Weshalb war es lange Zeit nicht erlaubt, die Bibel zu übersetzen?

16 Antworten

Es ging auch darum, eine weltweite Gemeinschaft von Menschen zu schaffen, die alle in derselben Sprache lesen, lernen und diskutieren. Sodass ein Austausch über alle Grenzen hinweg ohne Sprachbarriere möglich ist.

Ein Gedanke war, dass es unauthorisierte = unqualifizierte Übersetzungen nicht geben sollte.


rr1957  14.08.2022, 23:05

es gab auch keine authorisierte Übersetzung ...

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Nordlicht979  15.08.2022, 14:09
@rr1957

In welchem Jahr, meinst Du, gab es keine authorisierte Übersetzung?

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rr1957  15.08.2022, 17:06
@Nordlicht979

ca 1546, als auf den Konzil in Trient erstmals die verbindliche Bibel definiert wurde (nämlich die Vulgata), wurde eine Vorzensur aller Bibelausgaben beschlossen und keine Übersetzung in Volkssprachen wurde authorisiert. Es gab also keine (katholisch kirchlich) authorisierten Übersetzungen in den nachfolgenden Jahren.

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Nordlicht979  16.08.2022, 01:10
@rr1957

es gab bereits ab 1531 die Züricher Bibel. Luthers Bibel stammt aus dem Jahr 1522.

In Deutschland wurde der Buchdruck mit beweglichen Buchstaben erfunden. Damit konnte die Bibel schneller und preiswerter produziert werden. Deutschland entwickelte sich zum „Land der Bücher“ und zum weltweit wichtigsten Land zur Verbreitung des Wortes Gottes (des Evangeliums) in diversen Sprachen. Von hier aus wurden technische Herstellungs-Geräte (Druckerpressen) nach ganz Europa exportiert. Das erste gedruckte Buch der Welt war die Gutenberg-Bibel von 1452-54 mit dem Text der lateinischen Vulgata. Aber der Durst nach dem Verständnis des Wortes Gottes wurde immer größer. Daher entstanden zahlreiche Übersetzungen in die damals aus vielen Dialekten bestehende deutsche Sprache. Als Grundlage diente die Vulgata, da der griechische Grundtext noch nicht oder nur unvollständig zur Verfügung stand.     (English translation at the end of this website)

Es gab bereits vor Martin Luther 18 gedruckte katholische Bibelübersetzungen, die später als sogenannte „vor-lutherische Bibeln“ (oder vor-reformatorische Bibeln) klassifiziert wurden. Sie wurden zwischen 1466 bis 1522 veröffentlicht. Davon waren 14 hochdeutsche und 4 niederdeutsche Ausgaben. Die Mentelin-Bibel 1466 war die erste deutsche Übersetzung in gedruckter Form. Sie war gleichzeitig die erste gedruckte Bibel der Welt, die in einer Landessprache verfasst wurde. Es folgten die Eggestein-Bibel 1470Pflanzmann-Bibel 1475Zainer-Bibel 1475 und 1477Sensenschmidt-Bibel 1476-78Sorg-Bibel 1477 und 1480Kölner Bibeln 1478/79 (jeweils in Niedersächsisch und Niederrheinisch), Koberger-Bibel 1483Grüninger-Bibel 1485Schönsperger-Bibel 1487 und 1490Lübecker-Bibel 1494 (Niedersächsisch), Otmar-Bibel 1507 und 1518 sowie die Halberstädter-Bibel 1522 (Niedersächsisch). Somit kam etwa jedes dritte Jahr eine neue Bibelübersetzung heraus. Das Münchner Digitalisierungszentrum (MDZ) der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB) hat die Mentelin-Bibel und die anderen sehr wertvollen vor-lutherischen Bibeln als Faksimile veröffentlicht, die für private Zwecke kostenlos als PDF heruntergeladen werden dürfen. Die Württembergische Landes-Bibliothek Stuttgart (WLB) ist die einzige Bibliothek der Welt, die alle 18 vor-lutherischen Bibeln ihr in ihrem Bestand hat. Da es zu damaliger Zeit keine verbindliche Rechtschreibung und viele deutsche Dialekte gab, sind die unterschiedlichen Schreibweisen für ein und das selbe Wort z.B. Sabbat (samstag, samsstag, sampstag, sambstag, sambsstag, Sabat, sabat, sabbat, sabbath...) selbst in der gleichen Bibel zu erklären. Mentelin hat den Rüsttag korrekt als "Bereitung" benannt. In anderen Übersetzungen (z.B. Zainer 1477) wird der Rüsttag in Mt 27,62 und Joh 19,14.31.42 entsprechend der Kirchenlehre als Kar-Freitag (carfreitag) bezeichnet, da die Christen nicht wussten, was ein "großer Sabbat" (Fest-Sabbat) ist und ihnen war nicht bekannt, dass es jedes Jahr mehrere Sabbate innerhalb einer Passa-Woche gibt.

Dass die kath. Kirche deutschsprachige Bibeln zuerst tolerierte und dann verbot, ist ein anderes Kapitel.

Ich denke, das Verbot hat nicht nur etwas mit ggf. der Qualität der Übersetzungen zu tun, sondern auch mit Machtanspruch der RKK.

 

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Die "Weltkirche" (Offb.17,1-4) wollte ihre "Schäfchen" damit besser kontrollieren.

Sonst hätten diese gemerkt, (wer kann schon lateinisch),

wie sehr sie "hinters Licht" geführt werden (2.Kor.11,14; Offb.12,9).

Woher ich das weiß:Recherche

Es ist klar, in welche Richtung deine Frage führen soll. Ganz falsch sind deine Gedanken dazu nicht. Es war ideal, den Gläubigen hin und wieder eine falsche Darstellung von dem, was Gott/Jesus wichtig ist, zu präsentieren. Es half vor allem beim Ablasshandel. Wie die weltlichen Herrscher auch, hat die Kirche ihre Machtposition genutzt.

Ein anderes Problem war die Sprache der Bibel. Das war keine "böse" Absicht der Kirche, dass die meisten Leute lateinisch nicht verstanden. Die Bildung von "einfachen" Kindern und Jugendlichen kam damals erst durch die Kirche überhaupt auf.

Luther war nicht der Erste, der Reformen in Gang brachte. Da gab es schon früher Leute wie John Wiclif oder Jan Hus. Fast gleichzeitig mit Luther begannen Huldreich Zwingli und Johannes Calvin.

Luther hat als Erster das Neue Testament in die deutsche Sprache übersetzt. Die erste vollständig in die deutsche Sprache übersetzte Bibel stammt von Zwingli.

Weil die Deutungshoheit nicht dem Pöbel obliegt. Luther hat ja nicht nur an der Übersetzung gearbeitet, er hat ja jegliche Machtansprüche des Papstes und des Klerus angefeindet. Und das ging nur, indem er den Leuten sagte, was wirklich in der Bibel steht.