Wie anfangen? Promotion

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Hallo Fiona,

Eine Promotion sollte auf jeden Fall gut überlegt sein. Die meisten Dissertationen sind je nach Finanzierung und Art der Promotion mit verschiedene Hürden verbunden. Angefangen mit wenig Anerkennung im Alltag, oftmals sozialer Isolation, oft recht harten Arbeitszeiten (gerade, wenn man eine Stelle an einem Lehrstuhl hat), finanziellen Schwierigkeiten, evtl. Forschungsgenehmigungen, Probleme beim Zugang zu Material etc. etc. Wer mit zu vielen Zweifeln ob die Promotion das Richtige ist an die Sache heran geht, läuft schnell Gefahr irgendwann aufzugeben. Wobei dieser Gedanke den wenigsten Doktoranden leider fremd sein dürfte. Es wird nur nicht all zu oft ausgesprochen.

Ich hoffe das klang nicht allzu demotivierend. Es gibt auch genug schöne Seiten. Allen voran, dass man die Freiheit hat sich mit einem Thema zu beschäftigen, dass einen wirklich interessiert und man oftmals nicht in einen 0815 Büroalltag eingebunden ist. Wer die Uni und das wissenschaftliche Arbeiten liebt, der kann als Doktorand auch eine der schönsten Zeiten seines Lebens haben.

"Wie" man letztendlcih Promoviert, dafür gibt es unterschiedliche Wege. Unerlässlich ist, dass man einen Doktorvater hat, der das Thema betreut und in die Doktorandenliste der entsprechenden Fakultät aufgenommen wird.

Man kann dann (in Absprache mit dem Prof.) extern promovieren. Dies ist unter Umständen auch neben einem regulären Beruf möglich. Viele Promotionen in Teilzeit werden allerdings irgendwann abgebrochen. Zum einen weil sie sich erheblich länger hinziehen (nicht selten bis zu 7 jahren), zum anderen weil der Kontakt zur Wissenschaftswelt fehlt. Gerade in technischen/ naturwissenschaftlichen Bereichen werden Promotionen auch von teilweise von Unternehmen gefördert. In den Sozial- und Geisteswissenschaften, gibt es diese Möglichkeit aber kaum.

Eine weitere Möglichkeit ist es als Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei einem Lehrstuhl angestellt zu sein. Hierfür gibt es spezifische Ausschreibungen auf den Seiten der Lehrstühle. Man ist bei dieser Variante in die allgemeinen Forschungs- und Lehraktivitäten der jeweiligen Fakultät eingebunden.

Mitlerweile gibt es auch in Deutschland immer mehr strukturierte Promotionsprogramme. Die regelstudienzeit beträgt hier meist 6 Semester. Liegt aber in der Natur der sache, dass es oft länger geht. Wer innerhalb eines DFG Graduiertenkollegs promoviert, hat automatisch auch schon eine Finanzierung. Die laufenden von der DFG finanzierten Promotionskollegs findest du auf der Seite der DFG.

Promovierende in anderen Promotionsstudiengängen finanzieren sich zu einem großen Teil durch Stipendien. z.B. durch politische Stiftungen. Vorsicht bei Mehrfachbewerbungen!!! Die Stiftungen tauschen sich durchaus untereinander aus. In strukturierten Promotionsstudiengängen promoviert man nicht alleine vor sich hin sondern hat meist auch noch Seminare, Workshops etc. Der Kontakt zu den Professoren und anderen Doktoranden ist sehr viel enger als bei einer externen Promotion.

Welche Variante man bevorzugt, ist individuell sehr verschieden. In den einzelnen Fachbereichen sind die verschiedenen Varianten auch unterschiedlich stark vertreten und es kommt allgemein auf die jeweiligen Unis/ Fakultäten an, welche Varianten einem offen stehen.

Je nachdem kann man (muss man aber nicht) während seiner Promotion auch als Student eingeschrieben sein. Wichtig ist aber vor allem auf der Doktorandenliste zu stehen.

