Wie bekomme ich wieder einen vernünftigen Draht zu meiner 19 jährigen Tochter

12 Antworten

Das lässt sich so einfach und schnell nicht klären. Und vor allem nicht auf die Entfernung.

Es gibt eine Theorie, nach der in Systemen alles ausgeglichen wird, so auch im Familiensystem. Du kannst es dir wie ein Mobile vorstellen. Wenn auf einer Seite etwas runter geht, geht wo anders etwas hoch.

Kinder übernehmen dann manchmal unbewusst Rollen von Leuten, die ausgeschlossen sind. Falls deine Tochter keinen oder nur wenig Kontakt zu ihrem Vater hat, könnte da ein Schlüssel liegen. Seid ihr "gut" auseinander gegangen? Also habt ihr die Aggressionen und die Trauer und all diese Dinge wirklich durchlebt zusammen und einen Weg gefunden, dennoch gute Eltern für Eure Kinder zu sein? Falls nicht, könnte es sein, dass deine Tochter unbewusst einerseits diese Gefühle für Euch lebt (leben muss) und sie so wieder "ins System" bringt.

Was du tun kannst? Du kannst mit deinem ehemaligen Partner sprechen. Dafür sorgen, dass die beiden (und deine anderen Töchter) guten Kontakt haben und ihnen klar machen, dass die schlechten Gefühle, die du vielleicht gegenüber hast oder hattest, nichts mit ihnen zu tun haben. Das geht nicht, in dem du ihnen das einfach so sagst. Sie müssen es spüren: Dass du ihnen den Kontakt zum Vater ermöglichst, so gut es eben geht. Dass du dich mit ihm aussöhnst.

Deine Tochter ist ja nun schon "erwachsen", also muss für sich selbst heraus finden, wie und ob und welchen Kontakt sie zu dir nun will. Die SMS zeigt, dass sie zumindest durch den Willen, dich zu verletzen, stark mit dir verbunden ist. Sie ist aber in einem Alter, in dem eine gesunde Ablösung "eigentlich" an der Zeit ist.

Wie gesagt, das ist eine Theorie. Das muss für dich/euch nicht stimmen. Das kannst du einfach heraus finden. Wenn die Dinge, die ich geschrieben habe, für dich nur merkwürdig und nicht stimmig sind, ist es so. Wenn du dabei wütend, traurig oder sonst wie emotional reagierst, könnte es sein, dass da für Euch was dran ist.

Konkret im Umgang mit ihr kannst du ihr nur anbieten, jetzt auch für sie da zu sein, aber ihr gleichzeitig sagen, warum du als Person es im Moment nicht aushältst, mit ihr eine Wohnung zu teilen. Und Geduld haben.


Ria1944 
Beitragsersteller
 24.09.2013, 01:07

Genau das habe ich schon vor Monaten getan sie möchte auch gar keinen Kontakt zu ihm Darüber habe ich oft und ausführlich mit ihr gesprochen sie erzählt mir so von ihren Problemen nur über ihre Aggressionen mir gegenüber ist nicht an sie heran zu kommen

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scben  24.09.2013, 01:15
@Ria1944

Lass ihr Zeit. Vielleicht auch Jahre. Bis dahin "ganz einfach" - Sie darf nicht bei dir wohnen, außer unter Bedingungen, die DU festlegst. Und zwar genau so, wie es deine Grenzen sind und die Verantwortung für deine anderen Töchter. Geld bekommt sie natürlich keines bzw. eben so viel, wie sie für ihr Studium/Ausbildung eben braucht.

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Ist dir in den Jahren nicht ein einziges Mal in den Sinn gekommen, dass sie eher

  • Verständnis deinerseits
  • klares Erkennen deiner Grenze
  • Kompromissbereitschaft aus deiner Ecke
  • professionelle Hilfe (KJP mit Fachrichtung AD(H)S - um selbiges zu diagnostizieren oder auszuschließen)
  • die Erfüllung ihrer Bedürfnisse (die was anderes sind als die Erfüllung materieller Wünsche)
  • statt Machtkämpfe Respekt von dir und anderen Beteiligten

benötigt hätte, als eine Mutter, die Jahre lang versuchte, im erzieherischen Sinne eine "gute" Mutter zu sein, anstatt an der Beziehung zu arbeiten.

Ich habe schon viel früher bei meiner 14jährigen überlegt, warum ich mit den "üblichen" Methoden nicht weiter komme. Da war das Kind noch nicht einmal 2 Jahre alt.

