Wer war der bessere Feldherr, Napoleon oder Caesar?

10 Antworten

Auch wenn viele Napoleon zu den großen Feldherren zählen, bin ich der gegenteiligen Auffassung. Ich halte ihn militärisch für einen Versager.

Eine verlorene Schlacht ist noch kein verlorener Krieg und eine gewonnenen Schlacht ist noch kein gewonnener Krieg.

Napoleon hat zwar diverse Schlachten gewonnen, aber am Ende, wenn es darauf ankam, hat er dann doch alles verloren. Zu nennen wären da der Russlandfeldzug, die Schlacht bei Trafalgar und ganz am Ende Waterloo. Speziell Waterloo ging deshalb für Napoleon verloren, weil er mehrere schwerwiegende Fehler machte, die einem großen Feldherrn nicht passieren dürfen. Er hat sich von den Engländern in eine Falle locken lassen, er hat die äußeren Umstände (Gelände und Wetter) nicht berücksichtigt, er hat den Gegner (Marschgeschwindigkeit der Preußen) unterschätzt und er hat die Aufklärung vernachlässigt (und wusste nicht, wo die Gegner sich befinden).


BeviBaby  05.12.2017, 09:22

Ich stimme dir zwar zu, allerdings würde ich Trafalgar nicht als Versagen Napoleons als militärischer Führer sondern als Herrscher werten. Die französische Flotte war miserabel, Villeneuve naja..., aber Nelson auf der anderen Seite war was Seemanöver anging ein Genie. Gegen Nelson zu verlieren ist, denke ich, keine Schande gewesen, zumal dieser speziell bei Trafalgar eine Taktik angewandt hat die in gängigen Büchern zur Taktik in der Seeschlacht als Himmelfahrtskommando abgetan wurde (Nelson bewies quasi das Gegenteil). Zudem hatte Napoleon Villeneuve schon auswechseln wollen, der hat von Cadiz aus einen Alleingang gemacht und während der Trafalgar so glorreich verlor brachte Austerlitz auf dem Kontinent die Entscheidung (das Napoleon ja auch gewann)

Napoleon hat, kurz gesagt, mal so locker die ersten fünf Koalitionskriege gewonnen und das spriht in meinen Augen nicht für einen militärischen Versager. In Russland hat er die Weite unterschätzt (und da war er ganz sicher nicht der Letzte) und die Briten hatten eben mit ihrer Flotte und ihrem Wellington Glück (der übrigens im gleichen Jahr geboren war wie Napoleon btw.)

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Hamburger02  05.12.2017, 16:42
@BeviBaby

Was Trafalgar betrifft, kann man das durchaus so sehen.

Was Wellington betrifft, würde ich nicht unbedingt von Glück reden.

Das Glück Wellingtons bestand m.E. eben gerade darin, dass Napoleon zu viele Fehler machte und u.a. auf den einfachen Trick Wellingtons, seine Hautpstreitmacht hinter dem Hügel zu verstecken, reingefallen ist. Dazu hatte Napoleon die Auswirkungen des Regens unterschätzt, der die Fläche vor dem Hügel, auf dem sich Wellington postiert hatte, in Schlamm verwandelte. Die Kanonenkugeln prallten nicht vom Boden ab, um dann durch die gegnerischen Reihen zu sausen (Ricoschettschuß) sondern blieben im Schlamm wirkungslos stecken. Und als sich dann die französische Infanterie erst durch den Schlamm und dann den Hügel hochgekämpft hatte, waren sie körperlich schon fast am Ende. Das hätte Napoleon alles berücksichtigen müssen, hat er aber nicht. Dadurch zog sich der Beginn der Schlacht gegen Wellington viel zu lange hin, was den Preußen die nötige Zeit verschaffte, um unter Blücher herbeizueilen und das wars dann.

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nax11  25.11.2017, 09:26

Da stimme ich dir im wesentlichen zu.

Wenn man einen solchen Vergleich ziehen wollte, dann müßte man den nicht zu Cäsar (völlig andere Machtbasis), sondern zu Alexander ziehen, der auch extrem weit um sich "gegriffen" hat - aber im Gegensatz zu Napoleon hat er nun mal gewonnen.

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Hamburger02  25.11.2017, 10:19
@nax11

Das ist dann letztlich eine Frage des Blickwinkels.

In der Tat hat Alexander nicht nur ein Weltreich, die Perser besiegt und erobert, er  musste bis zu seinem Tod auch keine schwerwiegende Niederlage hinnehmen. Allerdings ist sein Weltreich nach seinem Tod auch direkt wieder zerfallen.

