Wenn der Rettungsdienst(112) wegen "Notfall" kommt, und es einem dann wieder besser geht, also kein Transport, dann muss "viel" bezahlt wer. Anrufen oder nicht?

Das Ergebnis basiert auf 21 Abstimmungen

Anrufen 86%
Nicht anrufenq 14%

14 Antworten

Von Experte Rollerfreake bestätigt
Nicht anrufenq

Wenn man nicht den Wunsch hat, ins Krankenhaus transportiert zu werden, ruft man auch nicht an, denn das ist der Sinn und die gesetzmäßige Bestimmung des Rettungsdienstes: der Transport von verletzten und erkrankten Patienten in eine "nachgeordenete Behandlungseinrichtung" (namentlich Krankenhaus).

Wir sind NICHT dafür zuständig:

-Patienten zu Hause zu versorgen,

-Patienten zu Hause "durchzuchecken",

-Patienten, von der Notwendigkeit einer Behandlung zu überzeugen,

-"einfach mal nach dem Nachbarn/Kumpel/Kollegen/Typen an der Bushaltestelle zu gucken",

In allen diesen Fällen besteht für uns eine rechtliche Grauzone, da wir präklinisch de facto und de jure keine abschließende oder auch nur ausreichende Diagnostik oder gar Behandlung durchführen können. Bei solchem Patientenwunsch ist der Hausarzt der Ansprechpartner.

Nebenbei: leider ist es trotz gegebener Möglichkeit (in der Gebührenordnung "Rettungsdienst" des jeweiligen Trägers) regelhaft weiterhin nicht der Fall, dass Fehlfahrten dem Inanspruchnehmer (also Patienten) in Rechnung gestellt werden.

Die Aussage:

 dann muss "viel" bezahlt wer. 

stimmt leider nicht.

Also, du kannst uns bedenkenlos jeden Tag fünf mal anrufen, uns vom Frühstück, Mittag, Abendessen weg oder nachts aus dem Bett holen und anschließend den Transport verweigern. Der unnötige Dokumentationsaufwand stört nachts um 3 überhaupt nicht, dass ein RTW für einen parallelen, echten Notfall (im ländlichen Raum) 10km Anfahrt hat und der Notfallpatient warten muss, stört den auch nicht. Verantwortungsvoller Umgang mit knappen Ressourcen wäre angebrachter. In der Stadt, in der ich Dienst tue, wird mindestens einmal am Tag die "Auslastung Rettungsdienst" erklärt (bedeutet, dass Notfallpatienten nicht mehr in der notwendigen Zeitspanne, acht Minuten, erreicht werden können), weil jeder für jeden Husten, Schnupfen, Schnitt in den Finger anruft.


CrystalDragon7  10.03.2023, 18:19

Sehe ich auch so! Dafür gibt es zumindest in Deutschland den ärztlichen Notdienst mit der Nr. 116117. Die schicken dann einen Arzt vorbei.

Die 112 sollte wirklich NUR Notfällen vorbehalten sein, wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Wenn man nicht weiß, ob es ein Notfall ist, kann man da(116117) auch anrufen, die Situation schildern und bekommt telefonischen Rat (selbst erlebt).

By the way: an alle, die in diesem Job arbeiten: Respekt und Chapeau! 🍀💐

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iwaniwanowitsch  10.03.2023, 18:31
@CrystalDragon7
Sehe ich auch so! Dafür gibt es zumindest in Deutschland den ärztlichen Notdienst mit der Nr. 116117. Die schicken dann einen Arzt vorbei.

Korrekt. So SOLLTE es laufen... leider hakt das System des hausärtzlichen Notdienstes an allen Ecken und Enden. Das geht über viel zu wenig Personal, unausgebildetes Personal in der Telefonzentrale, irrwitzige Wartezeiten am Telefon und auf den Arzt, Ärzte, die sich weigern zu kommen, sobald das große "C" genannte wird usw.

