Wer noch nicht runter gefallen ist ist kein Reiter?
Hallo, ich hab jetzt immer wieder das Sprichwort gehört, dass man kein Reiter sei, wenn man noch nicht runtergefallen ist. Das ergibt doch keinen Sinn:
Meine Cousine reitet seit etwa 9 Jahren. Sie ist mehrmals in der Woche am Stall, ihre Mutter hat ein Pferd und sie nimmt oft Reitunterricht und geht mit mir auf Reitfreizeiten. Sie ist noch nicht runter gefallen. Ich reite seit etwa einem Jahr regelmäßig, davor häufig Einzelstunden und Reiterferien. Ich kann also durchaus fortgeschrittene Lektionen. Ich habe eine sehr wilde RB und reite auf den 8 - 9 jährigen Isis in der Reitstunde. Ich bin ebenfalls nicht runtergefallen. Anmerkung: ich hing schon im Renngalopp im Wald im 90° Winkel im Sattel, aber runtergefallen bin ich noch nie, auch wenn das Pferd gebockt hat. Die kleine Schwester meiner Cousine reitet länger als ich, nicht so gut und ist auch schon runtergefallen.
Wir sind alle Reiter.
Ist dieses Sprichwort nicht einfach eine dämliche Ausrede? Kann mir das jemand erklären???
10 Antworten
Hi AnonymTiger, ich denke, dass mit dem Sprichwort gemeint ist, dass man zusätzliche Erfahrung durch einen Sturz sammelt und sich später in der Situation anders verhält. Man lernt also daraus! Aber ich denke, dass man auch ein Reiter ist, wenn man noch nie runtergefallen ist. Das kann daran liegen, dass man z.B. eher zurückhaltend ist und nur die bravesten Ponys reitet oder z.B. einfach Glück hat!
Ich hoffe ich konnte dir damit helfen
Kroetinchen04
Oder extrem sattelfest ist XD wie gesagt, ich hatte auch schon so Grenzmomente, konnte mich aber immer noch oben halten XD
Nein, meiner Meinung nach, ist das absolut keine 'faule Ausrede'
Erstens fallen nicht nur Reiter die 'nicht so gut' reiten können, sondern auch die besten fallen schonmal und stürzen.
Du bist noch nie heruntergefallen, hast dich immer noch retten können, demzufolge war das letztendlich immer ein Erfolgserlebnis, a la "ich habe es ja geschafft!" (In diesem Stil ist auch dein Text geschrieben)
Wenn du fällst, dann kommt es darauf an ob du den Schneid hast wieder aufzusteigen, und ob du die entstandenen Zweifel (kann ich das besser machen? Das nochmal reiten, ohne den Fehler? Oder falle ich wieder? Werde ich mich genauso schlimm/schlimmer verletzen?) überwinden kannst und weiter machst. Oder ob du verzagter wirst, dich nicht mehr traust und so auch keine bessere Leistung erzielen kannst. Die Gefahr des Sports wird einem in solchen Situationen oft erst wirklich bewusst.
(Natürlich gibt es auch Stürze wo einfach gar nichts passiert, weder körperlich noch psychisch, aber oft bekommt der Reiter doch etwas ab.)
Mit diesen selbstzweifeln hat ein Reiter der noch nie gefallen ist, auch noch nie klarkommen müssen. Weiß also auch gar nicht ob er das nachhaltig überwinden könnte, wieder selbstsicher und offen an die Situation herangehen kann.
Kann es somit auch gar nicht beurteilen wie das ist.
Okay, ich hab ja bereits geschrieben, dass ich jetzt verstanden hab, wie das gemeint ist. Gilt aber nicht nur fürs runterfallen, sondern zB auch, dass das Pferd sich beim Longieren erschrickt und einen umrennt. Ist mir auch passiert. Mache trotzdem weiter
Meiner Meinung nach soll dieses Sprichwort zeigen, dass einen guten Reiter viel Erfahrung ausmacht. Das bedeutet sowohl positive als auch negative und zeigt, dass jemand schon verschiedenste Pfere geritten hat bzw. mit ihnen klar gekommen ist
Klar, aber jemand, der sofort beim angaloppieren runterfällt kommt nicht unbedingt mit dem Pferd klar. Ich weiß jetzt wie das Sprichwort gemeint ist: und zwar, dass man erst weiß, dass man beim reiten bleibt, wenn man mal runtergefallen ist und sich dann wieder in den Sattel setzt
Naja, klar kommen heißt ja ua, dass man nicht runter fällt
Diese Sprüche hasse ich, auch wenn es nicht sein kann, dass man nie runterfällt.
Wenn man das nicht, dann kann man nicht reiten und wenn man jenes nicht, kann man es auch nicht reiten. Das höre ich jeden Tag irgendwo.
Wenn es danach geht, kann keiner von uns reiten. Ist ja echt sehr aufbauend. Kein Wunder, dass so viele aufgeben.
Also jemand der sich auf einem Pferd vorwärts bewegt reitet und ist somit auch ein Reiter.
Na ja, aber an dem Spruch ist auch was Wahres dran. Glaube ich.
Um zu reiten, braucht man einen gewissen Schneid. Und ob man den hat, erfährt man oft erst, nachdem man mal geflogen ist. Bricht da eine WElt zusammen oder schüttelt man sich, reibt die blauen Flecken und steigt wieder auf?
