Wie erklärt man aus christlicher Sicht Alzheimer/Demenz?
Eine betroffene Person verliert sich selbst zunehmend im Krankheitsverlauf, bis vor dem Versterben kaum etwas von dieser Person übrig bleibt.
Laut dem Christentum bestehet ein Mensch nicht nur aus dem Körper, sondern auch Geist/Seele sollen ihm inne wohnen.
Doch was genau stellen diese beiden Dinge dar, wenn der Abbau der Hirnsubstanz veranschaulicht, wie die Person als ganzes, das Gehirn, im Endeffekt zerstört wird und nichts mehr übrig bleibt?
10 Antworten
Der Mensch ist das Bild Gottes.
Die Idee eines bestimmten Menschen bleibt in Gott bestehen.
Als Baby bin ich noch nicht reif.
Als alter Mensch nimmt vieles, was ich gelernt habe, wieder ab.
Als Dementer hat man auf sein Gedächtnis keinen Zugriff mehr.
Und die Kommunikationsfähigkeit zu anderen ist eingeschränkt.
Auch im Schlaf haben wir zu vielen Gehirnbereichen von uns keine Verbindung.
Ebenso haben wir im Wachsein zu anderen Gehirnbereichen (Unbewusstes) keinen Zugang.
Man muss unterscheiden:
- das materielle Gehirn
- die Inhalte
- der Zugriff
- die Kommunikation
Dass das materielle Gehirn sich erst entwickelt und später abbaut oder ganz zerfallen kann, lehrt uns die Medizin.
Wo die Inhalte gespeichert sind, ob im Gehirn selbst oder oder das Gehirn nur ein Mittler ist, haben wir noch nicht herausgefunden.
Das Gehirn ermöglicht einen Zugriff auf die Inhalte - oder eben nicht, wenn es nicht funktionsfähig ist.
Unsere Ausdrucksmöglichkeiten (mit Sprache, mit Mimik, mit Gestik, ...) ermöglicht es, zu beweisen, dass jemand Zugriff auf seine geistigen Inhalte hat.
Also kennen wir 3 der 4 Fakten:
- wie weit das Gehirn existiert
- dass man mittels des Gehirns selber Zugriff hat
- dass die Inhalte kommunizierbar sind
Wo aber die Person, die Persönlichkeit, die Erinnerungen ... letztlich sind,
- ob Geistiges in der Materie ist
- ob Geistiges durch die Materie ist
- ob die Materie durch das Geistige ist
da gibt es religiös und philosophisch verschiedene Ansätze.
Der christliche Ansatz ist, dass zuerst der Geist war und danach die Materie. Also ist beim Menschen auch zuerst das Geistige da. Und was anschließend auf der materiellen Ebene wahrnehmbar ist, ist nur ein Teil der Wirklichkeit.
Das bedeutet, dass die durch Demenz zerstörte Person auf einer anderen Ebene als wir sie wahrnehmen, trotzdem noch GANZ und HEIL ist. Und das gibt den Christen Hoffnung, dass jeder einzelne Mensch von Gott bewahrt wird so wie Gott ihn gemeint hat.
Psalm 139, 16 Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war. 17 Aber wie schwer sind für mich, Gott, deine Gedanken! Wie ist ihre Summe so groß! 18 Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der Sand: Wenn ich aufwache, bin ich noch immer bei dir.
Ob es eine spezielle christliche Sichtweise auf Alzheimer bzw. auf die Demenz gibt, entzieht sich meiner Kenntnis.
Ich habe mal gehört, dass Demenz bedeutet, der Mensch ist der irdischen Welt schon weit entrückt und hat Kontakt zur geistigen Welt. Er sieht verstorbene Angehörige und kommuniziert mit ihnen. Manchmal erscheinen sie ihm sogar. Andere Menschen können die Verstorbenen nicht wahrnehmen und haben deshalb den Eindruck, der Demente sei nicht mehr Herr seiner Sinne.