Die 112 sollte wirklich NUR Notfällen vorbehalten sein, wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Wieder hast du vollkommen Recht. Allerdings sinkt die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung MASSIV. Die Leute sind oft genug der Meinung, dass irgendwelche Wehwechen ein "lebensbedrohlicher" Fall sind. Ein Beispiel: Sonntag Mittag 14 Uhr. Alarmmeldung "v.a. Apoplex" (also es wird ein Schlaganfall vermutet). Man fährt mit Sondersignal zur Patientin. Pärchen, beide Mitte 20, sie leidet unter Kopfschmerzen, so starke, wie sie "noch nie hatte". Sonst keine Symptome. Im Wohnzimmer verteilt mehrere Alkoholflaschen vom Vorarbend. Wovon die Kopfschmerzen kommen ist dann klar. Aber dann kommt hat das Totschlagargument: "wir als Laien wissen ja nicht, was das ist"... Naja... Ein Kater halt.

Wenn man nicht weiß, ob es ein Notfall ist, kann man da(116117) auch anrufen, die Situation schildern und bekommt telefonischen Rat (selbst erlebt).

Es freut mich, dass du eine positive Erfahrung gemacht hast! Leider machen viele Patienten oftmals negative, zum Beispiel, dass bei dem Wort "Luftnot" sofort an den Rettungsdienst verwiesen wird. Grund für die "Luftnot" ist eine Erkältung, also wieder eine sinnlose Fahrt.

By the way: an alle, die in diesem Job arbeiten: Respekt und Chapeau! 🍀💐

Danke. Allerdings machen wir einfach nur unseren gelernten Beruf, wie alle anderen Menschen auch. Ohne Autoschrauber könnten wir nicht fahre, ohne Landwirte und Bäcker nicht essen...

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CrystalDragon7  10.03.2023, 18:52
@iwaniwanowitsch

Mag sein, dass ihr "nur" euren Beruf macht. Ich habe Respekt davor, eben weil ihr euch diesen Beruf ausgesucht habt - und das obwohl ihr bestimmt von Anfang an wusstet, dass es Knochenarbeit ist, euch seelisch mitnehmen kann und ihr eigentlich nicht das verdient (vom Geld her), was ihr eigentlich verdienen müsstet.

Euer Beruf ist eure Berufung. Das verdient Anerkennung und Wertschätzung. Schön, dass es euch gibt! Bitte gib das auch an deine Kollegen weiter!🙂

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Samplers  08.07.2024, 07:16
@iwaniwanowitsch

Das würde ich so nicht sagen wir sind halt die letzten „idioten“ die den Beruf aus Überzeugung machen, die Bezahlung ist nicht schlecht aber auch nicht gut, die MPG sind oft veraltet und schwächeln , extrem viele Wochenstunden wegen dem enormen Personal Mangel wir haben 2, 24/7 Retter und einer steht fast immer weil der NFS oder der RS fehlt, und der Respekt und die Anerkennung sinken immer weiter. Aber ich denke da erzähl ich dir Nix Neues, aber der Beruf ist nicht grad attraktiv.