Hannibal hat zwar in mehreren Schlachten, speziell bei Cannae gezeigt, dass er ein hervorragender Taktiker war, aber der Vorwurf einer seine Generäle "Einen Sieg verstehst du zu erringen, aber einen Sieg zu nutzen verstehst du nicht" erfolgte nicht zu unrecht. Am Ende wurde Karthago sogar völlig vernichtet.

Die Schlachten von Caesar waren militärisch nun nicht gerade außergewöhnlich, da er eine materiell und organisatorisch weit überlegene Armee zur Verfügung hatte. Allerdings ist es Caesar wie keinem anderen gelungen, seine militärischen Erfolge zu nutzen und das Römische Kaiserreich zu begründen. Dieses Römische Kaiserreich bestand mehrere Jahrhunderte und behielt selbst nach seinem Untergang noch seine Strahlkraft und Vorbildfunktion, teilweise bis heute.

Einen Feldherren darf man bei solchen Vergleichen in meinen Augen allerdings keinesfalls vergessen, Arminius. Ihm ist es gelungen, mit einer weit unterlegenen zusammengewürfelten Truppe bei der genial geführten Schlacht im Teutoburger Wald die weit überlegene Armee einer Weltmacht vernichtend zu schlagen. Dieser Sieg war auch extrem nachhaltig, denn er hatte eine so große Auswirkung, dass die Weltmacht Rom auf jegliche weiteren Eroberungspläne Germaniens verzichtete und den Germanen die Freiheit von Besatzung fast 2000 Jahre lang bis zum Ende des 2. Weltkrieges zu sichern.

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merle5221 
Beitragsersteller
 25.11.2017, 16:38
@Hamburger02

Arminius hat die Römer aber verraten und in die Falle gelockt. Erstens hatte er das Überraschungsmomentum auf seiner Seite. Die Römer waren überhaupt nicht auf ein Schlacht vorbereitet und hatten eine kilometerweite Menschenschlange gebildet, zweitens wurden sie von zwei Seiten angegriffen und drittens konnten sich die Römer nicht formieren, weil Zeit fehlte, die Soldaten zu weit von einander verteilt waren und die Stelle nicht dafür nicht geeignet war. Von einer taktischen Meisterleistung seitens Arminius würde ich daher nicht reden. Aber nachhaltig war die Schlacht auf jeden Fall. 

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nax11  25.11.2017, 17:55
@merle5221

@ Hamburger02, @ merle5221

Daß Alexanders Reich nach seinem Tod zerfallen ist, würde ich so nicht unterschreiben, denn von den 4 Diadochenreichen blieben 3 und das ziemlich lange: das makedonisch beherrschte Griechenland + Kleinasien, Ägypten und die griechische Seleukidendynastie in Persien.

Hannibal ist ein spezieller Fall, denn er hatte nur begrenzte Unterstützung durch Karthago (kein Nachschub/Rückzugsoption auf dem Seeweg).

Cäsar wiederum hat Gallien nicht mit zahlenmäßiger Übermacht erobert, sondern durch diziplinierte Truppen und geschickte Taktik. Seine Siege waren trotzdem nicht großartig, aber das hatte er auch nicht nötig, denn im Gegensatz zu allen anderen hatte er eine Weltmacht hinter sich, die niemals versucht hat sich zu große Brocken einzuverleiben, sondern immer nur "verdauliche Happen". 

Was "unseren ollen Arminius" betrifft, so gehören Hinterhalte, Spionage und Verrat zu den "guten" militärischen Taktiken. Das kann man weder denen vorwerfen, die diese Mittel einsetzen, noch denen, die darauf hereinfallen - sofern sie es nicht wissen konnten. Der römische Feldherr Varus hätte das aber zumindestens als Option berücksichtigen müssen. 

Das Ergebnis war für die Römer trotzdem nicht bedrohlich. Okay, sie haben 2 Legionen verloren (von 20 bis 30), aber daß sie Barbaricum/ Germanien aufgegeben haben liegt zuvorderst daran, daß es dort für sie nur wenig zu holen gab. Tatsächlich haben sie für wenigstens das folgende Jahrhundert diverse (erfolgreiche) Strafexpeditionen durchgeführt, wenn die germanischen Stämme ihnen zu sehr auf die Nerven gingen.

Alexander, Hannibal, Napoleon und auch Hitler brauchten einen vollständigen Sieg, weil jede andere Option den Untergang bedeutete. Rom (zu Cäsars Zeit) hingegen konnte sich Niederlagen leisten.

