Wer hatte mehr Macht: Kaiser oder Papst?
8 Antworten
Wer hatte mehr Macht: Kaiser oder Papst?
Zur Beantwortung dieser Frage müsste zunächst einmal geklärt werden, was denn "Macht" überhaupt bedeutet. Ferner spielt die zeitliche Ansetzung der Frage eine Rolle. Wenn ich mir die vom Fragesteller gewählten Themenbegriffe ansehe, soll es nur um's Mittelalter gehen.
Wenn man "Macht" alleine auf die Möglichkeit beschränkt, Befehle zu erteilen und mit Gewalt bzw. militärisch durchzusetzen, was man will, dann hatte der mittelalterliche Kaiser deutlich mehr Macht als der Papst.
Aber es gibt "Macht" über die Gewaltanwendung hinaus, nämlich die Ausübung von Einfluss, dem sich viele oder sogar eine Mehrheit von Menschen mehr oder weniger freiwillig beugen. In dieser Hinsicht hatte der Papst lange Zeit mehr Macht als der Kaiser.
Die Ursprünge päpstlicher Überlegenheit liegen bereits in der Antike. Nach einer verfehlten politischen Entscheidung des Kaisers Theodosius I., die viele Menschenleben gekostet hatte, exkommunizierte der zuständige Bischof Ambrosius von Mailand den Kaiser und schloss ihn damit aus der christlichen Gemeinschaft aus. Kaiser Theodosius unterwarf sich den ihm von Ambrosius auferlegten, öffentlichen kirchlichen Bußen, um wieder in die christliche Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Damit wurde ein Exempel geschaffen, dass sich auch ein Kaiser den christlichen Geboten zu beugen und vor der Kirche bzw. ihren Würdenträgern als Vertretern Gottes auf Erden für ihre Handlungen zu verantworten hatte.
Hinzu kam die Tatsache, dass der Papst das seit dem 5. Jh. unbesetzte weströmische Kaisertum an Karl den Großen und seine Nachfolger übertragen hatte. Bis ins 16. Jh. hinein ließen sich alle deutschen Könige, die den Kaisertitel führen wollten, vom Papst krönen.
Auch wenn sowohl der Papst als auch der Kaiser ihre geistliche bzw. weltliche Macht von Gott ableiteten, so hatte doch der Papst in der römisch-katholischen Welt Europas deutlich mehr Einfluss als der Kaiser. Denn der Papst "machte" durch die Krönung den Kaiser und konnte den Kaiser als Sünder gegen die Gebote Gottes mit dem Kirchenbann belegen. Was denn Sünde war, lag durchaus im Ermessen des Papstes. Der Kirchenbann hatte automatisch zur Folge, dass alle Treueide, die von weltlichen Großen dem Kaiser geleistet worden waren, ihre Gültigkeit verloren und für den Kaiser die Gefahr bestand, abgesetzt zu werden. Daher war beispielsweise Kaiser Heinrich IV., nachdem er von Papst Gregor VII. 1076 gebannt worden war, nach Canossa geeilt, um dort wie weiland Kaiser Theodosius die Lösung vom Kirchenbann zu erreichen. Heinrich war erfolgreich und konnte deshalb weiterhin Kaiser bleiben.
Erst im späteren Mittelalter ging der Einfluss des Papstes mehr und mehr zurück, die Kirchenfürsten in den sich ausbildenden Reichen, u. a. im Heiligen Römischen Reich, entzogen sich mehr und mehr dem päpstlichen Einfluss und stützten die Monarchen und den Kaiser. Die Reformation begrenzte weiter oder beendete sogar in weiten Teilen Europas den päpstlichen Einfluss. Die Aufklärung tat ein Übriges.
Unter langfristiger Perspektive jedoch ist das Papsttum siegreich und damit mächtiger als der Kaiser und alle Monarchen bis heute geblieben. Denn zum einen - man vergisst das leicht - ist der Papst als Institution immer noch da, und das ununterbrochen seit der Antike. Zum anderen erlebte das Papsttum im 19. Jh. einen Aufstieg als "moralische Autorität". In der Kirche ist der Papst unumschränkter Herrscher, wenn er das will, und sein Einfluss reicht geographisch heute weiter als jemals im Mittelalter. Zwar kann er keine "Herrscher" mehr absetzen, aber seine Meinung wird doch in weiten Teilen der Welt gehört und zumindest erwogen.
MfG
Arnold
Das kann man Pauschal nicht sagen, da es viele Kaiser und viele Päpste gab die alle verschieden viel Macht hatten.
Nach klassischem historischen Verständnis (Zwei-Schwerter-Lehre) stehen die beiden nebeneinander. Wobei der Papst als den Kaiser Krönender und der Kaiser als weltlicher Schutzherr des Christentums beide eine essenziell wichtige Funktion haben und eine gegenseitige Abhängigkeit besteht. Seit den Canossa-Gang hatte sich das Gleichgewicht aber massiv zu Gunsten des Papstes verschoben.
Das kommt darauf an, welche Zeit du meinst.
Herrscher nach dem Mittelalter haben sich ja nicht umsonst als 'Herrscher von Gottes Gnaden' (also nicht von der Gande des Papstes abhängig) bezeichnet.
Meiner meinung nach kaiser aber wenn dann nur ein kleiner unterschied
Komm drauf an: In der Antike der Caesar. Im Mittelalter dann eindeutig der Papst bzw. klerus.