Wie erstellt man einen komplexen Charakter für sein Buch?

5 Antworten

Welche Fragen sollte ich mir am besten Stellen?

Also erst einmal sollte dir bewusst sein, dass deine Hauptfigur der Handlung dienen sollte & nicht umgekehrt. Deshalb sollte die Figur auch ideal dazu passen. Achte daher auf folgendes:

  1. Die beste Hauptfigur im Blick auf die Handlung ist immer die, die die größte Charakterentwicklung durchmacht. Denn wir lieben es, wenn Menschen sich entwickeln, da das für uns symbolisch für Erfolg ist.
  2. Auch sollte der Aufwand, den die Figur im Blick auf die Handlung auf sich nimmt, sehr groß sein. Der Weg den die Figur geht, muss anstrengend & gefährlich für sie sein.
  3. Für die Figur muss viel auf dem Spiel stehen, damit wir mit dieser mitfiebern können. Schreibe die Figur so, dass sie ein Versagen sehr treffen würde.
  4. Kein Muss, aber eine Figur darf am Anfang mit der Frage nach dem Abenteuer ruhig etwas Straucheln. Setze der Bereitschaft sich auf "die Reise" zu begeben etwas entgegen, was die Person auf der anderen Seite davon abhält.

Hier noch ein paar andere Punkte:

  • Auch sollte dein Hauptcharakter nicht zu alt sein Ein alter Charakter funktioniert nur selten.
  • Deine Figur sollte nicht zu perfekt (man spricht sonst von Mary Sue Charakter), aber auch nicht zu schwächlich sein.
  • Sympathie erzeugt man, indem man ihn tragisch macht, beispielsweise mit einer tragischen Vergangenheit. Aber mache ihn auch nicht so tragisch, dass er für den Leser erbärmlich wirkt.
  • Auch darf dein Hauptcharakter bzw die Partei, der er angehört, nicht stärker wie der bzw das Böse sein.
  • Verrückte Eigenschaften können eine Hauptfigur auch interessant machen. Aber wichtig ist, dass du damit nicht übertreibst. Eine Verrücktheit oder extreme Schwäche reicht.
gibt es gute Schreibübungen die ich machen kann um mich mehr mit meinem Charakter vertraut zu machen?
Wie plant ihr eure Charaktere?

Sehr beliebt ist der Steckbrief über deine Figur. Dieser landet nicht in deinem Buch, sondern dient nur dem Zweck, deinen Charakter zu erstellen bzw ihn besser kennenzulernen.

Eine andere Möglichkeit ist ein Interview mit deinem Hauptcharakter. Stelle ihm einfach wichtige Fragen & formuliere Antworten dazu.

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Das waren jetzt mal ein paar Sachen. Wenn dich ein konkreter Punkt genauer interessiert, dann kann ich ihn auch weiter ausführen. Gerne auch mit Beispielen.


LauchIstLecker 
Beitragsersteller
 23.09.2024, 19:52

Vielen Dank für deine hilfreiche Antwort. Hättest du vielleicht noch einen Tipp was im Steckbrief wichtig wäre? Ich weiss deine hilfsbereitschaft sehr zu schätzen, Danke .

Bodhgaya  24.09.2024, 08:42
@LauchIstLecker

Nun zum einen äußerlichen Merkmale oder formelle Dinge wie Wohnort. Deine Vorlieben und Abneigungen. Größte Ängste oder Ziele im Leben.

Bedenke aber, dass nicht alle Informationen aus dem Steckbrief dann auch ins das Buch wandern müssen.

Nebelklang  23.09.2024, 13:08

Also mich interessiert mal die Frage, wie ich meine Figur interviewen soll, das sagen nämlich ziemlich viele hier bei antworten. Ich finde das ziemlich schwierig, funktioniert das? Ich meine, sie kann ja nicht wirklich antworten, du selbst bestimmst das ja, ist das wirklich ein interview? Vielen Dank wenn du mir antwortest ^^

Bodhgaya  23.09.2024, 14:23
@Nebelklang

Stell die Fragen und dann überlege dir, was die Figur antworten sollte, um einen guten Beitrag für die Handlung zu leisten.

Die erste grobe Idee einer Figur entwickle ich meist nur im Kopf und alles Weitere erarbeite ich mir dann mit einem ausführlichen Steckbrief. Dafür gibt es auch Vorlagen im Netz. Zum Beispiel hier oder auch hier um mal zwei Beispiele zu nennen. Punkte, die dir nicht gefallen, lässt du halt weg oder du ergänzt den Steckbrief um solche, die du noch vermisst.
Nicht alle Details, die man sich mithilfe eines Steckbriefs erarbeitet, finden am Ende auch Erwähnung in der Geschichte, aber es hilft dir deine eigene Figur besser zu verstehen, was wiederum dabei hilft sie authentischer darzustellen. Zudem läuft man nicht so schnell Gefahr seine Figuren charakterlos wirken zu lassen, weil sie sich nur drehen wie Fähnchen im Wind. Heißt: Sie verhalten sich immer so wie der Autor es gerade "braucht", haben dafür dann allerdings keine richtige Persönlichkeit.