Auf http://doktorandenforum.de/ findest du viele nützliche Hinweise rund um die Promotione. Angefangen mit der Frage wie man einen Doktorvater findest, bis zum Verlegen der fertigen Arbeit.

Soo... wenn du Fragen hast, gern!

Lg Susan


Fiona1987 
Beitragsersteller
 15.08.2013, 07:46

Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

Auch an dich die Frage: Wie hast du deinen Doktorvater gefunden? Die DFG Variante finde ich sehr interessant. Werde ich genauer recherchieren.

Mir ist nicht ganz klar, wenn man in einem dieser Promotionsstudiengänge promoviert, sucht man sich dann an der Uni vorher selbst einen Betreuer oder ist das dann einfach wie ein Studium für das man sich bewirbt?

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susicute  15.08.2013, 20:27
@Fiona1987

In meinem Fall habe ich mich mit Exposé etc. für einen strukturierten internationalen Promotionsstudiengang beworben. Die Unterlagen wurden von dem Studienkoordinator an einen der Profs weiter geleitet und bei dem hatte ich dann mein Bewerbungsgespäch. Naja mehrere weil wir das Thema verhandelt haben. Letztendlcih haben wir das Thema geändert. Wundere dich nicht, wenn du trotz eigener Idee am Ende zu etwa anderem schreibst. Das Exposé bei der Bewerbung ist aber dennoch wichtig weil es deinem Zukünftigen DV zeigt wie du schreibst und ob du eine Diss planen kannst.

Ob man sich selbst um einen DV kümmern muss oder ob man sich allg. für den Studiengang bewirbt variiiert. Ich hätte auch selbst im Vorfeld jemanden anschreiben können. Ruf im Zweifelsfall einfach bei dem Studienverantwortlichen an und frag nach.

Und hab keine Scheu dein Exposé ect. an irgendwelche Profs zu schicken bei denen du gerne promovieren willst. Ich war auch aufgeregt vor unserem ersten Zusammentreffen. Aber es war dann halb so schlimm ;)

Die DFG Variante ist natürlich sehr schön. Promovieren ohne Geldsorgen ist durchaus was schönes. Man ist dort aber auch einem stärkeren Druck ausgesetzt regelmäßig zu liefern. Ich persönlich bin sehr zufrieden mit meiener Stipendienvariante, obwohl die Zeit bis ich das Stipendium hatte extrem nervenaufreibend war.

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Fiona1987 
Beitragsersteller
 15.08.2013, 20:34
@susicute

Vielen Dank für die ganzen Infos. Eine letzte Frage noch. Kann man sich bei den Stiftungen schon vorher oder ganz am Anfang bewerben und wie lange dauert es bis man weiß ob man ein Stipendium bekommt. Oder anderes wie lange muss man evtl ohne Stipendium überbrücken?

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susicute  15.08.2013, 21:55
@Fiona1987

Tja, das mit den Stiftungen ist so eine Sache. Ich habe mich das erste JAhr anderweitig finanzieren müssen. Mit der Unsicherheit ob es überhaupt mit nem Stipendium klappt, war das keine ganz so schöne Zeit.

Bei mir hat es ba der Bewerbung bis zur Zusage (Böll Stiftung) dann 5 Monate gedauert. Die Absage der FES hatte ich nach vier Wochen und eine Freundin, die jetzt in der letzten Runde bei der FES ist hat sich im letzten Oktober beworben. Ein JAhr einzuplanen ist durchaus realistisch.

Man kann sich zwar schon bewerben sobald man seine Zusage zur Promotion hat, aber damit fährt man ein Risiko. Denn die Stiftungen wollen durchaus schon soetwas wie einen Arbeitsfortschritt sehen um beurteilen zu können ob man es wohl schafft die Diss durchzuziehen oder nicht. Auf der anderen Seite sinken deine Chancen wieder, wenn du dich erst im zweiten Jahr der Diss bewirbst. Da muss man etwas anwäen wann der richtige Zeitpunkt ist.