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merle5221 
Beitragsersteller
 25.11.2017, 18:02
@nax11

Es waren "drei römische Legionen samt Hilfstruppen und Tross (Wiki). Ausrüstung, Waffen, Geld, alles ist ihnen in die Hände gefallen. Das war ein riesiger finanzieller Verlust für Rom.

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nax11  25.11.2017, 20:22
@merle5221

Ich glaube dir, aber bitte nicht vergessen, daß Rom zu der Zeit mehr als 20 Legionen permanent unterhalten hat. Ein Verlust ist das in jedem Fall - so auch einzelne, verlorene Schlachten gegen das Seleukidenreich. 

Aber keiner dieser Verluste war für Rom existenzbedrohend. Ganz im Gegenteil haben die Römer sich teilweise schon nach einigen Umgruppierungen überlegt, ob man den Krieg nicht fortsetzen könne - friedlich waren diese Jungs nie.

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Hamburger02  26.11.2017, 09:07
@merle5221

@merle5221, nax11

Ob man da einfach nur „Verrat“ sehen kann, ist nicht eindeutig. Arminius war Sohn eines germanischen Häuptlings und sein „natürlicher“ Werdegang wäre es daher gewesen, ebenfalls zu einem germanischen Häuptling zu werden. Er wurde aber im zarten Knabenalter als Geisel nach Rom „entführt“ als Preis für einen Frieden zwischen Germanen und Römern. In Rom erhielt er eine gute Ausbildung und muss dort auch als militärischer Führer ziemlich positiv aufgefallen sein, sonst hätte er keine steile Karriere gemacht und wäre nicht als hoher General zum Chef der Hilfstruppen und zum engsten Berater des Feldherrn Varus aufgestiegen. Als er dann nach Germanien zurückkam musste er mit ansehen, dass der ursprüngliche Friedensvertrag durch die Römer nicht eingehalten wurde und sein Volk unter dem römischen Terror und Unterdrückung schwer leiden musste. Da hat er sich seiner Herkunft besonnen und ist in seine ihm ursprünglich zugedachte Rolle zurückgekehrt.

Bei jeder Auseinandersetzung oder Konkurrenzkampf, egal ob im wirtschaftlichen, privaten aber ganz besonders im militiärischen Bereich und fast schon als „Goldene Regel“ für Feldherren gilt, das Gesetz des Handelns in Händen zu behalten. D.h., die Kontrolle darüber zu behalten, wann, wo und wie gekämpft wird. Das hebt Clausewitz hervor und das lernt man an jeder Offiziersschule der Welt.
Wer das Gesetz des Handelns verliert und vom Agieren ins Reagieren gezwungen wird, ist auf der Verliererstraße. Das ist Napoleon bei Waterloo passiert, das ist Hitler bei Stalingrad passiert und das ist Hannibal durch die Hinhaltetaktik des Fabius Maximus passiert.
Caesar und Alexander verstanden es jedoch, stets die Kontrolle über das Geschehen zu behalten.
Gerade in dieser obersten und wichtigsten Disziplin, das Gesetz des Handelns in Händen zu halten, ragt Arminius aus allen Heerführern deutlich hervor. Er alleine bestimmte, wann wo und wie gekämpft wurde. Er war Varus in seinen Planungen immer um mindestens 2 Schritte voraus und er bestimmte das Handeln der römischen Armee und nicht Varus. Ihm gelang es wie keinem anderen Feldherren in der Geschichte, seine Planung und seinen Willen dem Gegner aufzuzwingen. Du zählst ja selber die Einzelheiten im Ergebnis auf. Um dies zu erreichen, spielte Arminius gekonnt auf der gesamten Klaviatur der Kriegsführung, tarnen, täuschen, psychologische Kriegsführung und überraschen. Damit konnte er die militärische Überlegenheit der in offener Feldschlacht unbesiegbaren römischen Armee mehr als kompensieren.

Die 3 vollständig vernichteten Legionen mögen zwar nur 10% der gesamten Römischen Armee ausgemacht haben, aber große Teile waren an ganz anderen und unruhigen Enden des Römischen Reiches, z.B. im Osten eingesetzt und weit weg von Germanien. Im hier fraglichen Gebiet nördlich der Alpen bzw. rechtsrheinisch gab es insgesamt nur 5 Legionen und davon hat Arminius immerhin 3/5 vernichtet. Die beiden verbliebenen Legionen unter Asprenas wurden dann benötigt, um die links- bzw. niederrheinischen Gebiete zu sichern.