Der Sinn eines Steckbriefes ist allerdings nicht einfach wahllos irgendwelche Eigenschaften aneinanderzureihen, die man passend findet. Am Ende sollte man bestmöglich alles miteinander logisch verknüpfen können. Natürlich braucht nicht wirklich alles einen Grund. Wenn deine Figur kein Fleisch isst, mag sie es vielleicht einfach nur nicht. Aber wenn sie beispielsweise immer alle auf Abstand hält und lieber einen auf Einzelgänger macht, wäre es schon gut zu wissen warum das so ist. Wenn sie Narben hat, wäre es gut zu wissen wie diese entstanden sind, usw.

Für mich persönlich ist der wichtigste Teil am Schluss eigentlich immer die Vergangenheit. Deshalb formuliere ich diese auch komplett aus, statt sie nur stichpunktartig festzuhalten. Diese kann, je nach Figur, auch mal mehrere Seiten umfassen, aber das hilft mir unglaublich dabei zu verstehen wie und warum meine Figur zu Beginn ist, bzw. warum sie so geworden ist und außerdem kommen so plötzlich Details dazu, die mir vorher gar nicht in den Sinn gekommen wären. Zudem hilft es mir auch herauszufinden, was nicht funktioniert wie ursprünglich gedacht. Es ist also quasi ein erster Test, ob sich die Figur rund anfühlt oder ob Manches nochmal überarbeitet/überdacht werden muss.

Ansonsten, aber das wurde hier ja schon mehrfach erwähnt, solltest du schauen was deine Geschichte konkret braucht um zu funktionieren. Muss die Figur mutig sein oder gewisse Wertvorstellungen vertreten? Was genau möchtest du erzählen? Diese Frage ist sozusagen dein Ausgangspunkt, wenn du noch gar nichts weißt. Von dort an hangelst du dich langsam von einem Punkt zum nächsten, Puzzleteil für Puzzleteil, bis das Puzzle fertig ist.

Ansonsten gibt es das klassische Interview zwischen Autor(in) und Figur, aber das liegt nicht unbedingt Jedem.
Du könntest auch, quasi zum warm werden, ein, zwei kurze Szenen mit der Figur schreiben um zu schauen, ob du das Ausgedachte auch umsetzen kannst und um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, wenn dir das hilft. Probieren geht über studieren. Es muss ja nicht gleich ein ganzes Kapitel sein.

Liebe Grüße

Wenn ich einen Charakter plane, dann benutze ich verschiedene Methoden. Wichtig ist vor allem, dass dein Charakter tiefgründig ist. Daher solltest du dir relativ früh Gedanken darüber machen was er bewusst will und was er unbewusst braucht, um sich weiterzuentwickeln.

Beispielsweise der Charakter Billie aus dem Film "Shazam!", will (bewusst) seine Mutter finden, doch was er (unbewusst) braucht ist eine Familie.

Die zweite Methode ist deinen Charakter dreidimensional zu machen. Die drei Dimensionen sind die folgenden:

Physische Dimension:

Hier geht es um körperliche Merkmale. Ist dein Charakter groß oder klein? Stark oder schwach? Hat er eine Piepsstimme oder eine rauchige tiefe Stimme, wie James Brown? Aber auch Dinge wie Narben, Tattoos und dergleichen sind wichtig.

Soziologische Dimension:

In welcher Umgebung ist dein Charakter aufgewachsen? Hatte er eine liebende Familie oder gewalttätige Eltern? Ist er als Einzelkind aufgewachsen oder mit einem dutzend Geschwister? Ist er in einem hyperfuturistischen Land aufgewachsen oder in der dritten Welt?

Psychologische Dimension:

Die beiden oben genannten Dimensionen wirken sich auf die Psyche des Charakters aus. Wie denkt er von sich? Findet er sich schön oder hässlich? Kommt es daher, dass ihm seine Mutter das immer gesagt hat oder durch seine beste Freundin?

Betrachten wir wieder Billie:

Billie ist ein Jugendlicher, er hat kurze schwarze Haare, trägt immer eine Mütze, Fahrradhandschuhe und hat immer einen Rucksack bei sich. Er ist weder besonders stark, noch schwach und kann recht schnell rennen.

Er ist in Heimen aufgewachsen. Immer wenn er in eine Pflegefamilie kam, ist er abgehauen, weil er wusste: Er hat eine Mutter und sie ist irgendwo da draußen.

Deshalb hat er seine Pflegefamilien nie akzeptiert und tut es weiterhin nicht.

Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht.

Meine dritte Methode ist das Interview. Man begibt sich auf eine Metaeben und tut so, als würde man seinen Hauptcharakter interviewen. Diese Methode kann helfen Lücken in der Geschichte zu erkennen und die Motivation seiner Charaktere zu verstehen, warum sie auf gewisse Weise handeln. Diese Methode nutze ich vor allem dann, wenn ich in meiner Geschichte festhänge oder nicht begreife, was passiert.

Viel Spaß und Erfolg bei der Entwicklung deiner Charaktere.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich schreibe seit mehr als 20 Jahren.

Meistens beginne ich mit tatsächlich dem Äußeren und plane das Aussehen der Figur und arbeite mich dann nach innen vor.

Ein Tipp, den Schauspieler manchmal benutzen ist, einen Text über die Figur zu schreiben, die sie spielen. Du könntest beispielsweise einen Steckbrief anfertigen.