Wie geht das, dass bei einem Radrennen über 2200 km eine Frau in einer gemischten Gruppe gewinnt?

3 Antworten

Solche Extremrennen sind keine Challenge der körperlichen Konstitution. Das ist eher eine Challenge des langfristigen Energiehaushalts, der Strategie und der Kopfarbeit.

Also klar, der Körper muss es durchhalten können, aber den Männern bringt der i.d.R. größere Muskelanteil am Körper keinen Vorteil. Muskelmasse ist im Ausdauersport sogar eher nachteilig! Ausdauerbelastung ist keine hohe Belastung, man braucht nicht viel Kraft. Größere Muskeln fressen aber auch im "Teillastbetrieb" mehr Energie. Daher kann eine Frau mit naturgemäß geringeren Muskelanteil am Körper bei so einer Energiehaushalt-Challenge tatsächlich im Vorteil sein. Ihr Körper wirft nicht ganz so viel Energie nutzlos zum Fenster raus. Aus demselben Grund kann es übrigens auch von Vorteil sein, eher zierlicher körperlicher Statur zu sein. Nochmal weniger Muskeln, die man mit Energie versorgen muss.

Nun ist die Frage, wie du den Energiehaushalt organisiert bekommst. Schaffst du es, deinem Körper ausreichend Energie nachzuführen? Damit meine ich nicht, ob der Magen groß genug ist, sondern die Strategie über mehrere Tage hinweg. Es kann ein Glücksfall sein, doch lieber nicht bei der allerletzten Gelegenheit anzuhalten und lieber schon früher zu stoppen als geplant, wenn man dann merkt, dass man diesen letzten Laden erst 10 min nach der Schließung erreicht hätte. Und ob man genug Futter für die Nacht mitgeführt hat oder gar nachts um 3 irgendeine Verpflegungsstation findet, oder ob man dann halt 3 h mit Hungerast vor sich hin eiert bis die Läden öffnen.

Wenn du im Hungerast bist und findest eine Verpflegungsstätte, aber diese passt so gar nicht zu deinen Ernährungsgewohnheiten beim Sport - riskierst du eine Rebellion deines Verdauungstrakts oder fährst du mit dem Hungerast weiter? Beide Optionen bieten das Potential für einen kompletten Zusammenbruch und wenn jemand anderes hier die falsche Wahl trifft, während du die richtige triffst, hast du schnell mal 1-2 h Vorsprung raus. Und mit mehr Muskelmasse kommst du eben schneller in einen Hungerast, während du als zierliche Frau mit weniger Muskelmasse vielleicht gar nicht erst in diese Situation kommst, sondern 2 h weiterfahren kannst wo es dann das Richtige zu essen gibt.

Wie komfortabel ist man auf dem Rad eingerichtet - es wird irgendwann wehtun, die Frage ist wie lange es bis dahin ist und ob es dann ein erträglicher Schmerz bleibt, mit dem man weitermachen kann.

Kann man unterwegs einige erfrischende Nickerchen machen (und tut man dies auch) oder versucht man, durchzuziehen und merkt im Halbschlaf dann irgendwann, dass man irgendwo falsch abgebogen ist?

Schaffst du es psychisch, dich weiter zu motivieren oder machst du dich wegen eines Fehlers so fertig, dass du komplett einbrichst und nur noch aufgeben willst?

Alles viel wichtiger als das Potential des männlichen Körpers, mehr Muskelmasse zu besitzen.

Frauen sind, was ausdauer betrifft tatsächlich laut studien weiter vorne. Außerdem sind Radrennen auch Taktik, mit einer guten kannste also, auch wenn du sportlich schlechter bist als andere, gewinnen.

Schau es dir an, dann weist du wie das geht.