Wer kann mir mal erschoepfend das germanische Ostern erklaeren?

 - (Religion, Ostern, Germanen)

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Spuren verlieren sich im Dunkel der Geschichte.
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Lass man die Grimms beiseite, die haben auch nur abgeschrieben. Ein Mönch und Gelehrter des 8. Jhdts., ein gewisser Beda Venerabilis, erwähnte in einer seiner Schriften eine Göttin der Angelsachsen, namens "Eostre" ..
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„Der Eosturmonath, heute Passahmonat bezeichnet, war früher benannt nach einer ihrer Göttinnen, welche Eostre genannt wurde, zu deren Ehren Feste in diesem Monat gefeiert wurden. Jetzt benennen sie die Passahzeit mit ihrem Namen, womit die Freuden der neuen Feierlichkeit unter dem Namen der altehrwürdigen Göttinnenverehrung angerufen werden.“ – De temporum Ratione Kap. 15
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Dass diese angelsächsische Göttin - vorausgesetzt, es hat sie jemals gegeben - nicht eindeutig nachgewiesen werden kann, nehmen die Zweifler gerne zum Anlass, die heidnischen Wurzeln des Osterfestes zu bezweifeln. Sollen sie.
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Ich finde allein die Tatsache, dass Ostern ein bewegliches Fest ist, welches sich an der Frühlingstag- und Nachtgleiche sowie am Stand des Mondes orientiert, ist Indiz genug, dass hier durch die frühe Kirche an alteuropäische paganistische Traditionen irgendeines Frühlings- und damit Wiedergeburtskults angeknüpft wurde. Das ergibt doch anders überhaupt keinen Sinn, die Passion Jesu und Wiederauferstehung nach dem Mondstand zu feiern. Weihnachten ist ja auch kein bewegliches Fest, dafür aber verdächtig nahe dran an der Wintertag- und Nachtgleiche.


riara 
Beitragsersteller
 05.04.2010, 17:07

Wenigstens kommt jetzt mal jemand mit Eostre...Allerdings koennen doch die Roemer nicht wirklich etwas von diesem Fest 374 gewusst haben, jedenfalls war die 'germanische' Region doch eher fernab und unbekannt, die Angelsachsen waren sogar noch unzugaenglicher oder wurden eigentlich erst ab 600 missioniert. Der variable Termin geht aufs Pessachfest zurueck, es dann immer zur selben Zeit zu feiern, liegt wohl auch an fehlenden oder unterschiedlichen Kalendern, der Fruehlingsanfang und selbst die Sonnenwende wuerde dann wegfallen, denn diese waren im Nahen Osten nicht die selben wie in Mittel- und Osteuropa...:-)

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holodeck  05.04.2010, 18:25
@riara

Schon die alten Griechen kannten die Hyperboräer.
Der Gott Apoll soll einer gewesen sein.
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Ich würde die antike Gerüchteküche über ferne Länder und ihre Sitten nicht unterschätzen ;-))
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Beruht denn nicht auch das Pessachfest auf einem Frühlingsanfang?

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riara 
Beitragsersteller
 05.04.2010, 21:21
@holodeck

Das Pessachfest geht auf den Auszug der Israeliten aus Aegypten zurueck, also das Ende der Sklaverei, wenn man das als Ausgangspunkt nimmt wird die Assoziation mit dem Fruehling immer unwahrscheinlicher...

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holodeck  05.04.2010, 22:51
@riara

Menno, GF macht noch schlau. Nicht dass ich das alles schon gewusst hätte ;-))
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Nisan .. der erste Monat im jüdischen Kalender. Pessach wird in der Woche vom 15. bis 22. Nisan gefeiert.
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Der Begriff (Nisan) leitet sich vom akkadischen Wort nisannu ab, was sich auf die Frühjahrsblüte bezieht. In den Festkalendern der Bücher Exodus und Deuteronomium dagegen wird der Monat als „Aviv“ – Frühlingsmonat – bezeichnet. Quelle: Wiki
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Ganz so unwahrscheinlich scheint die Assoziation mit Frühling dann doch nicht ;-))

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norelig  06.04.2010, 00:21
@holodeck

Übrigens , das Passahfest beruht auf ein Frühlingsfest von Nomaden . Diese haben ihre Tiere von den Winter - auf die Sommerweiden getrieben . Das zur Zeit des ersten Vollmondes im Frühling (es war einfach heller , so konnten die Herden auch Nachts gesehen werden ) Bei Ankunft auf den Sommerweiden wurde ein Schaaf oder eine Ziege geschlachtet , die kein Jahr alt sein durfte . Mit deren Blut wurden die Eingänge der Zelte der Nomaden bespritzt um böse Geister fern zu halten . Dann wurden die Tiere bei einem Frühlingsfest verspeist . Es durfte von dem Fleisch nichts übrig bleiben , Reste mußten verbrannt werden . Aus diesem Frühlingsfest wurde später erst das Passahfest .