Du bist geschieden: seit wann und hat(te) deine Tochter in all der Zeit Kontakt zu ihrem Vater? Du willst mit ihr über die Probleme reden? Wenn du sie wie Vorwürfe "hast du schon wieder" bzw. "immer machst du" los lässt, wundert es mich nicht, dass sie da auf taub schaltet.

Ich empfehle dir dringend, an deiner EIGENEN Einstellung zu ihr und zu gewissen Dingen zu arbeiten, sonst dürfte ewige Eiszeit herrschen.

Du musst jetzt nicht zu Kreuze kriechen - aber Ich-Sätze, eigene Grenzen formulieren und Wünsche äußern, wären ja schon mal ein Anfang.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Hobbylektorin - "unerzogen" ist eine Lebenseinstellung

blondie1705: Die Frage ist doch nicht, was "Mama" hätte tun oder lassen können! Sondern es klärt sich auf, dass ein Bruch im frühkindlichen Alter entstanden ist, den man nicht einfach mit Strenge gegen die Tochter oder mit Vorwürfen gegen die Mutter abwickeln kann.

Ria1944:

Habt ihr JEMALS wirklich über Eure Gefühle gesprochen? Ich meine nicht Emotionen, also Gefühle der 2. Ebene. Enttäuschung, Wut, Verachtung… Deine Tochter lebt das aus. Aber indem sie Dir nicht nur Wörter "unter der Gürtellinie" an den Kopf würfe, sondern Du Dich für Details dieser Emotionen interessierst, könntest Du zu ihren Gefühlen der 1. Ebene vordringen. Über diese Brücke könnte sich ein Weg zurück zu Deiner Tochter eröffnen.

In der Tiefe liegen brutale Ängste verborgen, die ein Kleinkind nicht bewältigen, sondern nur durchleiden kann, weil es selbst aktiv auf Leben keinen Einfluss nehmen kann. Also kann das Kleinkind die Angst am Ende nur in bloßer Resignation ersticken. DAS ist im Groben die Grundlage Eurer Kind-Mutter-Beziehung.

Ja, Du wirst Dich auch auf die Suche nach eigenen Fehlern begeben müssen. Was ist falsch gelaufen in all der Zeit? Bist Du in Wahrheit gar nicht auf sie, sondern nur auf die bloße Existenz Deiner Tocher eingegangen? Bist Du wirklich immer für Sie da gewesen? Ein Kind braucht nicht nur Nahrung und Kleidung, sondern aufrichtige körperliche und seelische Nähe. Und ein Kind braucht nicht nur den Nothelfer, wenn etwas schief gegangen ist. Sondern ein Kind braucht die unanzweifelbare Verlässlichkeit der Mutter. Warst Du die verlässliche Mutter auch psychisch? Oder nur die Versorgerin?

Siehst Du die Zäsur im Alter von 8 Jahren nur deshalb, weil in diesem Alter die Brocken im Wortsinne zu fliegen begannen? Wie warst Du vorher mit Deiner Tochter umgegangen? Hat Dein vorheriges Verhalten z. B. dazu geführt, dass Deine Tochter die Trennung von Deinem Mann (und IHREM Papa!) auf sich bezogen hat? (Kinder tun das häufig und gar überwiegend.) Die Frage hier geht also nicht dahin, was zwischen Dir und Deinem Ex falsch gelaufen ist, sondern was zwischen Dir und Deiner Tochter falsch gelaufen ist. Und zwar nicht ab Geburt, sondern ab Deiner Rückkehr oder ab der Rückkehr Deiner Tochter in das Familienleben! (Selbst, falls Du daheim gewesen wärest oder selbst wenn Deine Tochter von Deinen Eltern daheim – also "in" der Familie – bekümmert worden wäre: Irgendwo ist der Punkt der "Rückkehr" in ein normales Familienleben!)

Ich bezweifele, dass Deine Tochter Dir mit besagter SMS wehtun will. Vielmehr will sie aufrütteln. Sie möchte sehen, wie Du reagierst, wenn sie aus der Spur des bereits bekannten Lebens gerät. Sie kann selbst nicht mehr und (!) noch nicht artikulieren, nach was sie wirklich sucht: Sie verharrt in den Verdrängungsmechanismen, die das Kleinkind in seiner Verzweiflung gewählt hat!

