das sie das nur so sagt um nicht essen zu müssen/ nur ne kleine Portion essen zu müssen. Zum anderen ist dieses "kein Appetit empfinden, Übelkeit empfinden wenn man Essen riecht oder essen soll" ein Seiteneffekt der ganzen Situaiton.

Es gab eine Zeit, da ging es mir ähnlich. Ich war nicht magersüchtig, hatte keine Angst vor Kalorien oder so etwas.... aber ich wollte einfach nicht essen, ich konnte nicht, mir wurd schlecht vom Geruch eines normalen Butterbrotes mit "irgendwas drauf". Dort raus schaffte ich nicht alleine.... und es brauchte seine Zeit. Ich hatte 2 Trigger die mir dabei halfen. Das erste war ein Selfie das ich von mir machte. All die Knochen die direkt unter der Haut waren.... das war ein Weckruf für mich. Der zweite Trigger waren reife Erdbeeren. Es fing an mit einer ("oh, die sieht gut aus, ich pflück sie einfach mal und probiere....") - am Ende waren alle Erdbeerpflanzen die dort im Garten wuchsen leergeräubert.

Will sagen: Dazu gehört eben auch der Wille etwas zu ändern. Ist ähnlich wie mit dem "Rauchen aufhören". Das muss von einem selbst kommen, entweder als rein rationale Entscheidung - oder ausgelöst durch eine wachrüttelnde Situation. Und ja, das mit dem Rauchstop ist eher ein lascher Vergleich. Magersucht führt schneller zum Exitus


Jxnasa 
Beitragsersteller
 18.07.2024, 06:49

Hallo, das weiß ich natürlich. Aber gegen die Depressionen und die Essstörung hat sie sich schon bei einer Tagesklinik angemeldet und wartet jetzt nur noch auf einen Platz. Wie gesagt bei mir isst sie ganz normal. Ich koche auch immer extra Sachen, mit relativ viel Kcal. Sie merkt selber, dass es ihr nicht gut geht und hat den Schritt für die Klinik schon vor einigen Wochen gewagt.

Danke für deine Antwort ^^

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