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Hm. Ich glaube dass kann man von drei Seiten angehen.

A. Du findest ein Thema das Du wirklich spannend findest. Dann suchst Du Dir den Prof dazu. Und die Finanzierung, etc.

B. Du hast Glück, Geist & Geschick und einer Deiner gegenwärtigen Profs macht Dir einen Vorschlag. Kann durchaus auch spannend sein, ein Thema an welches Du nicht gedacht hast, eine neue Aufgabe, und wahrscheinlich auch finanziert. Aber Du möchtest ja die Uni wechseln.

C. Du hast genügend Eigenmittel um das zu finanzieren. Dann kannst Du versuchen eine externe Promotion zu machen. Den Prof findest Du, der da mit macht.

Bedenke in jedem Fall: Eine Diss, wenn man sie ernsthaft angeht, nicht wie Guttenberg & Co., ist viel mehr als einen Titel erwerben. Es ist ein Prozess in dem man ein Thema wirklich erschöpfend durchdringt, 'Erkenntnis' gewinnt, und nebenbei auch noch lernt wie ein solcher Lernprozess abläuft. Für mich war der Erkenntnisprozess "Wie begreife ich etwas, wie versteh ich wirklich was da los ist" letztendlich wichtiger als die zwei Buchstaben und der Punkt.

Auch wenn es mir jetzt manchmal hilft schneller einen Arzttermin zu bekommen ;-)

P.S.: Zahnarzt: "Und von welcher Fachrichtung sind sie?" Ich: "Geld. Ich bin Ökonom". Zahnarzt: "Ach sooo...."


Fiona1987 
Beitragsersteller
 15.08.2013, 07:42

Naja, angesichts der Tatsache, dass ein Dr. kein Titel sondern ein akademischer Grad ist, laufe ich wohl nicht Gefahr die guttenbergsche Variante zu wählen ;) Und was wissenschaftliches Arbeiten ist, hab ich bis zum Master dann durchaus gelernt. Sollte man jedenfalls. Aber ja, wenn ich manche Kommilitonen ansehe kommen Zweifel auf.

Da ich nicht an meiner Uni bleiben will, muss ich mir wohl meinen Doktorvater woanders suchen. Extern würde ich nicht promovieren wollen. Da fehlt mir dann denke ich der Kontakt zur Uni und an der möchte ich (momentan jedenfalls) später durchaus gerne bleiben.

Gibt es Dinge, die man bei der Suche nach dem Doktorvater beachten sollte? Wie hast du deinen gefunden wenn ich fragen darf? Ich hab ein wenig Respekt davor jemanden einfach so zu Fragen? Wie macht man das am besten?

Vielen Dank für deine Antwort!

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CholoAleman  15.08.2013, 20:27
@Fiona1987

Hallo Fiona,

Master ist eine Sache, Diss. durchaus eine andere. Aber egal. Wie schon gesagt, wenn Du ein spannendes Thema hast, schauen wer in diesem Bereich arbeitet und dann einfach ansprechen, Mail schreiben, Projekt umreißen. Letztlich sind Profs ja auch daran interessiert engagiert Doktoranden zu haben, die meisten jedenfalls.

Bei mir war es etwas anders, der Doktorvater kam mit einem Forschungsprojekt auf das ich mich bewarb. Was natürlich die vierte Möglichkeit wäre, wüsste aber jetzt auch nicht wo solche Angebote veröffentlicht werden.Auf den Seiten der Unis?

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Fiona1987 
Beitragsersteller
 15.08.2013, 20:31
@CholoAleman

Danke, ich nehme an jeder muss über seinen Schatten springen, wenn er jemanden anspricht. Ich werde dann mal mein Thema konkretisieren und mich auf die Suche begeben. Danke für die Antworten!

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