Demenz wäre demnach keine Krankheit, sondern ein Zustand. Dafür spricht auch die «Termínale Gleistesklarheit», die bei vielen Menschen unmittelbar vor dem Sterben auftritt. Sie können monatelang nicht ansprechbar gewesen sein und apathisch dagelegen haben, aber unmittelbar bevor sie gehen, richten sie sich auf und sprechen mit den anwesenden Personen, auf die sie vorher nicht reagiert haben.
Wie das mit Alzheimer ist, weiß ich nicht.
Gruß Matti
Das von der Person nichts mehr übrigbleibt halte ich für ein Märchen.
Was ein Demenzkranker erlebt weiß nur der Demenzkranke selbst.
Ein ähnliches Dilemma ergibt sich ja auch beim Hirntod in Bezug auf Organspenden... Nur weil ein paar "Wissenschaftler" meinen, da sei nichts mehr übrig muss das noch lange nicht stimmen.
Im Übrigen bekommt ein Mensch nicht irgendeine Seele, sondern ist eine solche. Also komplett bestehend aus Körper und Geist...
Das was ein Mensch zu Beginn seiner Existenz bekommt ist der göttliche Hauch des Lebens. Lies dazu mal genau, wie Adam erschaffen wurde... Da steht nicht, er bekam ne Seele... Er wurde eine lebendige Seele.
Solange also irgendwas im Körper noch lebt ist der Mensch nicht tot.
Aber das interessiert gottlose Menschen halt nicht wirklich wenn sie ihre unheiligen Ziele erreichen wollen.
Ganz allgemein gehalten kann man sagen: aus christlicher Sicht sind Krankheiten dieser Art nichts weiter als eine Folge des Sündenfalls, durch den Unvollkommenheit in die Schöpfung gebracht wurde.
Wir kommen als unfertige Wesen auf die Welt und verlassen sie so auch wieder.
warehouse14
Das von der Person nichts mehr übrigbleibt halte ich für ein Märchen.
Das musste ich leider bei meinem Vater anders erfahren. Der war viele Monate vor seinem Tod nicht mehr die Person, die er früher war.
Ich weiß, was du meinst. Die Persönlichkeit zersetzt sich bei Demenz.
Ich gehe sogar noch weiter. Als Kind hast du noch gar nicht den Charakter, den du später hast.
Überhaupt, je älter man wird, desto mehr entfernt man sich von der Person, die man früher war. Man verändert sich so, dass man sich selbst in der Erinnerung fremd vorkommt.
Unsere Persönlichkeit ist durch unser biologisches Wachsen und Vergehen sowie unsere Erfahrungen ständig im Fluss. Und wir vergessen ständig, unsere Erinnerungen verfälschen sich. Wir sind eigentlich nie dieselbe Person, es gibt nichts beständiges daran.
Und welche Individualität soll das dann sein, die im Himmel wiederhergestellt würde?
Ich finde, du hast Recht mit dem Gedanken, dass man bei Demenzkranken erlebt, dass die Idee einer unsterblichen Individualität falsch ist.
Christen nennen das "Krankheit" und wir erklären das mit der Schulmedizin.
Der Buddha erklärt das gut. Es gibt kein Ich. Du hast jeden Moment einen neuen Menschen. Es gibt keinen festen Kern, der ein Ich oder eine Seele sein könnte.
Das Ganze findest du unter dem Begriff Anatta: anatta - Suchen (bing.com)
Eine gute Übung, oder etwas wo ich in Berührung damit kam, war eine Dokumentation über den freien Willen - da wurde gesagt, dass unser Gehirn angeblich schon einige Momente vor uns die Entscheidung trifft.
Die Aussage zeigt, dass wir nicht unser Hirn sind. Wenn das meine Hände sind, meine Füße, mein Körper, mein Herz, mein Gehirn, mein Verstand, "meine Seele" - wo ist der, dem das gehört?
Es gehört ja offensichtlich jemanden. Wo ist der, der sich bei der Demenz auflöst? Wo ist dieses Ich?
Auf das mit den Christen brauch ich jetzt nicht eingehen, oder?