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Nicht anrufenq

Wenn man sich unsicher ist, ob ein akuter medizinischer Notfall vorliegt, dann erwartet der Gesetzgeber nicht, dass ein medizinischer Laie die Situation fachlich korrekt beurteilt. In einem solchen Fall, darf angerufen werden und es drohen auch keinerlei Kosten, wenn sich die Situation als harmlos herausstellt. Vorsätzlicher Missbrauch, also wenn man sich von vorneherein schon sicher ist, dass die Situation den Rettungsdienst nicht erfordert, dann ist dies strafbar. Grundsätzlich, ist der Rettungsdienst NICHT dafür zuständig, Patienten vor Ort zu versorgen und danach dort zu belassen. Nach der notfallmedizinischen Erstversorgung ist immer die Vorstellung bei einem Arzt, im Regelfall durch den Transport in ein geeignetes Krankenhaus, anzustreben. Patienten aus eigener Entscheidung heraus zu Hause zu belassen, das stellt für das Rettungsfachpersonal bislang eine juristische Grauzone dar, da die abschließende Diagnosestellung rechtlich eine Aufgabe ist, welche ausschließlich den approbierten Ärztinnen und Ärzten vorbehalten ist. Somit strebt der Rettungsdienst immer an, den Patienten einem Arzt vorzustellen. Auch darf der Rettungsdienst keine Rezepte ausstellen oder allgemeinmedizinische Arzneimittel verabreichen, solche, werden auf einem Rettungswagen noch nicht einmal mitgeführt. Ist man sich sicher, dass man nicht's in's Krankenhaus muss oder auch nicht möchte, dann ist der eigene Hausarzt oder der kassenärztliche Bereitschaftsdienst bundesweit rund um die Uhr an sieben Tagen unter der Rufnummer 116117 zu erreichen, die bessere Anlaufstelle. Dies sind nämlich approbierte Ärzte und können den Patienten ohne rechtliche Bedenken haben zu müssen auch zu Hause belassen.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Das lässt sich so einfach und pauschal jetzt hier nicht beantworten ob man anrufen soll oder nicht der Rettungsdienst ist dafür da dringliche oder lebensbedrohliche Erkrankungen erst zu versorgen, sofern dies zu Erhaltung von Leben und Gesundheit notwendig ist, und den Patienten dann in ein Krankenhaus zu bringen. Dort erfolgt dann die Diagnostik und endgültige Weiterbehandlung. Das heißt, dass der Rettungsdienst nicht therapiert, sondern primär erst einmal stabilisiert und dem Patienten dann einer Therapie zuführt. Das ist ein gewaltiger Unterschied, denn viele Menschen sind der Meinung, dass man den Rettungsdienst auch anrufen kann, damit er nach Hause kommt, einem eine Spritze gibt und dann wieder fährt. Das ist aber nicht Aufgabe des Rettungsdienstes.

Trotzdem ist es natürlich prinzipiell denkbar, dass ein Patient sich selbst in großer Gefahr glaubt und den Rettungsdienst anruft der Notfall sich aber als nicht so schlimm herausstellt. In diesem Fall ist es so, dass der Patient ja im guten Glauben daran gehandelt hat, eine schlimme Erkrankung zu haben und ja in dem Sinne nichts dafür kann, dass er zu Hause bleiben darf. Es wäre ja unfair, ihm diese Kosten aufzuerlegen-und somit wird es auch nicht getan.

Wer den Notruf wählt, weil er sich selbst oder andere in Gefahr glaubt, muss diese Einsätze nicht bezahlen. Bezahlen muss man nur dann, wenn man strafrechtlich relevantes tut, z.B den Notruf mit Absicht zum missbrauchen. Sprich, man setzt einen ganzen Löschzug in Gang, weil man einen Hausbrand meldet, oder Notarzt und Rettungswagen auf den Weg zu einem Herzinfarkt den man gerade frei erfunden hat. Das ist eine strafbare Handlung und dann wird es teuer. Wenn man aber glaubt, dass man Hilfe braucht und diese nicht bis zum nächsten Morgen beim Hausarzt warten kann, dann kann man den Notruf wählen, bezahlen muss man nichts, selbst wenn der Rettungsdienst einen dann zu Hause lässt.