Ich würde nun nicht soweit gehen, in der Varusschlacht den Gründungsmythos der Deutschen zu sehen, den erkenne ich eher in der Schlacht auf dem Lechfeld Ottos der Großen gegen die Ungarn. Aber die Auswirkung der Varusschlacht bestand eben darin, dass Germanien fast 2000 Jahre lang nicht mehr besetzt werden konnte, was in der Weltgeschichte schon eher einen Sonderfall darstellt.

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Der eine wurde ermordet und der andere starb in der Verbannung, für mich sind das beides Misserfolge.


merle5221 
Beitragsersteller
 25.11.2017, 05:59

Was hat eine Ermordung mit dem taktischen Geschick auf dem Feld zu tun?

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HooverTPau  25.11.2017, 06:02
@merle5221

Im Prinzip nichts, aber Politik erfordert auch taktisches Geschick

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BeviBaby  25.11.2017, 08:59
@HooverTPau

Politisch hat Napoleon soweit ich weiß einiges Porzellan zerbrochen. Er war ein Mann gemacht für den Krieg, nicht für den Frieden, deswegen war er diplomatisch auch kaum der Rede wert, aber ein taktisches Genie war er schon

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Eigentlich meine Wenigkeit, bei Command and Conquer Red Alert 2!

Wenn man die schon vergleicht, würde ich sagen Napoleon, er hat ganz Europa besiegt, bis Russland kam und hat es sogar mehr als einmal versucht!

Russland scheint bei den Feldherren die Königsdisziplin zu sein, daher ist es keine schande, wenns nicht klappt! :)


Lazybear  25.11.2017, 09:34

Das ist nicht die russische taktik, das ist absoluter quatsch! Die araber haben verloren, weil sie zwar russische ausrüstung hatten, aber chaotisch organisiert waren!

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wfwbinder  25.11.2017, 08:34

 Russland scheint bei den Feldherren die Königsdisziplin zu sein, daher ist es keine schande, wenns nicht klappt! :)

Ist aber auch schlecht für die russischen Verbündeten, deren Generäle dort ausgebildet wurden.

Die Araber haben nicht zuletzt deshalb gegen die Israelis verloren.

Russische Taktik, "zurückziehen, auf den Winter warten und dann die vom Wetter geschwächten Gegner besiegen," hat auf dem Sinai nicht geklappt.

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Lazybear  25.11.2017, 06:04

so einfach ist es nicht alles aufs wetter zu schieben, napoleon wurde nicht vom wetter besiegt, sondern weil sich die russischen truppen entscheidungsschlachten entzogen und durch kleine angriffe so den gegner aufrieben!

Die wehrmacht wurde auch nicht vom winter besiegt, sondern von den sowjetischen truppen, der winter verschärfte die bereits schlechte lage der wehrmacht, besiegte diese aber nicht! lg

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merle5221 
Beitragsersteller
 25.11.2017, 05:48

Das Wetter in Russland wird immerwieder unterschätzt

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Ist nicht vergleichbar.
Napoleon war ausgebildeter Millitär und Attlerelist.
Beides war Cäsar nicht.

Napoleon zog mit 30.000 Mann nach Italien (Marengo) und endete mit 500.000 Mann in Russland.

Beide waren in ihrer Zeit die größten Feldherren.
Zur gleichen Zeit wäre kein Platz gewesen für beide.


Aischylos  25.11.2017, 08:37

Artillerist, Herr Experte.

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soisses  25.11.2017, 08:45
@Aischylos

Ich bin kein Millitär(experte)...gemeint sind die mit den "dicken Rohren", auch Kanonen genannt.
Eine Distanzwaffe die Cäsär nicht zur Verfügung stand.

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nax11  25.11.2017, 09:31
@soisses

Täusch dich nicht in den Römern, soissesPDF

Die hatten sehr wohl Artillerie. Das waren zwar keine Kanonen, wohl aber Katapulte, mit denen sie ihre Gegner "bepflastert" haben.

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soisses  25.11.2017, 09:40
@nax11

Cäsars Katapulte gegen Napoleons Kanonen...
Wie wäre es mit Napoleons Kanonen gegen Stalins Katjuschas (Stalinorgeln)?

Die Römer waren mächtig, in ihrer Zeit.
Napoleon in seiner Zeit.

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merle5221 
Beitragsersteller
 25.11.2017, 05:02

Was bitte ist ein Attlerist?

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Pauschal lässt sich das natürlich nicht sagen. Beides waren militärische Genies. Eher würde ich sagen das Napoleon, Cäsar, Alexander der Große, Belisar, Hannibal... Für Ihre Zeit die besten Feldherren waren.