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riara 
Beitragsersteller
 06.04.2010, 09:49
@norelig

Auszug der Israeliten aus Aegypten...glaubt es mir, die Assoziation mit Nisan ist zweideutig, das Pessach Fest bedeutet 'dagegen', der Monat Nisan stammt aus dem akkadischen und ich denke niemand hat derzeit eine erschlagende Erklaerung warum man dieses Wort gewaehlt hat, denn in Aegypten kannte man nur 3 Jahreszeiten (Achet - Ueberschwemmung, Peret - aufgehen der Saat und Schemu - Hitze), ein Fruehling ist da nicht vorgesehen...@norelig welche Nomaden? Die Israeliten waren Sklaven der Aegypter und danach - angeblich - 40 Jahre in der Wueste unterwegs, von dort stammt eventuell der Kult mit dem Tierblut, geschah aber nach der Zeit des Auszuges und waere somit eine falsche Assoziation, Fruehlingsfest entwickelte sich erst nach der Besiedlung Palestinas, denn in dieser Region kann man von einem Fruehling sprechen...

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holodeck  06.04.2010, 12:26
@norelig

@norelig .. das ist ja eine herzallerliebste Ergänzung ;-)))
Im Frühling mit Ziegenblut herumspritzen, tzz, tzzz ..
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Aber sag mal, lieber riara, ich bin ja net so firm, was biblische Geschichten anbelangt .. die Juden waren doch nicht immer Sklaven der Ägypter, oder? Also, meines Wissens war Abraham noch kein ägyptischer Sklave. Insofern könnte doch der Hinweis von norelig durchaus passend sein. Dass alte Feste mit neuen Inhalten belegt werden, dürfte nachvollziehbar sein. Denn in Palästina, da kann ich Dich bestätigen, gibt es sehr wohl einen deutlich wahrnehmbaren Frühling. Da fällt eher der Herbst aus ;-))

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riara 
Beitragsersteller
 06.04.2010, 12:36
@holodeck

Wenn wir Richtung Abraham gehen wird es abenteuerlich...:-)...Aber ueberleg mal wo das mit dem Tierblut herkommt, richtig die letzte Plage, das Toeten der Soehne. Man sollte davon ausgehen, dass diese Tradition von diesem Ereignis/Ueberlieferung/Bibelstelle stammt. Auch wenn das AT oft recht ungenau ist, so kann man von einer korrekten Ereignisfolge ausgehen, demnach waeren erst das Tierblutm dann der Auszug aus Aegypten und eventuell noreligs Tierblut in der Wueste, dann waeren das Pessachfest immernoch kein Fruehlingsfest...

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holodeck  06.04.2010, 18:46
@riara

Also, wenn man Pessach +Frühlingsfest +Nomaden eingibt in unserer Lieblingssuchmaschine, dann kommen doch erstaunlich viele Manuskripte, die feststellen und plausibel darlegen: der Pessach Ursprung geht auf ein nomadisches Frühlingsfest zurück. Mit dem Exodus wurde das Fest sehr viel später erst verbunden.

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norelig  06.04.2010, 19:47
@holodeck

Ich habe noch mal was rausgesucht .Der hebräische Name des Festes päsach (= „Vorübergehen", „Verschonen") erinnert an die Geschichte vom Auszug Israels aus Ägypten, genauer: an das „Vorübergehen" des „Würgeengels" an den israelitischen Häusern bei der Tötung der Erstgeborenen.

Sein Ursprung reicht allerdings weit in die nomadische Vorzeit des Volkes zurück, wo zur Zeit des Weidewechsels im Frühjahr die noch jungen Lämmer besonders gefährdet waren. Zum Schutz der Herde vor einem Wüstendämon („Verderber") markierte der Hirte die Türpfosten seines Zeltes mit dem Blut eines Lammes. Als die Israeliten seßhaft geworden waren, verband sich das Passa- mit dem Mazzot-Fest, mit dem der Ackerbauer den Beginn der Getreideernte feierte. Die agrarischen Wurzeln von päsach sind auch heute noch in einigen Gebeten erkennbar, die Gott als Schöpfer preisen.