Selbstverständlich ist es inakzeptabel, wie Deine Tochter mit Dir und mit ihren Geschwistern umgeht. Dennoch kannst Du einen Weg zu ihr NICHT finden, wenn Du einen Forderungskatalog auf die Schwelle legst. Sondern der Weg zu ihr führt ALLEIN über ihre Gefühle. Dieser Weg tut weh, denn (wie bereits angerissen) Du musst auch bei Dir selbst auf die Suche gehen nach eigenen Fehlern. – Das Kind kommt vorbehaltlos auf die Welt und will nur: Bedürfnisbefriedigung. Ein Kleinkind ist zu 100 % davon abhängig, dass die Umwelt seine Signale versteht! Findet das nicht statt, so ist DAS LEBEN des Kindes URSÄCHLICH bedroht! Die ersten Schritte einer Sozialisation bestehen darin, dass das Kind auf seine Umwelt REAGIERT. Es AGIERT nicht!

Genau an diesem Punkt musst Du JETZT anknüpfen und ihr zeigen, dass Du an nichts interessiert bist als an ihrer inneren Befindlichkeit, an den Wunden ihrer Seele!

Die Geschwister betreffend: Deine älteste Tochter hat das Gefühl, schlechter und weniger wert zu sein. Selbst falls Du rein äußerlich ALLES für Deine Tochter getan hast: Was hat dazu geführt, dass Deine Tochter sich weniger wert fühlt als die anderen Deiner Kinder? Allein das Trauma, der Mutter, dem einzig vertauten Körper, Geruch, dem Klang, der einzig vertrauten Fürsorge – und somit bis zur Geburt als einzig gültige Außenwelt (!) – entrissen worden zu sein, wird diese Reaktionen nicht bedingen. Sondern erst das Leben danach vertieft ein solches Trauma. Die spätere Aggressivität wiederum ist nur scheinbar egoistisch, tatsächlich aber ein sehr grundlegender Überlebenskampf!

Ich hoffe, ich habe Dir ein wenig Einblick in die Grundproblematik gewährt. Als Tipp könnte ich Dir nur auf den Weg geben, auf eine SMS hin, egal was Deine Tochter schreibt (und wenn es unter der Gürtellinie ist), Du nicht darauf eingehst, sondern z. B. schreibst: "Wie fühlst Du Dich?" (Also nicht: "Wie geht es Dir?" – das ist eine Floskel, die an der Oberfläche stattfindet.) Wahrscheinlich nicht gleich, aber irgendwann wird sie ahnen, dass Du nicht nach ihrer körperlichen und materiellen Existenz fragst, sondern nach ihrer inneren Befindlichkeit!

Wenn Du Deiner Tochter immer wieder nachgibst, wird Dein Verhältnis zu ihr nie anders werden. Sie kann ja auch bisher immer kommen und gehen, wie sie will, Du lässt sie ja, ja Du bedienst sie sogar noch, obwohl sie einfach nichts tut.

Da Du bereits mit 8 Jahren die ersten Probleme mit ihr hattest, hast Du ihr wohl damals schon ihren Willen immer gegeben, egal, was sie wollte. Und egal, was sie gemacht hat, Du bist immer hinter ihr gestanden.

Daraus kann ja nur ein egoistisches Wesen entstehen.


Ria1944 
Beitragsersteller
 24.09.2013, 00:55

Sie wurde von ihren Großeltern verwöhnt meine Tochter war ein acht Monatskind und hat auch eine Stoffwechselkrankheit und ich war nach der Geburt lange Zeit schwer krank also hatten sich die Großeltern mit um meine Tochter gekümmert

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blondie1705  24.09.2013, 01:25
@Ria1944

Ein Achtmonatskind muss nicht zwangsläufig verwöhnt werden. Natürlich ist es nie gut, wenn schon ein Baby krank ist, jedoch sollte man auch da so normal wie möglich mit diesem Kind umgehen. Klar sind die Großeltern mit der Kleinen anders umgegangen, als Du selbst es getan hättest. Allerdings warst Du ja wohl nicht 8 Jahre lang außer Gefecht. Zudem hättest Du da immer noch eingreifen können.

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Zeig ihr ganz klare Grenzen auf und bestimme Regeln, an die sie sich halten muss, wenn sie in deiner Wohnung sein will. Klappt das nicht, setzt du sie sofort und ohne Diskussion vor die Tür.

Mach ihr klar, dass du gerne Zeit mit ihr verbringst, wenn sie sich anständig aufführt und dass sie alt genug ist um von ihr den Respekt erwarten zu können, den du ihr auch entgegenbringst.

Wenn sie das kapiert hat, kannst du wieder anfangen eine normale Beziehung zu ihr aufzubauen. Momentan sieht sie dich als emotional erpressbare Leibeigene, die sie unbegrenzt ausnutzen kann.