Ich denke da an eine Bekannte, die seit 25 Jahren reitet. Sie ist nie runtergefallen, ihr altes Pferd war aber auch eine Lebensversicherung. Sie war auch scheinbar ! angstfrei. Dann aber ging ihr altes Pferd in Rente und sie bekam ein junges Pferd. Und von dem ist sie dann nach ca 8 Wochen runtergeflogen. Es war ein Riesenschock für sie. Obwohl sie ein Ausreitpferd wollte, reitet sie jetzt nur noch in der Halle. Seit 5 Jahren. Sie hat das Pferd professionell ausbilden lassen, es ist also ganz gut geritten und es ist auch zuverlässig. Aber sie hat Angst.
Vorher war ihr einfach nicht klar, dass das Runterfallen leider zu den normalen Risiken gehört.
Ich selbst bin in den ersten 100 Stunden in der Reitschule pünktlich jede dritte Stunde runtergeklatscht. Dann wurde es seltener. Von meinem ersten Araber, sehr temperamentvoll, bin ich in den 25 Jahren, die ich ihn hatte, sicher 100 mal geflogen. Eher mehr. Einmal mit Schlüsselbeinbruch, einmal mit Jochbeinbruch.
Von meiner Araberstute, die ich seit 12 Jahren reite, bin ich bis jetzt 17 mal geflogen. PENG. Einmal so übel, dass ich vor ihr auf dem harten Feldweg lag und dachte: "Beweg mal die Beine, nicht dass du jetzt querschnittgelähmt bist." War ich nicht.
Ich bin bis heute keine ängstliche Reiterin. Vorsichtiger als früher sicher, ich reite immer mit Helm, aber nicht ängstlich. Und ich wette, das hat auch was mit den ersten 100 Stunden in der REitschule zu tun. Runterfallen gehörte für mich einfach dazu. Es war Realität. WEnn ich daheim bei meinen Eltern jammerte, sagten sie nur: "Kind, du musst ja nicht reiten. Du kannst auch Tennis spielen oder Schach." Das wollte ich aber nicht. Also Zähne zusammenbeißen und wieder rauf aufs Pferd.
Nur die Harten kommen in den Garten.
Und es ist wirklich meine Meinung und Erfahrung, dass die ängstlichsten Reiter oft die sind, die noch nie geflogen sind. Sie wissen nicht, wie das ist, und dass man das gewöhnlich / in den meisten Fällen mit ein paar blauen Flecken überlebt.
Vielleicht trennt sich auch durch ein paar Stürze der Spreu vom Weizen.
Jemand, der reitet mit der unbewussten Haltung: ich darf nie runterfallen wird letztlich nie gut reiten lernen.
Da könnt man jetz ewig philosophieren....
Also, in jungen Jahren bin ich auch sicher hunderte male runter geflogen. Wirklich reiten habe ich dabei nicht gelernt. Ich habe lediglich gelernt, Schadensbegrenzung zu betreiben und irgendwie mit den Pferden klarzukommen. Mehr nicht.
Dann habe ich fur viele Jahre aufgehört. Nun, bei meinem Wiedereinstieg, bin ich aus dem Alter raus, wo es mir nichts ausmachen würde, runter zu fallen. Ich setze mich auf kein Pferd mehr, auf dem ich mich nicht sicher fühle. Und lerne dabei endlich richtig reiten!
Von daher bin ich in vieler Hinsicht ganz bei Dir - jedoch gut reiten lernen hat nichts damit zu tun, dass man keine Angst hat. Für mich eher im Gegenteil. Nicht nur, dass ich es schöner finde, ohne Gewalt zu reiten - es ist mir ein existentielles Bedürfnis, weil ich nur so sicher bin. Denn je feiner ich reiten kann, um so geringer ist die Gefahr, mit dem Pferd in einen Streit zu geraten, wo ich den kürzen ziehen und den Sattel räumen müßte. Also, weil ich auf keinen Fall mehr runter fallen will, ist es mir erst recht wichtig, meinen Reitstil zu verfeinern.
Also es gibt ja auch solche und solche: Ich kannte ein Mädchen, welches im Schritt auf dem Zirkel vom Hafi geflogen ist... Andere fliegen, wenn das Pferd mal bockt oder sich erschrickt. Ich glaube auch, dass ich mal runterfallen werde, ich schau einfach, dass es vielleicht nicht gerade auf einer Teerstraße ist. Ich bin auch mal so halbwegs runtergefallen, das zähle ich aber nicht: Ich hab mich auf den Isi einer Freundin gelegt, während sie ihn geführt hat. Der ist dann kurz ein bisschen ausgerutscht, ist ein Stückchen gerannt und ich bin runter. Aber das war ja kein richtiger Sturz.
Ich seh das schon auch so - zum reiten gehört einfach auch mal der negative Teil, runtergefallen zu sein.
Die guten sind dann die, die fallen und wieder aufsteigen und weiter machen. Denn es gibt genug Reiter, die sich nach einem Sturz nicht mehr trauen. Kann ich auch keinem verdenken, denn das tut manchmal echt weh.
Unsere tinkerstute hatte mal die Unart, im Gelände los zu galoppieren um nach 3 Sprüngen zu stoppen und den Hals runter zu machen. Da hast du als Reiter keine Chance. Auch wenn du irgendwann drauf vorbereitet bist. Gut ist, wenn man dann immer wieder aufsteigt bis das Problem überwunden ist.