Wie das auch bei anderen jüdischen Festen der Fall ist, wurde der Bezug zur Natur im Laufe der Geschichte zunehmend durch eine geschichtliche Deutung überlagert: Beim Passa erinnert man sich an den Auszug aus Ägypten, jede Generation, als wäre sie selbst dabei gewesen. Folgerichtig steht im Mittelpunkt der abendlichen Feier im Kreis der Familie das Erzählen der Exodus-Geschichten, ergänzt durch schriftgelehrte Deutungen der Rabbinen.

Vorbereitet wird das Fest am Abend des 14. Nissan mit dem sog. Chametz-Suchen (chametz=„Gesäuertes"). Dabei hilft die ganze Familie bei einer Art Frühjahrsputz, alle Mehlprodukte aus der Wohnung zu schafften (Bild oben). Am Tag darauf findet der Seder-Abend (seder=„Ordnung") statt, ein Hausabendmahl, bei dem eine Reihe von symbolischen Speisen die Ereignisse der Vergangenheit vergegenwärtigen. Und wie du schon sagst , das Pessachfest wird viel mit einem Frühlingsfest in Verbindung gebracht .

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riara 
Beitragsersteller
 06.04.2010, 20:42
@norelig

Also ist das jetzt bestaetigt, erst der Auszug, dann die Wuesten-Blut-Einreiberei und schliesslich das Pessach-Fest als eines der drei Pilgerfeste worauf schliesslich das Osterfest der Christen beruht, jetzt haben wir das mit den Germanen noch nicht erklaert, gab es nun ein Fest germanischer Staemme - Fruehlingsfest - welches bei der Christianisierung uebernommen wurde?

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norelig  06.04.2010, 21:25
@riara

Wenn man die Bräuche betrachtet , die auf ein Frühlingsfest schließen lassen würde ich ja sagen . Allerdings sehe ich es eher anders herum , das die Bräuche in das Osterfest einbezogen wurden , da sich Ostern anbot , es gleichzeitig als Frühlinsfest zu feiern .

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holodeck  06.04.2010, 22:22
@riara

Ja, klar hatten die Germanen ein Frühlingsfest. Die Kelten übrigens auch, sie nannten es das "Vogelfest". Alban Eiller (Alwan Ei-ier) Frühlings-Tag- und Nachtgleiche. Man hielt Ausschau nach den Zugvögeln, deshalb vermutlich auch die Verbindung zu Eiern und Küken.

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riara 
Beitragsersteller
 07.04.2010, 07:45
@holodeck

So...Meine Liebe, Du hast mir das germanische Was-auch-immer-Fest zwar nicht erklaert aber ich denke das Ergebnis zeigt wenigstens, dass wir das Osterfest nicht von den 'Germanen' geklaut haben...Lieber norelig ich danke auch Dir fuer Deine sehr sachliche und fundierte Beteiligung, leider gibt es nur einen Stern und ich hoffe wir haben eine weitere Moeglichkeit fuer eine ausufernde historische Eroerterung...Danke

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Ein wesentliches Problem wird Dir bei dieser Frage immer begegnen: Es war keiner dabei, der es aufgeschrieben hat. Über den Kult der Germanen, die weder ein einheitliches Volk waren noch einheitliche Vorstellungen von ihren Göttern hatten, gibt es denkbar wenig historische Notizen. Wer etwas über die Germanen aufgeschrieben hat, war in der Regel ihr Feind. Tacitus, der sich relativ breit über die Germanen ausläßt, urteilte weniger positiv über sie als man zunächst denken könnte, denn sein Ziel war es, den "dekadenten" und "verweichlichten" Römern seiner Zeit einen Sittenspiegel vorzuhalten in Gestalt eines "unverdorbenen, edlen" Naturvolkes. Und sehr viele andere Informanten wirst Du kaum finden, die noch dazu authentische Informationen liefern könnten. Man kann einen Kult oder den Ablauf von Festen nicht mehr genau rekonstruieren, sondern höchstens Schlüsse ziehen. Die bleiben aber, so schade das ist, letztlich Spekulation. Gruß, q.


riara 
Beitragsersteller
 05.04.2010, 17:08

Wie es wurde nichts aufgeschrieben, was ist das denn fuer eine schlampige Religion...:-)