Leider gibt es eine Grauzone bei dieser ganzen Geschichte, nämlich dann, wenn Patienten zwar ein medizinisches Problem haben, dieses aber nicht dringend ist. Die berühmten Rückenschmerzen seit zwei Wochen oder das Erbrechen seit zwei Tagen sind durchaus Fälle, die man einem Mediziner mal vorstellen kann und sollte. Aber dass da ein Rettungswagen mit Blaulicht hinfährt ist dann vielleicht doch nicht so ganz angemessen. Auch solche Einsätze werden allerdings in der Regel dem Patienten nicht in Rechnung gestellt, auch wenn ihm hätte klar sein müssen, dass eigentlich kein akutbehandlungsbedürftiger Notfall vorliegt. Letzten Endes wäre eine möglicherweise gerichtliche Auseinandersetzung darüber, wer die Kosten denn nun tragen soll, völlig sinnlos, da diese Auseinandersetzung mehr Geld kosten würde, als der Einsatz selbst. Außerdem müsste man dem Patienten ja erst einmal nachweisen, dass er in der Lage sei einzuschätzen, ob oder ob nicht in diesem Moment ein Notfall vorliegt.

Also in der Zusammenfassung kann man wohl sagen: wenn man glaubt eine Notfall zu haben bei dem es um Leben und Tod geht, dann ruft man selbstverständlich den Rettungsdienst. Wenn man eine schlimmere Erkrankung hat, die dringlich im Krankenhaus behandelt werden sollte, ruft man ebenfalls den Rettungsdienst. Bei Dingen, die man nur zu Hause behandelt haben möchte-da hilft der Rettungsdienst nicht, denn dessen Hauptaufgabe ist es, einen Patienten ins Krankenhaus zu bringen und vorher zu stabilisieren. Bei so etwas wäre dann der kassenärztliche Notdienst eher zuständig. Bezahlen wird man allerdings in keinem der Fälle müssen, es sei denn es liegt ein absichtlicher Missbrauch des Notrufes vor

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Anästhesist und Notfallmediziner

Lunameele  20.08.2022, 15:41

Sehr gut erklärt mit Empathie. Durchleuchtet aus jeder Sicht unvoreingenommen!!!!

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Anrufen

Niemand erwartet von einem medizinischen Laien, möglicherweise noch in einer Ausnahmesituation, eine adäquate Bewertung wie schlimm ein medizinischer Notfall nun ist.

Deshalb empfindet es der Gesetzgeber als vollkommen normal, dass sich die Situation vor Ort dann auch mal als harmlos herausstellt und der Rettungsdienst unverrichteter Dinge wieder abzieht.

Ja, ein (Not-)Arzt kann für diesen Fall eine Untersuchung & Beratung abrechnen - da diese aber im Rahmen eines mutmaßlichen Notfalls stattfand, ist die Krankenkasse zur Übernahme der Kosten verpflichtet und am Patienten bleiben maximal die 10 € Eigenanteil hängen.

Dementsprechend, wenn du dir unsicher bist:

Anrufen oder nicht?
  • Wenn du anrufst und es dann doch harmlos war, passiert nichts Schlimmes und es gibt auch keine Kostenfalle.
  • Wenn du nicht anrufst und es doch was Schlimmes war, ist der Mensch ggf. tot.

Ziemlich klare Sache, findest du nicht?

Der einzige Trick ist, dass du am Telefon die Wahrheit sagen musst. Also dass du nichts von "ganze Hand abgesägt" erzählst, wenn sich jemand mit dem Zwiebelmesser den Finger angeritzt hat.

Anrufen

Du kannst ja vorher nicht wissen, dass es Dir 10 Min. später wieder besser geht. Und ich glaube auch nicht, dass der Krankentransport wieder ohne den Patienten wieder wegfährt, wenn der vor 10 Min. Probleme mit dem Herz hatte...und es aber im Moment den Patienten wieder besser geht. Klar soll man nicht wegen jeden Wehwehchen gleich den Notarzt rufen...das kann dann natürlich sehr teuer werden, wenn sich alles als ein quasi Fake Anruf wegen einem Schnupfen erweist.


Sabbi999  20.05.2022, 06:03

kenne einen Fall , Notarzt gekommen, Patienten untersucht und er ist dann zu Hause geblieben . Notarzt hat aber darauf hingewiesen das man den Notarzt noch einmal rufen kann wenn es dem Patienten wieder schlechter geht . War allerdings zu Corona hoch Zeiten

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