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Hallo Norelig In der Encyclopædia Britannica wird erklärt: „Im Neuen Testament und in den Schriften der apostolischen Väter deutet nichts auf die Beobachtung des Osterfestes hin. Der Gedanke, daß gewisse Zeiten besonders heilig seien, war den ersten Christen fremd“ (1910, Bd. VIII, S. 828) In dem Buch The Two Babylons von Alexander Hislop heißt es: „Was bedeutet der Ausdruck Ostern überhaupt? Er ist kein christlicher Name. Man erkennt seinen chaldäischen Ursprung auf den ersten Blick. Ostern ist nichts anderes als Astarte, einer der Titel der Beltis, der Himmelskönigin, deren Name . . ., den Layard auf assyrischen Denkmälern fand, . . . Ischtar [ist]. . . . Das ist die Geschichte des Osterfestes. Das allgemeine Brauchtum, das heute mit diesem Fest verbunden ist, bestätigt dessen babylonischen Ursprung zur Genüge. Die warmen Kreuzsemmeln am Karfreitag und die gefärbten Eier am Pascha oder Ostersonntag waren bei den chaldäischen Riten genauso zu finden wie heute“ (New York 1943, S. 103, 107, 108; vergleiche Jeremia 7:18).


riara 
Beitragsersteller
 06.04.2010, 20:30

Die Jahreszahlen sprechen ja fuer sich...:-)...In dieser Ausgabe der Britannica gibt es sicher auch noch ein paar andere Knaller...und was hat das mit Ostera, Eostrae oder den Germanen zu tun...wundere mich

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Laut Wiki und anderen Quellen handelt es sich um eine Erfindung. Die Brüder Grimm und die Romantiker wollten so gern den alten "Volksglauben" ausgraben - und haben ein bisschen was dazugedichtet. Aber du findest sicher viele Ideen und Geschichten dazu, wenn du dein google bemühst. http://www.erzbistum-koeln.de/themen/kirchenjahr/ostern/ostera.html


riara 
Beitragsersteller
 06.04.2010, 12:49

Der Link ist zwar von der katholischen Kirche, aber erstaunlich akkurat, auch hier wird mit dem Ostera-Quatsch aufgeraeumt...

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Wie das immer so ist mit Göttern . Keiner weis so richtig etwas .Eostrae ist aber sehr umstritten . Wer und woher , das wurde schon geschrieben . Ich würde nur wiederholen . Da Ostern aber ein Fest ist , das christianisiert wurde , ist der Ursprung eher im jüdischen Bereich zu suchen . Siehe Kommentar zu Holodeck`s Antwort


riara 
Beitragsersteller
 06.04.2010, 12:53

Jetzt sind wir am Punkt...Es leitet sich vom Pessach Fest ab, dieses ist weder mystisch noch germanisch und zur Zeit der ersten Wiederkehr waren eh alle fruehen Christen noch Juden, zu diesem Zeitpunkt bestand keinerlei Verbindung zu Mittel- und Nordeuropa, weshalb jegliche Versuche dieses Fest mit Eostrae - sofern es sie gab - oder anderen Fruehlingsfesten zu verbaendeln, fehlgeht. Der Fruehling ist auch im Gegensatz zu Ostern ein eher fester Termin und kommt zudem i.d.R. vor Ostern!

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norelig  06.04.2010, 19:56
@riara

Was ich mir eventuell noch vorstellen könnte , ist das der Name Ostern im deutschen von Eostrae abgeleitet wurde , aber das Fest selbst hat damit nichts zu tun .

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riara 
Beitragsersteller
 06.04.2010, 20:35
@norelig

Althochdeutsch hiess es ôstarun, die 'angebliche' Goettin Eostrae wurde im April verehrt, Ostern kann aber genausogut im Maerz sein...Jetzt mal ehrlich, es gibt doch ausser einigen lokalen Braeuchen keinen wirklichen Bezug zum christlichen Osterfest...:-)

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norelig  06.04.2010, 21:00
@riara

Das stimmt , aber einige Bräuche erinnern dann auch wieder an ein Frühlingsfest . Aber wie du schon sagst , das eigentliche Fest der Auferstehung , also der christliche Bezug kommt aus der jüdischen Region .

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riara 
Beitragsersteller
 07.04.2010, 07:49
@norelig

Die Juden und Abraham haben ja auch die Grundlagen fuer die anderen zwei monotheistischen Religionen geschaffen, es waere schoen wenn man sich daran nachhaltiger erinnern wuerde, dann waeren die Konflikte Moslems gegen Juden/Christen, oder der weit verbreitete Antisemitismus vielleicht endlich ueberwunden...Schoenen Tag noch...:-)

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